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Bettina

64, Weiblich

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Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von Bettina am 11.05.2009 20:56

Ich bin nicht „liebens-würdig“ weil ich alle mit Nettigkeiten totschlage; ich bin *liebens-würdig* weil ich in gegenseitiger Achtung – mir und dem Anderen gegenüber – die Wahrheit sage.

Dieser Satz von Sigrid bietet eine Zusammenfassung, die ist zum Hinter-den-Spiegel-stecken !

Ich will hier auch nicht verschweigen, dass es nicht viele Menschen gibt, die das so sehen, und dass meine hier dargelegten Gedanken gut dazu geeignet sind mir neue Feindschaften einzuhandeln.

Sigrid, ich liebe Dich für diesen Beitrag!

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Bettina

64, Weiblich

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Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von Bettina am 10.05.2009 22:58

Liebe Sigrid,
Deine Hinweise sind für mich sehr hilfreich, danke! Der Weg, alle Du-Botschaften zu vermeiden und statt dessen Ich-Botschaften zu benutzen ist so einleuchtend, ich frage mich, wieso ich nicht selbst schon darauf gekommen bin. Was ja noch nicht bedeutet, dass ich diese Regel jederzeit mühelos werde umsetzen können, aber ich werde mich darin üben. Beim ersten Schritt, mir das klar zu machen, hast Du mir jedenfalls prima unter die Arme gegriffen, den zweiten Schritt (Praxis) muss ich nun alleine tun. Und was die Wirkung dieser Vorgehensweise anbelangt glaube ich, David hat wohl Recht: es ist nicht immer einschätzbar, ob ich - obwohl ich mit meiner Botschaft strikt bei mir selbst bleibe - meine Gesprächspartnerin oder meinen Gesprächspartner trotzdem verletze. Aber dann würde ich wohl in Kauf nehmen (müssen), jemanden zu verletzen. Ein solches Beispiel hast Du ja auch angeführt, Sigrid: Deine sogenannten Heulis bei yasni.

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Bettina

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Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von Bettina am 09.05.2009 16:55

Liebe Sigrid,
die Antwort des Menschen in dem von Dir geschilderten Fall gefällt mir sehr.
"Weil ich das so entschieden habe" lautet sein Satz auf die Frage, warum gibt es keine Gespräche / Unterhaltungen mehr zwischen uns. Eine so kluge Antwort spontan zu finden halte ich in der Praxis aber für schwierig.
Ich stelle mir vor, der von Dir beschriebene Mensch trifft seinen Bekannten unvermittelt auf der Straße und wird mit der Frage konfrontiert, warum meldest du dich nicht mehr bei mir (so ähnlich könnte es ja verlaufen). Und Herr X (so nenne ich den Menschen jetzt mal) wird an die fruchtlosen Debatten erinnert, die er mit seinem Bekannten früher mehrfach geführt hat, bis er sich irgendwann geschworen hat, nie wieder.
Herr X könnte auf die Frage nun sagen, ich möchte mit deiner Besserwisserei und mit deinen ewigen Versuchen, mir deine Meinung aufzudrücken, nichts mehr zu tun haben. Oder er könnte sagen, du hast mir noch nie zugehört, sondern hörst nur dich selbst gern reden. Oder er könnte sagen, meine Zeit und Kraft sind mir zu schade für Begegnungen, die zu nichts führen. Oder er könnte sagen, ich habe beschlossen, Personen zu meiden, von denen ich nur Oberflächlichkeiten zu erwarten habe.
Herr X lässt sich aber nicht zu einer solchen oder ähnlichen Antwort hinreißen, sondern er sagt lediglich, "weil ich das so entschieden habe" sehen wir uns nicht mehr. Ich glaube aber, an dieser Stelle müsste Herr X das Gespräch auch ganz schnell beenden und den Moment, den sein Bekanner noch verdutzt dasteht nutzen, um zu gehen. Denn vermutlich wäre jener mit der Antwort nicht zufrieden und würde nochmal nachhaken.
Mir gefällt die Antwort, weil Herr X die Wahrheit gesagt und trotzdem seinen Bekannten nicht verletzt hat. Das wäre mir vermutlich nur dann gelungen, wenn ich die Frage per Brief erhalten hätte und mir deshalb ausreichend Zeit zur Verfügung gestanden hätte, über meine Antwort nachzudenken.
Im Allgemeinen sind wir ja eher bereit, Ausflüchte zu erfinden (jedenfalls viele von uns), als die Wahrheit zu sagen. Aber die Wahrheit zu sagen und trotzdem nicht zu verletzen halte ich für große Kunst. Lässt sich sowas lernen?

Mir fällt da noch etwas ein: Geht es mir eigentlich wirklich immer darum, meinen Gesprächspartner oder meine Gesprächspartnerin nicht zu verletzen oder bin ich einfach nur zu feige, zu sagen, was ich denke? Denn wenn ich beispielsweise sage, ich möchte die Bekanntschaft mit dir nicht pflegen, weil du mir zu oberflächlich bist und mich die Gespräche mit dir langweilen, dann muss ich ja auch damit rechnen, dafür als arrogant zu gelten oder gehasst zu werden.

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Bettina

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Die Vorzüge des Altwerdens kann ich nicht erkennen...

von Bettina am 19.04.2009 11:05

...zumindest nicht im Hinblick darauf, wie wir von anderen wahrgenommen werden. Auch wenn es so ist, dass viele Menschen mittleren Alters sich selbst als jünger aussehend als sie sind einschätzen (habe ich auf der yasni-Seite von Mario Wiegel gelesen), der Blick anderer ist in der Regel realistischer. Und das ist auch nur natürlich und in Ordnung so, nur mag ich mir das nicht so zurechtbiegen, als wäre es auch noch etwas Vorteilhaftes. Also, ich habe früher immer behauptet, ich kriege es überhaupt nicht mit, ob auf der Straße einer hinter mir herschaut. Aber wenn ich jetzt mit meiner Tochter unterwegs bin, bekomme ich sehr wohl mit, dass sie angesehen wird. Und durch mich kuckt Mann bereits hindurch als sei ich schon ausgemustert. Na, da habe ich mich selbst ertappt dabei, dass ich das dann doch nicht so toll finde.
Hierzu passend habe ich ein Sonett von Shakespeare gefunden. Er beschreibt den altersbedingten Verfall - der uns ja alle erwischt, wenn wir nicht vorher sterben - ganz ohne Beschönigung. Allerdings, seine Lösung für dieses Dilemma finde ich persönlich nun überhaupt nicht tröstlich. Er schlägt vor, rechtzeitig ein Kind zu zeugen, welches dann Schönheit im Sinne von Jugendlichkeit und sexueller Anziehungskraft weiterträgt, auch wenn man selbst es nicht mehr ist.
Hier also nun Shakespeares 2. Sonett, ins Deutsche übertragen von Martin Flörchinger:

Wenn vierzig Winter Dein Gesicht verheeren
Und tiefe Furchen in die Stirn Dir graben,
Wird Deine Schönheit, die wir jetzt verehren,
Den Wert von weggeworfnem Kehricht haben.

Wenn man dann fragt: Soll das die Anmut sein,
Die uns einst so beglückt in frohen Tagen,
Der eingefallnen Augen trüber Schein?
Das wäre Schand' und Spott - nicht zu ertragen!

Du hättst von Deiner Schönheit mehr Gewinn,
Könntest Du sagen: Hier, mein zarter Erbe
Macht alles gut, verdeckt, was ich jetzt bin,
Die Schönheit bleibt, auch wenn ich selber sterbe.

Du bliebest jung, und wärst Du noch so alt,
Dein Blut ränn' warm - und schien Dir's noch so kalt.

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Bettina

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Re: Geschichten vom Strich

von Bettina am 21.03.2009 09:48

Liebe Kirsten, als ich gestern hier drin war gab es gerade erst den ersten Deiner Beiträge. Und da hatte ich bereits gehofft, Du hast ihn ganz bewusst in der Rubrik "Kolumne" untergebracht, willst es also fortsetzen. Nun weiß ich es ja bereits, denn Du hast die späten Abendstunden genutzt, um uns noch mehr zu erzählen. Keine erfundenen Geschichten, sondern Einblicke in Leben. Ist eine außergewöhnliche Idee, das hier in dieser Form zu machen. Jeder dieser "Lebensschnipsel" spricht für sich, bedarf keines Kommentars. Ist aber Anstoß zum Nachdenken, zum Weiterdenken, berührt mich unmittelbar. Diese Kolumne hätte eine viel breitere Öffentlichkeit verdient, als die begrenzte in dieser Community.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.03.2009 10:02.

Bettina

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Re: DIE DRITTE TÜR ZUM OSTEN - Ich bewege mich mit meinen Gedanken und Geschichten gerne an den Rändern der breiten Straßen. Mit diese

von Bettina am 17.03.2009 19:35

Liebe Esther,
in meinem Kommentar vom 15.3. habe ich lediglich angemerkt, worauf ich beim Lesen dieser Geschichte gekommen bin. Den zentralen Aspekt: Protagonist der Erzählung begreift, Sexualität kann vielfältiger sein als von ihm bisher erkannt und gelebt, wollte ich nicht in Frage stellen. Das bedarf auch nun wirklich nicht noch einer Extra-Erklärung, liegt ja deutlich auf der Hand.
In diesem Punkt sind wir uns übrigens völlig einig, Esther, auch ich bin überzeugt davon, dass wir alle ambivalente Züge in uns haben. Was davon zum Tragen kommt, hängt von vielen Einflüssen ab. Von Natur aus sind wir bestimmt nicht so eingleisig auf das andere Geschlecht fixiert, wie viele glauben.
Und was nun die Erzählung betrifft, habe ich einfach versucht, Deinen Henry so genau unter die Lupe zu nehmen, wie es anhand Deiner Beschreibung möglich ist. Was ist das für ein Mensch? Er hat ja schließlich nicht nur sein Aha-Erlebnis, sondern kommt irgendwo her und geht irgendwo hin. Zwei Mal in der Geschichte beschreibst Du diesen Henry in Bezug auf eine Frau. Am Anfang steht diese Flirt-Geschichte (aus der ich etwas über diesen Mann ableite), am Ende sein Umgang mit seiner eigenen Frau (woraus ich natürlich auch etwas ableite). Es ist erstaunlich, dass ich genau diese Szene einzuordnen versuche, sagst Du? Sie sei "nur ein Mosaiksteinchen der ganzen Geschichte"? Von jedem Mosaiksteinchen erwarte ich eine Bedeutung für die Geschichte als Ganzes. Und irgendwo "hinpolen" will ich sie schon gar nicht, ich halte mich an das, was in den Zeilen steht.

Liebe Sigrid,
danke für Deine "harmonische Variante". Da hast Du schon genau erspürt, was mir Bauchschmerzen bereitet.
Aber es ist Esthers Geschichte, die sie eben so erzählt hat, wie sie sie erzählt hat. An Änderungsvorschläge hatte ich nicht gedacht. Dieser Henry wäre in Deiner Variante ein anderer Mensch, ein mir eher zugänglicher Mensch. Da aber Esther sich missverstanden fühlt, wenn ich mich mit ihrem Protagonisten in Bezug auf das andere Geschlecht auseinandersetze, halte ich es für besser, das hier nicht weiter zu diskutieren.
Ich glaube auch, das wäre ein grundsätzlicheres Thema (was erwarten wir von einer Partnerschaft; wie steht es um die Ehrlichkeit gegenüber Partner oder Partnerin; sollten wir vielleicht die Begriffe Sexualität und Liebe nicht einfach gleichsetzen u.s.w.). Hier fällt mir so manches ein, was aber nicht unter diese Geschichte, sondern in ein Extra-Thema gehörte.
Vielleicht kommen wir ja da mal hin, könnte interessant werden.
Herzliche Grüße, Bettina.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.03.2009 17:04.

Bettina

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Re: DIE DRITTE TÜR ZUM OSTEN - Ich bewege mich mit meinen Gedanken und Geschichten gerne an den Rändern der breiten Straßen. Mit diese

von Bettina am 15.03.2009 16:55

Eine Geschichte, auf deren besondere Atmosphäre ich mich erst ganz in Ruhe einlassen musste, um ihr folgen zu können. Was mich dann an dieser Geschichte berührte, überraschte mich selbst. Es war nicht die Tür, die dem Henry in der Erzählung im direkten wie übertragenen Sinne geöffnet wurde. Dessen Schlüsselerlebnis mag ein schöner, auch ein wesentlicher Aspket der Geschichte sein, beschäftigt hat mich aber sehr bald etwas anderes: Einen zentralen Raum nimmt ja die Beschreibung der Sexualität zwischen Enzo und Luca ein. Hier ist alles harmonisch, ganz selbstverständlich, ein schönes, gleichberechtigtes Geben und Nehmen. Geradezu beunruhigend liest sich für mich dann die Passage fast am Ende der Erzählung, in der Henry wieder zu Hause ist und eine sexuelle Begegnung mit seiner Partnerin beschrieben wird. Es sind nur wenige Sätze, aber hier, zwischen Mann und Frau, ist alles ganz anders als zwischen Mann und Mann. Hier ist plötzlich alles ganz ungleichgewichtig.
Der Zusammenhang zwischen Sexualität und Macht, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen, sollte die Leserin auf diese Fährte gebracht werden oder ist sie hier auf einen Nebenweg geraten? Das fragt mit einem Augenzwinkern und mit herzlichem Gruß Bettina.

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Bettina

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Re: Vorurteile gegenüber einer Kranken....

von Bettina am 14.03.2009 19:23

Liebe Marion, Du fragst, warum kranke Menschen plötzlich anders behandelt werden. Und ich habe mich beim Lesen des von Dir Geschilderten gefragt, wie hätte ich mich wohl verhalten? Angenommen, ich wäre vor und nach Deiner Erkrankung eine Kollegin von Dir gewesen, hätte ich warscheinlich auch versucht, besonders auf Dich zu achten, Dir vielleicht auch etwas abzunehmen, wo es möglich ist, vielleicht auch ohne Dich zu fragen, möglichst unbemerkt. Und damit hätte ich dann, wenn ich Dich richtig verstehe, schon alles falsch gemacht.
Du schreibst, dass Du über viele Wochen und Monate nicht dieselbe warst wie vor der Erkrankung, erzählst von der erst nach und nach wieder entstehenden geistigen Beweglichkeit. Den Menschen in Deinem Umfeld ist die Veränderung ja auch nicht entgangen. Vermutlich verhielten sie sich Dir gegenüber anders als vor Deiner Erkrankung, weil sie auf Dich achten und Dir helfen wollten, solange Deine Kraft noch nicht wieder die alte war. Und Du fühltest Dich, wenn ich Dich richtig verstanden habe, dadurch ausgegrenzt.
Wenn Dein damaliger Partner Dich gefragt hat, ob Dir dieses oder jenes auch wirklich nicht zuviel wird, wenn Deine Kinder Dich mit ihren Problemen lieber nicht behelligen wollten, dann geschah das ja warscheinlich in guter Absicht. Und auch aus der Verunsicherung heraus, was können wir ihr nun zumuten, was lieber nicht. Unsicherheit spielt bestimmt eine große Rolle, wenn wir uns nicht so verhalten, wie es gerade gut und hilfreich wäre.
Aber womöglich entstand auch in Dir selbst eine Verunsicherung dadurch, dass vieles nicht mehr so ging, wie vor der Erkrankung und hat Deinen Blick auf die Menschen, mit denen Du zu tun hattest, verändert?
Sehr gern möchte ich von Dir wissen, liebe Marion, welches Verhalten Du Dir von den Menschen in Deinem Umfeld damals gewünscht hättest. Was wäre richtig und nötig für Dich gewesen? Hätten sie Dich einfach fragen sollen? Ignoranz aller Veränderungen wäre ja wohl auch kein Weg gewesen, oder? Hast Du versucht, darüber zu reden, was für Dich gut wäre, was Du für falsch oder unnötig hälst?
Bitte verzeih mir meine ungeschickten Fragen, aber ich möchte es wirklich wissen. Jede und jeder von uns kann unvorbereitet mit einer ähnlichen Situation konfrontiert werden. Vielleicht kannst Du mir helfen, etwas zu lernen. Herzliche Grüße von Bettina.

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Bettina

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Re: Ich habe keine Ahnung....

von Bettina am 25.02.2009 22:23

Liebe Kirsten, mir ist es auch schon so gegangen, dass es manchmal drauf ankommt, wer es ist, der / die etwas tut, was mich stört. Zum Beispiel bei der Arbeit kommt es ja immer wieder mal vor, dass Fehler gemacht werden. Manchmal sind es einfach ärgerliche Sachen, die nicht passieren sollten, passieren aber nun mal. Und ich habe bei mir festgestellt, dass ich ähnlich gelagerte Fälle sehr verschieden bewerte. Mag ich die Person, die es verbockt hat, kann ich Fehler tolerieren, bei Leuten die ich ohnehin nicht leiden kann, sieht es anders aus.
Was das "meckern" deiner Nachbarin betrifft: tust Du denn Dinge, mit denen Du sie wirklich störst? Also, zum Beispiel indem Du ihren Lebensbereich beeinträchtigst, weil Du sie mit lauter Musik beschallst?
Jede und jeder kann alles tun, womit er / sie niemandem schaden zufügt, meine ich.
Und vor einer Stunde etwa habe ich bei meinen Nachbarn geklingelt und sie gebeten, ihre Musik etwas leiser zu stellen. Wenn mir laufend die Bässe von Rockmusik ins Gehirn knallen, kann ich nicht denken. Gehört zu den Dingen, die ich nicht tolerieren kann und rücksichtslos finde.
Liebe Grüße, Bettina.

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Bettina

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Re: Ich habs getan

von Bettina am 25.02.2009 21:41

Taucht da plötzlich so eine Geschichte auf meinem Bildschirm auf, verlangt gelesen zu werden, rüttelt mich ein bisschen und sagt:
He, schlaf nicht ein! Begreifst du denn nicht: du kannst alles an deinem Leben in Frage stellen. Musst du sogar. Und zwar immer wieder. Oder willst du vielleicht stumpf, bequem und stinklangweilig werden? Unzufrieden womöglich und für deine Umgebung unausstehlich?
Was? Nein, will ich natürlich nicht, aber...
Na, dann nimm deine paar Sinne gefälligst zusammen. Sei achtsam, neugierig und...
Ach, hör schon auf. Du bist eine Geschichte, stehst auf dem Papier, oder meinetwegen auf dem Bildschirm. Hast gut reden, theoretisch weiß ich das doch alles alleine.
Aber in der Praxis, wie sieht es da aus, hm?
Bin ich feige. Manchmal jedenfalls. Und ich ärgere mich hier und da über mich selbst. Wenn ich genau weiß, es ist mal wieder schief gelaufen, ich habe meinen Mund zur rechten Zeit nicht aufbekommen, nix gesagt, wo ich es hätte tun müssen, mich überfahren lassen, wo ich hätte einschreiten müssen und, und und. Sich selbst treu zu sein und sich nicht unterkriegen zu lassen ist schwer, ist dir das eigentlich klar?
Na ja, da will ich dir mal einen Satz zu bedenken geben: Das Schlachtvieh bekommt den Schlächter, den es verdient.
Also jetzt dramatisierst du aber. Obwohl, in der Konsequenz hast du wohl recht... Es kann sehr gefährlich werden, aus Feigheit mitzutrotten...
Na siehste, du weißt es doch. Findest du nicht, dass du geradezu verpflichtet bist, dein Rückgrat zu trainieren? Dir selbst geht es besser, wenn du tust, wovon du wirklich überzeugt bist. Den Menschen in deinem Umfeld oft auch.
Pass mal auf, es ist ja nicht so, dass ich mich immer und überall klein mache und unterordne. Manches gelingt mir und manches eben nicht. Aber wenn mir etwas gelingt, zum Beispiel nein zu sagen, wenn ich nein meine oder jemandem meine Meinung zu sagen, dann bin ich hinterher erleichtert und froh. Oder wenn ich mir überlege, ob ich mich hier einspannen lassen muss, dies oder jenes zu tun wirklich nötig ist und ich zu dem Schluss komme, NEIN, jetzt gehe ich in die Sonne oder lese das Buch, was mir unter den Nägeln brennt (nur so zum Beispiel), dann habe ich schon etwas für mich erreicht. Gelingt aber eben nicht immer.
Wollte doch auch nicht behaupten, dass du gleich dein ganzes Leben umkrempeln musst. Der Teufel steckt im Detail, meine Liebe, was in dir so drinsteckt schleppst du ja doch wieder überall mit hin.
Je nachdem, ein Riesenschritt in eine völlig neue Richtung, alles auf den Kopf stellen, das kann ja auch manchmal eine heilsame Chance sein.
Alles, was du willst und vermagst: ...sich wandeln dürfen, unlogisch handeln dürfen... hat André Heller vor vielen Jahren mal gesungen. Ich wollte dir doch nur ein bischen Mut machen. In die Hand nehmen musst du dein Leben ja wohl selber.
Ist klar. Ich werde den Kopf schon oben behalten, auch wenn der Hals mal dreckig ist.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.02.2009 21:25.
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