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Prignitzer43
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Re: Geburtsgeschichten

von Prignitzer43 am 25.10.2009 03:46

1. Ich freue mich, hier wieder was von Dir zu lesen, liebe Kirsten.
2. Dass ich Anna das Beste wünsche fürs Auf-die-Welt-Bringen des Kindes, das da in ihr wächst, werdet ihr mir gewiss abnehmen.
3. Wenn ich bei der Geburt unserer Tochter anwesend gewesen wäre und ich hätte auch nur das Geringste von Schmerz an meiner Frau beobachtet, gäbe es unseren ein Jahr und zehn Monaten danach geborenen Sohn nicht.
4. Nun plädiere ich nicht dafür, dass wir wieder in die Zeit kommen, dass eine Frau vom Lande, wenn sie nicht rechtzeitig vor der Hebamme zu liegen kommt, ihr Kind während der Feldarbeit zwischen den Runkelrüben zur Welt bringt , oder, ist's eine Putzfrau, beim Stiegenhausputzen. Andererseits ist Schwangerschaft und Gebären keine Krankheit. Auch nichts Absonderliches, nichts Außergewöhnliches, nichts, dass einen in Panik oder panikartige Geschäftigkeit treiben sollte. Zumal heutzutage, wenn zur Befruchtung Fähiger und für die Befruchtung Empfängliche eventuelle Risiken nicht in Kauf nehmen wollen, vielleicht nicht zur Empfängnis, aber zum Austragen der Empfängnis durchaus Nein sagen können. - Was ist es denn, angehende Großmutter, dass Dich um und um treibt? In Dir tief drin, die Anna, obwohl schon des Längeren aus dem Haus, schon des Längeren verehelicht, dennoch nicht als Eigen- oder Selbstständige von Dir anerkannt? Was, außer dass Du die Schwangerschaft zur Kenntnis nimmst, hat diese Schwangerschaft für Dich denn noch so an sich? Dein Kind behüten, dass schon jahrelang kein Kind mehr ist? Deiner Tochter sagen, was gut oder weniger gut für sie ist, weil sie, sich selbst zu leben, in Deinen Augen noch nicht die rechte Befähigung hat? - Deine "Geburtsgeschichten" lesen sich gut, schreiben kannst Du, aber warum jetzt Dein Leben mit dem Leben dieser jungen Frau verquicken, die da grad schwanger ist? Glaubst' nicht, die Anna kann für sich selbst sorgen? Und wenn nicht, Psychologin, dann weißt Du doch ganz sicher, nun sind die bis jetzt nicht aus dem Feuer geholten Kartoffeln, auch nicht mehr in Sicherheit zu bringen. Leben, nimm Deinen Lauf!
5. Anna wird's schaffen. Und Rainer wird hoffentlich wissen, dass es es keine Kunst ist, Samen zu verschleudern, sondern die Aufgabe heißt: Vatersein. Was da irgendwann zur Welt kommt, muss in sie hineinbegleitet werden. Das ist um einiges schwieriger als beim Orgasmus eine Zeugung bewerkstelligt zu haben. Das kann nämlich jeder Gesunde, das Zeugen; das macht ein Reflex. Aber das Kind-in-die-Welt-zu-begleiten macht kein Reflex; das braucht Bewusstheit.

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Prignitzer43
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Re: It`s gay to smoke!

von Prignitzer43 am 25.10.2009 02:42

Nee, Kai, das macht es beileibe nicht besser. Homophobie spricht viele perfide Sprachen. Sie wird auch immer wieder für irgendwas genutzt. Schwul oder gay als Schreckgespenst. So nach dem Motto: "Männer, wollt ihr etwa 'ne Scwuchtel sein?!" Gay steht für alles "Unmännliche". Gay steht für das Gegensätzliche von MANN im Sinne gesellschaftlicher Übereinkunfte. Der Schwule untergräbt das gesellschaftlich verabredete Bild vom Mann. Er führt die von der Gesellschaft dem Mann verordnete sogenannte gesellschaftliche Geschlechter-Rolle ad absurdum. "Wat is'? Die brauchen keene Frau für Küche, Kochtopf, Kinder. Und die legen keenen Wert darauf, der Herr im Haus zu sein? Det Famiilienoberhaupt?" - Klar, das kratzt den gesellschaftlichen MANN wie die gesellschaftliche FRAU gleichermaßen an. Es stellt das für gesichert Angesehene in Frage. was man in der Menschheitsgeschichte noch nie hat durchgehen lassen, dass wer das als gesichert Angesehene in Frage stellt. Sonst hätte es beispielweise in der frühen europäischen Neuzeit weder Hexenprozesse, noch Ketzerverbrennungen gegeben.

Homophobie, irrational, aber mannigfaltig instrumentalisiert, wird wohl nie aussterben. Wichtig aber, dass wir uns davon nicht einschüchtern lassen. Und wichtig zu wissen, je weniger wir uns davon einschüchtern lassen, je aggressiver wird Homophobie. Inzwischen sprechen Homophobe schon von der Gefahr der "Homosexualisierung" unserer Gesellschaft. Ich meine, ich hätte nix dagegen, weil: je mehr Homosexuelle, je größer meine Auswahl oder meine Chance für was im Bett, aber leider, leider hatte der Chefredakteur der "WELTWOCHE", der das Wort "Homosexualisierung der Gesellschaft" im August dieses Jahres in die Welt gesetzt hat, nur Homophobie im Kopf. Schwule werden nicht mehr, nicht weniger. Natur "weiß", was sie "tut". So schwulenfreundlich ist sie nun auch wieder nicht, dass sie die Menschheit aussterben lässt. Wenn sie ausstirbt, hat Menschheit sich allenfalls an ihren produzierten Schadstoffen vergiftet. Wir Schwulen können ihr nicht den Garaus machen. Warum auch sollten wir das auch können wollen? Im Gegenteil. "Los Heten, zeugt Schwule, wir brauchen Frischfleisch." (Na ich vielleicht nicht mehr, aber Du vielleicht, Kai. Man soll ja nicht nur an sich denken, nicht wahr?)

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Prignitzer43
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Re: 11. Oktober - Coming Out Tag

von Prignitzer43 am 25.10.2009 02:36

Das Outen... alles andere, als ein einmaliger Akt. Ja, einmal fängt man an. Nimmt allen Mut zusammen, gibt sich einen Ruck, holt tief Luft und hebt an: "Hört mal, ich muß euch was sagen..." Aber dieses "Hört mal..." oder "Hör mal..." oder "Hören Sie mal..." nimmt nie ein Ende. Und noch eine lange Weile braucht's Mut, muss man sich einen Ruck geben, tief Luft holen, bevor man anhebt, sich zu offenbaren. Das keinem Menschen Schaden Zufügende preiszugeben bedarf einer Courage, als ginge es darum, ein Verbrechen einzugestehen. - Der blanke Irrsinn, aber Realität. Bis dieser Irrsinn einen so was trotzig macht, dass man denkt und fühlt(!): 'Ihr könnt mich mal alle..', und daraus folgt, dass man dann sagt: "Ach übrigensl, fallls es euch interessiert, ich bin schwul." Dann hat man's geschafft! Irgendwann bin ich da angekommen, und in dem Moment hatte ich mir eine Freiheit erobert, eine von denen, die jedem Menschen zusteht: Er selbst zu sein. Und wem er so nicht der Rechte ist, der soll sich zum Teufel scheren. Was übrigens, meine langjährige Erfahrung(!), sehr selten passiert, dass man jemandem durchs Outen nicht mehr der Rechte ist, wenn man dem oder der Betreffenden vor dem Outen der Rechte war. Klar hört man zuweilen: "Das hätte ich nicht gedacht." Aber dann wird man oft demonstrativ in die Arme genommen. Worauf man aber nicht spekulieren sollte. In einem drin sollte bleiben: Wenn wer mein Outen nicht schluckt, der/die soll seiner/ihrer Wege gehen. Der/die ist meiner nicht würdig. Was scheren mich Engsinnige?!

Und der Anlass für diese meine Antwort: der Coming Out Tag. - Coming Out Tag ist für einen Schwulen schier jeder Tag. Einmal ist nicht grad keinmal, aber immer mal wieder bleibt einem nicht erspart.

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Prignitzer43
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Re: Etwas über das Wahrheit-Sagen im engsten persönlichen Bereich: Partnerschaftspflege

von Prignitzer43 am 23.10.2009 00:20

(Ausschließlichkeit, Teil 2 meines Beitrags)

Da es bei diesem Thema ja ums Wahrheitsagen geht, und ich im ersten Teil meines Beitrags behaupte, Wunsch und Wille nach sexueller Ausschließlichkeit müssen von Teufel erfunden worden sein, weil dieser Wunsch und dieser Wille dem Lug, dem Trug alle Tore öffnen, hier also ein paar Anmerkungen im Umkreis von: Wie sag’ ich’s meinem Partner/meiner Partnerin, wenn’s schief gegangen ist mit Wunsch und Wille nach der Ausschließlichkeit? Oder sag’ ich lieber gar nichts? Oder wenn es sich nicht vermeiden lässt, über gewisse Stunden meiner Abwesenheit Rechenschaft abzulegen, erfinde ich dann plausibel Klingendes, das alle Realität außen vorlässt? Die leidige Dienstreise, die es in Wahrheit aber gar nicht gab oder wenn sie gab, unternahm ich sie mit Arbeitskollegen, -kolleginnen, weiter nix. Die Überstunden, die ich aber überhaupt nicht zu leisten hatte? Das Unwohlsein, das mich daran gehindert hat zu kommen; ich musste leider im Bett bleiben, was ich ja auch musste, aber nicht im eigenen und auch nicht bedauerlicherweise? Und so weiter, und so weiter... Soviel Lug, soviel Trug, soviel Varianten, sich in ein unverfängliches Licht zu stellen. – Sogenannte Betrogene (blödes Wort!) können zahllose Lieder singen, worauf sie alles reingefallen sind.

Aber es gibt ja auch, und das zu betrachten ist allemal interessanter... es gibt ja auch das Nach-Hause-Kommen und dann irgendwann, gleich oder später, die Rede: „Schatz, du hör mal, ich muss dir was sagen...“ – Die Wahrheit nämlich.

„Früher“, und diese Phase währte lange... früher, da dachte ich über das Wahrheitsagen: sofort, rigoros, alles auf den Tisch, jedes Detail... so und so war das, das hab’ ich dabei gedacht, dabei gefühlt, so war mir, und das war’s, und Punkt. – Wahrheit jeder Zeit jedem Menschen zumutbar. Bedenkenlos.

Heutzutage, und diese Phase ist noch eine relativ junge.... heutzutage, da bin ich mir unsicher, sowohl über das ‚sofort’, als auch über das ‚rigoros’, sprich ‚alles auf den Tisch, jedes Detail’. Warum heutzutage meine Unsicherheit? Weil ich nicht mehr sicher bin, ob jedem Menschen, und wenn schon jedem Menschen, dann womöglich nicht jederzeit die Wahrheit zumutbar ist. Ist zumutbar ohne Bedacht tatsächlich Ehrlichkeit, weil man dem/der Anderen Ehrlichkeit schuldet. Ist jene Ehrlichkeit, wie ich sie früher propagierte/lebte, tatsächlich entstanden, weil ich dem/der Anderen gegenüber ehrlich sein wollte, oder diente diese meine Ehrlichkeit womöglich vor allem mir selbst: So(!), mir was von den Schultern gekippt, von der Seele geredet, vom Gewissen genommen. – „Sieh zu, was du damit anfängst, ich war jedenfalls ehrlich.“ – Wo mitschwingt, ob man es will oder nicht: „Ja, ja, ist hart, seh ich ein, aber hättest du es lieber gewollt, dass ich dich belüge oder über was im Unklaren lasse?“ Und dadurch, könnte nicht sein: Das Wahrheitsagen, die hohe Tugend des menschlichen Miteinander, eventuell mutiert oder verkommen zum niederschmetternden Steinschlag: „Was willste noch mehr, ick zieh’ mit nischt intern Berg.“

Heutzutage glaube ich: Die Wahrheit ist nicht in Bausch und Bogen jedem Menschen zumutbar, und denen sie zumutbar ist, ist sie in aller Regel zumutbar immer nur zur rechten Zeit, und zu dieser mit bedachtsamer Wörterwahl, und im Tonfall die Liebe oder zumindest die Achtung dem/der Zuhörenden raushörbar. Denn Wahrheit ohn’ all’ Bedenken kann den Menschen, der sie vernimmt, traumatisieren. Wer beispielsweise aus allen Wolken fällt, kann sich den Hals brechen.

Das ist nun wohl auf jedes Wahrheitsagen anwendbar. Was speziell das Wahrheitsagen beim nicht Eingehaltenhaben von sexueller Ausschließlichkeit angeht, gibt’s noch einen anderen Weg, der das Überlegen, wie, wann sag’ ich die Wahrheit oder sage ich sie lieber nicht, hinfällig macht: Das Drübersprechen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.

Nehmen wir die Erstverliebten aus, die Vierzehn-, Fünfzehn-, Sechzehnjährigen, die zum ersten Mal auf ein Liebeslager gefallen sind und, wenn’s beim ersten gemeinsamen Orgasmus gewirbelt hat, als hätt’ man den Himmel in Gänze auf die Erde gezogen, felsenfest glauben, die Liebe pur gefunden zu haben. Aus denen wird sowieso kaum mal Partner und Partnerin; die Zeit, dass man „heiraten musste“, ist Gott sei Dank vorbei. – Also, die Erstverliebten oder Erstgetriebenen ausgenommen, wäre es doch wohl möglich, dass die, die schon mannigfaltig Sex hatten, kennen, nun meinen, den Lebenspartner/die Lebenspartnerin gefunden zu haben, die Gretchen-Frage stellen. Nun nicht: „Heinrich, wie hältst du es mit der Religion?“, sondern: „Liebster/Liebste, wie hältst Du es mit der sexuellen Ausschließlichkeit?“ Und wenn sich Beide klar gemacht haben (siehe Beitrag 1 meiner Auslassungen), das sie nun mal nicht auf einer einsamen Insel leben, also erotische/sexuelle Reize die Fülle sie umgeben, dann könnte man doch übereinkommen: „Du, ich liebe dich, und Du liebst mich, und wo trotzdem wer wem mal im Bett oder auf irgend’ner Wiese erliegt, was ficht uns das bei all unseren sonstigen Gemeinsamkeiten denn an?!“

Teil 2 eines Diskussionsbeitrages.

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Prignitzer43
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4. Nachricht

von Prignitzer43 am 22.10.2009 01:55

Aufgetaucht nach körperdingt längerer Abwesenheit, habe ich mich diskutierend wieder eingemischt. Warum soll, was ich ins Leben gerufen habe, Ihr alle mitgetragen habt, und zwar tüchtig, wieder einschlafen?

Liebe Grüße Euch allen!

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Prignitzer43
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Re: Etwas über das Wahrheit-Sagen im engsten persönlichen Bereich: Partnerschaftspflege

von Prignitzer43 am 22.10.2009 01:47

Meine konsequent subjektive und absichtlich zugespitzte Betrachtungsweise nach folgendem Zitat:

Beschickert und auch hinreißend unreif hatte man zwar keine Geigen, dafür aber E-Gitarren am Himmel und eigentlich keinen Sinn für Ausschließlichkeit. Somit fiel ein Grund für Unehrlichkeit flach...sozusagen.
Puck Grünenwald


Tja, die Ausschließlichkeit, die sexuelle, dieses „Du, Du, Du allein“... eine Sehnsucht, die vom Teufel erfunden sein muss, weil ein Verlangen, das allüberall Unehrlichkeiten gebiert, dass es zum Himmel schreit. Wer sexuelle Ausschließlichkeit erwartet und verspricht,. egal ob aus Kalkül oder Wunschdenken, egal ob wider besseren Wissens oder ob man sich in seinem Kopfe den Menschen in illusionären Farben malt... wer auf eine derartige Ausschließlichkeit setzt, öffnet Lug und Trug alle Tore Denn eine derartige Ausschließlichkeit ist letztlich eine Unmöglichkeit, denn sie ist wider die libidinöse Natürlichkeit. Wer Ausschließlichkeit propagiert, ist darauf aus, den Menschen seiner sexuellen Natürlichkeit zu entkleiden und ihn auf eine Formel zu reduzieren. Was schief gehen muss: Denn des Menschen Natur ist (wie die Natur insgesamt) mächtiger als jeder Versuch, sie auf Dauer zu minimieren, zu kanalisieren, zu disziplinieren. Es sei denn, wir geraten in die totale Stumpfsinnigkeit. In die Blödigkeit des Leibes und der Seele. Wir werden Hülle, die nichts mehr umhüllt. Alle Sinne erstorben. Verfall total. Endstation. Wer diese aber nicht erreicht hat (und wer möchte die schon erreichen?), in dem ist die Natur, auch die libidinöse, unausgesetzt im Gange, ob man will oder nicht. Edelmut hin oder her. Willenstärke desgleichen. Selbst Kasteiungen auf Dauer ohne Effekt; zudem ein inhumaner Akt an sich selbst, eine Selbstverstümmelung. Tja, und trotzdem diese sexuelle Ausschließlichkeit von Vielen vielmals erwartet. Vielen vielmals versprochen. – Warum? Gründe die Fülle. Aber bei Lichte betrachtet sind es nur zwei: ein unehrenhafter und ein irrationaler. Der irrationale: man möchte nicht verletzen, nicht verletzt werden; der ganz und gar unehrenhafte: jede Art von Besitzdenken..

Über den unehrenhaften Grund, das Besitzdenken, muss nicht lange nachgedacht werde. Wer Ausschließlichkeit einfordert, weil Partner/Partnerin zum Besitz erklärt wird wie im alten Testament Haus, Hof und Vieh (9.u.10.Gebot), ist nicht bedenkenswert, sondern schlichtweg unter unakzeptabel zu verbuchen. Denn dergleichen hat mit Partnerschaft oder Liebe nichts zu tun; sondern ist ein Synonym für Leibeigenschaft.

Der irrationale Grund: den Partner/die Partnerin nicht verletzen bzw. von ihm/ von ihr nicht verletzt werden wollen. – Und nun die Frage: Einer/eine hat mit einer/mit einem neben der Partnerschaft her, sprich: außerhalb der Partnerschaft seinen/ihren sexuellen Gelüsten Raum gegeben, sprich: die Libido hat alle Vorsätze in punkto sexuelle Treue überrannt. Warum verletzt dies den Partner, die Partnerin? Was ist denn das Verletzende? – „Der Verrat“, sagen die Meisten. Aber ich habe noch niemanden gefunden, der mir den angeblichen diesbezüglichen „Verrat“ näher hat definieren können. Das einzige, was halbwegs aufgeschlossene Zeitgenossen noch sagen: Das ginge nicht von ihrem Verstand aus. Das sei eine Sache des Gefühls. Man fühle sich wie eine/einer neben anderen. Aber man möchte doch, dass man für jemanden der/die Einzige ist. Rundum und ewig.

Ja, ja, sage ich dann immer, das wäre ja auch gegeben, wenn es die sprichwörtliche einsame Insel gäbe. Zwei Menschen in der totalen Isolation. Aber normalerweise und gesünderweise(!) ist man von Menschen umgeben. Und da funktioniert es nun mal nicht mit „der Einzige/die Einzige“. Jedenfalls nicht auf Dauer. Jedenfalls nicht im Sexuellen. In oder mit der Liebe auch nicht immer, aber das mit der Liebe hat eine weitere Dimension, die der emotionalen Bindung an einen Menschen. Diese Bindung fließt zwar oft auch in sexuelle Begierden ein, aber nötig ist den sexuellen Begierden von Natur aus eine emotionale Bindung an das „Objekt der Begierde“ höchst selten, um sich zu aktivieren, zu entfalten, zu entladen. Triebe bleiben letztlich Triebe. Nicht vordergründig dem Gott Amor verpflichtet, sondern zuallererst dem Gott Eros. Und wenn wir uns schon oft, wie jeder Mensch weiß, Gott Amors Diktaten nur schwerlich zu entziehen vermögen, ob wir bereits gebunden sind oder nicht; Gott Eros diktiert ungleich drastisch diktatorischer. In starken Momenten kann man sich dem womöglich dennoch entziehen, aber wehe, Gott Eros’ Diktat erwischt uns in schwachen Moment, sagen wir mal, wenn wir zuvor schon Gott Bacchus gehuldigt haben. Mir ist noch nie zu Ohren gekommen, dass Weingenuss Liebende hervorgebracht hat, aber oft genug, dass selbiger Genuss dem Sex alle hinderlichen (Skrupel-)Barrikaden aus dem Weg geräumt hat. – Mensch lässt sich gehen. Oder konkreter: Der Mensch lässt seinem sexuellen Wesen freien Lauf. Und wer den Menschen auch als sexuelles Wesen und nicht nur als zur Liebe fähiges begreift, kann da wohl kaum von Verrat sprechen. Sondern müsste sagen: Sein/ihr sexuelles Wesen hat es nötig gehabt, zum Zuge zu kommen. Und ich war nicht greifbar und außerdem, ich bin ja im Bett nicht mehr die absolute Überraschung. – Ja, ja, mag sein, schon richtig, höre ich zuweilen, aber wenn schon nicht der Gedanke an Verrat, aber dann bleibt ja immer noch die Angst. – Welche Angst? – Na, die Angst vor dem Vergleich. – Ja, die kann aufkommen, sag ich, aber eigentlich nur, wenn Gott Eros mit Gott Amor gemeinsame Sache gemacht hat. Ansonsten ist sie in aller Regel unnötig, weil nichts eine geringere Halbwertzeit hat als sexuelle Glut. Klar ist der neue Sexpartner/die Sexpartnerin im Vorteil, aber der ist ein höchst flüchtiger, sich baldigst verflüchtigender. Sexuelle Neugier, das „Frischfleisch“ bald „abgehangenes Fleisch“, wenn die Liebe nicht mit im Spiele ist. – Ja, und wenn nun Liebe mit im Spiele ist? – Nun ja, keine Partnerschaften ohne Risiko. Mag man nicht glauben, muss man sich aber jeder Zeit vor Augen führen. Ein Risiko bleibt’s immer, sagten sich einst, nämlich vor vorgestern 31 Jahren, Frau und Herr R., die standesamtliche Trauung überstanden. Ein Risiko bleibt’s immer. Schon deshalb, um sich nicht in trügerischer Sicherheit zu wiegen, die einmal gewonnene Liebe ist ewig, weiteres sich um dieselbe Bemühen unnötig.

Und jetzt führe ich hier ein Wort ein, das die deutsche Sprache nicht kennt. Die kennt zwar um-denken, aber nicht um-fühlen. Und mir wollt’ mal jemand weismachen, dass es dieses Wort nicht gibt, weil man zwar sein Denken ändern, aber seine Gefühle nicht derart in den Griff kriegen könnte. Ich aber sage: Man kann dies. Und wer daran zweifelt, stellt unserer Psyche ein Armutszeugnis aus, nämlich das, sich nicht entwickeln zu können. Also: so geboren, so gestorben. Und alle Welt an allem schuld. – Nein, ist sie nicht, und den Gefühlen ist aufzuhelfen. Bertolt Brecht nannte das mal: Die durch Denken gereinigten Gefühle. Und wenn man das tagtäglich auslotet, kann es zum Erfolg führen. Und irgendwann sagt man vielleicht: „Gestatten wir unseren sexuellen Trieben, was diesen Trieben nun mal innewohnt, das nimmermüde nach dem Unbekannten Gierende. Und danach treffen uns zum gemeinsamen Frühstück.“ – „Aber nicht in aller Hergottsfrühe.“ – „Nö, so um die Mittagszeit, wär’ dir das recht?“

Und am End noch eine persönliche Erfahrung: Selbst wenn neben der Partnerschaft noch weitere Liebe im Spiele sein sollte. – Des Menschen Herz oder Seele oder emotionales Vermögen ist nicht so eng, wie alle Schulweisheit oder „Romeo und Julia“-Lektüre uns weis machen will. Wir können auch zwiefach oder noch mehrfacher gleichzeitig lieben, ohne die/den links und die/den rechts zu vernachlässigen.

Ein Diskussionsbeitrag.

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Prignitzer43
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3. Nachricht

von Prignitzer43 am 18.08.2009 01:17

Liebe Freunde und Freundinnen,
ich muss mich zur Zeit im Internet kurz fassen, muss ausnahmsweise mal meinem Körper folgen, der momentan nicht mitspielt, wie ich gewohnt bin, dass er mitspielt. Und da mein literarisches Schaffen vor allem anderen Tun rangiert, bitte ich Euch alle, mir nachzusehen, dass ich nicht nur bei Yasni, sondern auch in der Community zur Zeit eher sporadisch in Erscheinung trete. Augenblicklich fehlt es mir an der Kraft, hier täglich und mit vollem Einsatz zu agieren. Das hält hoffentlich nicht lange an. Ich lebe nicht gern auf Sparflamme!
Bitte seht mir auch nach, dass ich mal für eine Weile auf Nachrichten nur verzögert reagiere.
Was Aktivitäten (Beiträge) in der Community betrifft, so werde ich allerdings, selbst wenn ich nicht reinschaue, dennoch auf dem Laufenden gehalten. Da hilft mir Bettina. Und aus den Augen verliere ich unsere Community ohnehin nicht.

Euch allen liebe Grüße -
HERMANN,
der sich garantiert bald wieder rappelt; der ist doch eigentlich so'ne Art "Stehaufmännchen". Und überhaupt, so schlecht geht's ihm nun auch wieder nicht. Der muss momentan nur leider ein wenig auf sich achten. (Sehr unbequem!)

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Prignitzer43
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Re: Etwas über das Wahrheit-Sagen im engsten persönlichen Bereich: Partnerschaftspflege

von Prignitzer43 am 14.08.2009 15:34

Bettina hat ihren Beitrag auch in ihr Yasni-Profil gestellt. Dort fand ich jetzt folgenden Kommentar von Irini Al-Sghir; ich halte ihn für derart bemerkenswert, dass ich ihn hier einfüge:

Absolute Ehrlichkeit erfordert ein hohes Mass an Einsatz und Beziehungsarbeit. Denn alte tiefe Verletzungen aus der Vergangenheit die mangelndes Selbstwertgefühl, Eifersucht, Besitzergreifen usw. hervorrufen, müssen somit nochmals angeschaut und geheilt werden. Ebenso wird man mit seinen anerzogenen bezw. kulturell bedingten falschen Moralvorstellungen konfrontiert. Doch gelingt es dem Paar sich diesen Ängsten und Schattenaspekten zu stellen, dann ergibt sich eine Dynamik zwischen den beiden, die zu grossem schöpferischen Potenzial und einer hohen geistigen Entwicklung führen wird.

12.08.2009

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Prignitzer43
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Re: Das Bereitsein zur Toleranz - erlernbar? lehrbar?

von Prignitzer43 am 04.07.2009 03:10

Liebe Sigrid, Deinen Beitrag zu diesem Thema gerade nochmals gelesen. Deine Überlegungen wie Deine Schlussfolgerungen sind prächtig, aber: Du sprichst ja bereits als jemand, der sich bewusst ist, dass er hier und da nicht tolerant ist, jedenfalls nicht in aller Öffentlichkeit, weil... weil... weil...

Will sagen: Dir ist ja bereits bewusst:

„Toleranz entsteht durch die Fähigkeit mich in Frage stellen zu können, mich außerhalb der vielleicht allgemein herrschenden Meinung zu stellen; entsteht durch die Überwindung meiner Angst, die Anerkennung durch andere zu verlieren, durch die Überwindung meiner Angst ausgegrenzt zu werden.“


Will sagen, Du kennst die Gründe der Grenzen Deiner etwaigen Nicht(öffentlichen)-Toleranz. Was ja nicht gleich Intoleranz ist, sondern mehr ein Wegschauen, statt Hinschauen, mehr ein „Lieber-nicht-Farbe-Bekennen“, wogegen Intoleranz ja ein (oft sogar lautstark-aggressives) Ablehnen ist, ein (einem Todesurteil nahezu vergleichbares) Verurteilen.

Will sagen: Du sprichst lediglich von jemandem, der sich nicht traut, in der Öffentlichkeit Toleranz anzumahnen, obwohl er weiß oder zumindest ahnt, dass Toleranz am Platze wäre.. Du sprichst lediglich von jemandem, der konfliktscheu ist, weil Konflikte auszutragen gesellschaftlichen Liebesentzug bedeuten könnte:
„Ich habe Angst nicht geliebt zu werden! Das tiefste Bedürfnis eines jeden Menschen ist es geliebt zu werden!“


Will sagen: Der Mensch, von dem Du da sprichst, muss nur lernen (so schwer das auch sein mag), dass zwar das Bedürfnis legitim ist, geliebt zu werden, nur ist jenes Bedürfnis, geliebt zu werden, sozusagen „vom Teufel“, wenn es so weit geht, dass man von all und jedem/jeder geliebt werden möchte. – Beliebt sein wollen rundum, bringt einen letztlich um. Man geht seiner Persönlichkeit verlustig, man wird zur verwechselbaren, zu austauschbaren Person.

Ach Gott, Sigrid, wie weit wären wir in „Sachen“ Toleranz, wenn Menschheit mehrheitlich schon so weit wäre, sich mit den Gedanken rumzuschlagen, die Du in Deinem Beitrag benannt hast. Denn vor solchen Menschen, die um die Gründe ihrer Nicht-Toleranz wissen, ist mir nicht bange. Mit denen kann man reden. Und solange man miteinander redet, ist Mord und Totschlag gebannt.

Aber ich habe bei meinen Fragen (Toleranz erlernbar, lehrbar) leider an jene Zeitgenossen und -genossinnen denken müssen, die, sind sie intolerant, von keiner Überlegung angekränkelt sind und damit ihre intolerante Position (als wäre es das Natürlichste von der Welt) zum Maß aller Dinge machen.

Beispiel: Wenn meine um die 80jährige Tante Ortrud aus Heilbronn am Neckar bizarr gekleidete Jugendliche am Fußwegrand sitzen sah, sagte sie, als müsste es klar sein, dass das alle Welt so sähe: „Also da kann man ja nun sagen, was man will, so was hat es bei Adolf nicht geben.“ Oder: Wenn ebendiese Tante vier Bananen kaufen wollte, und ich sagte: „Da drüben, siehst’ es, da gibt’s welche, da am Gemüsestand“, dann sagte Tante Ortrud: „Da drüben, da beim Türken? Na so weit kommt’s noch. Vielleicht mach’ ich die noch reich.“ Oder: Ich mich bei Tante Ortrud nicht als schwul geoutet, ich aber irgendwie im Gespräch das Wort Homosexualität in den Mund genommen, schnappte meine Tante Ortrud nach Luft, lief feuerrot hat und japste: „Also weißt du, das muss ich dir mal sagen... also vor diesen SCHWULEN und diesen... diesen.. [sie fand das Wort nicht]... diesen... diesen [jetzt!] L-LESBEN... also ich sag Dir was: Vor denen ekel ich mich!“

Tja, und diese meine Tante Ortrud, in diesem Jahr wird sie 90... also solche Menschen, die gibt’s, so meine Erfahrung, flächendeckend allüberall, mal 80 Jahre alt, mal auch erst 18 Jahre jung. Und mit denen geredet, ist in den Wind geredet. Die kann man sich, auch das leider Gottes meine Erfahrung, nur vom Leibe halten, wie ich mir jene Tante Ortrud seit Jahren vom Leibe halte.

Und nun nochmals die Frage: Toleranz erlernbar, lehrbar? Oder anders gefragt: Gibt es, um eine Formulierung meines Freundes David Warschauer aufzugreifen, tatsächlich >Grenzen der Aufklärung<? Und wenn ja, wie geht man damit um?
Probleme schafft man ja nicht aus der Welt, indem man ihnen den Rücken kehrt, wie ich meiner o.g. Tante den Rücken gekehrt habe. Oder doch? Oder wie?

Alles nur Fragen.

(3:14h. Zum Noch-mal-Durchlesen keine Kraft mehr. Ich hoffe, irgendwelche Tippfehler beschädigen die Verständlichkeit nicht. Wenn ja, nachfragen.)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.07.2009 03:17.

Prignitzer43
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Re: Prostitution

von Prignitzer43 am 20.06.2009 03:35

Na das ist ja ein herzerfrischender Beitrag! Alles in Kürze abgedeckt, was die Sexualität angeht. - Bist Du immer so kurz und knapp, Ulrich? Ist bewundernswert. Kann ich nicht, kann mich nicht so kurzfassen; bin einer mit der prosaisch langen Leitung. (Dein Beitrag, Ulrich, klingt, als wäre es der eines Naturwissenschaftlers oder Mediziners.)

Ja, ja, die Sexualität... Also Natur, uns den Trieb eingepflanzt, will ja nicht mehr, als dass wir die Art erhalten. aber das ist ja in aller Regel schnell geleistet. Nachkommen "zu produzieren", dazu braucht's ja nicht viel Trieb. Also da könnte die Libido uns ja mit... sagen wir mal: 35... verebben, wenn wir bis dahin nicht allzu schlafmützig waren. Und bis 35, wer ist da schon diesbezüglich schlafmützig? - Also 35 geworden, und wir hätten's geleistet. Mehr will Natur nicht. Aber wir wollen mehr, und wenn möglich, bis dass der Tod uns wegrafft. Wir haben, weil die Natur aus lauter Vorsicht uns reichlich mit dem Fortpflanzungstrieb bedacht hat, noch mächtig viel Trieb übrig. Und damit beginnen die Probleme. Wobei ich jetzt nur von Männern reden möchte; Frauen müssen sich da schon selbst zu Wort melden.

Also die Probleme der Männer.... Tja, wie ist das? Dieser und jener findet genug im häuslichen Zweierbett Dieser und jener findet da zwar nicht genug, aber den Rest besorgt er sich selbst. Dieser und jener findet noch was relativ kostengünstig neben dem häuslichen Zweierbett; der hat noch 'ne Sekretärin oder sonst 'ne Kollegin, die nicht abgeneigt ist...
Und die so was alles nicht oder nicht ausreichend genug haben? Na dann kann man diesen Männern nur wünschen, dass sie Geld haben. Und wenn sie Geld haben, dann kann man diesen Männern nur wünschen, dass die Prostitution hoffentlich, hoffentlich nicht irgendwelchen Prüderien zum Opfer fällt. Aber eigentlich ist sie den Prüderien (oder der sogenannten "bürgerlichen" Wohlanständigkeit) schon lange zum Opfer gefallen. Denn anstatt, dass Sexarbeiterinnen (und Sexarbeiter!!!) ihre Dienste auf der Stadt Marktplatz anbieten dürfen, und da gehört es hin, sind solche Dienstleistungen in jeder Stadt Grauzonen zu finden, weil dorthin sind sie abgedrängt worden. Und was Grauzonen gebären... na ja, "der Mensch ist ein Abgrund; es schwindelt einen, wenn man hinunterschaut" (Büchner). Also ist alles möglich: Ausbeutung wie Gesundheitsgefährdendes. Was es auch auf dem Marktplatz geben würde, aber längst nicht in dem Maße wie in der Schmuddelecke, auf dem Hinterhof einer Gemeinde.

Tja, aber um die Prostituion auf dem Marktplatz zu gestatten, müssten wir wohl allesamt zunächst unser Verhältnis zur Sexualität überdenken. 1. müssten wir uns eingestehen, das Sexualität zu den Grundbedürfnissen gehört wie Essen und Trinken, und auch so darüber gesprochen werden muss. Und wie Essen und Trinken ist auch Sex keine "Ferkelei", irgendwas, was man verbergen muss. Und 2. sollten wir zumindest darüber nachdenken, ob sexuelle Ausschließlichkeit (gemeinhin 'Treue' genannt) naturgegeben ist. In der Realität sieht's jedenfalls nicht danach aus.

Danke, Ulrich, für Deinen Beitrag!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.06.2009 03:41.
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