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Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Mein Sein - so wie ich bin

von Kai am 20.02.2009 18:27

Hey,

ich möchte gerne etwas über mich und mein Sein schreiben, denn das habe ich in dieser Form noch nicht gemacht, aber ich denke es ist an der Zeit. Es kommt eh alles zu seiner Zeit, genau dann, wenn es richtig ist.


Auch wenn ich noch ein relativ junger Mann bin ;-) so habe ich ja dennoch schon meine Lebenserfahrungen gemacht. Dass ich "anders" bin als die große Masse, das habe ich irgendwie schon immer gemerkt. Das fing schon mit weniger als einem Jahr an. Andere Kinder in dem Alter fangen an ihre Umgebung krabbelnd zu entdecken - ich nicht. Meine Eltern sind mit mir von Arzt zu Arzt, hatten Sorge, dass ich körperliche Behinderungen haben könnte. Die Ärzte konnten nichts finden, außer, dass ich wohl etwas faul sei :D

Auch später hatte ich wenig Bock auf das, was alle anderen Kinder machen wollten. Ich hatte nichts gegen Mädchen, spielte gerne mit ihnen und Fußball war nie so mein Ding. Ich baute gerne Höhlen und erforschte die umliegenden Felder mit ihren vielen Tieren. das konnte ich stundenlang machen.

Während meiner gesamten Schulzeit wurde ich immer wieder mit meinem "Anderssein" konfrontiert, denn ich hatte immer auch viele Freundinnen, was wohl den Neid so manches Jungen mit sich brachte, der gerne auch mehr Nähe zu seinem angebeteten Mädel gehabt hätte. An diese Zeit denke ich nur ungern zurück, denn es wurde auch viel gemobbt, wie man heute so sagt. Unzählige Male wurde ich vom Radweg abgedrängt und als Schwuchtel beschimpft. Eigentlich wusste ich lange Zeit gar nicht, was eine Schwuchtel ist, aber es musste wohl etwas schlimmes sein, denn es hörte sich böse an, wie es die Menschen zu mir sagten und mir abfällige Blicke zu warfen.
Später erfuhr ich, dass Schwuchtel oder Schwule auf Männer stehen, ja sich sogar in sie verlieben ;-) Ich hatte auch einen Freund, also eigentlich einen Kumpel, aber mit ihm machte ich dann auch erste sexuelle Erfahrungen. Es gab zudem einige Mädchen, später Frauen mit denen ich Beziehung einging, die aber nie lange hielten, denn irgendwas fehlte mir. Heute weiß ich, weshalb ich nicht glücklich wurde in dieser Zweisamkeit, aber damals hätte ich mir nie eingestehen können, dass ich einfach auf Männer stehe.

In dieser Zeit kam es aber immer wieder vor, dass ich merkte, dass Männer mich anziehen, doch die Zeit war einfach noch nicht reif, um es mir einzugestehen. Meine Eltern, ja eigentlich fast nur meine Mutter, fragten mich immer wieder, ob ich vielleicht schwul sei. Nee, das verneinte ich immer wieder heftig. Auch ihre Ausführungen, dass es überhaupt kein Problem für sie sei und sie nur möchte, dass ich glücklich werde halfen mir nicht. Ich versuchte es mir einfach ab zu gewöhnen, dachte, dass dieses Gefühl für Männer schon wieder vorbei gehen würde, doch es hielt sich einfach. Mit 23/24 Jahren beschloss ich dann, dass ich keine Frauen mehr unglücklich machen möchte, nur um die Fragerei von Freunden und Familie und mögliche Gerüchte zu vermeiden. Das war einfach nicht fair und da ich noch nicht bereit war mich zu outen lebte ich von nun an eben als Single. Ging eigentlich auch ganz gut und ich schaute zwar Männern hinterher, aber für ein inneres oder gar äußeres Outing war ich noch nicht bereit.

In der nun folgenden Zeit setzte ich mich mit meiner Homosexualität aber immer mehr auseinander. Dank Internet surfte ich auf Seiten, die sich mit Outing und den Problemen die damit verbunden sind beschäftigten. Ich fühlte mich verstanden, denn ich lernte, dass es noch ganz viele Schwule und Lesben gibt, die ein Problem mit ihrem Coming Out haben. Auch meldete ich mich in einem Forum an, welches ich beim googlen fand, in einem Medizinforum. Heute frage ich mich, was das Thema Homosexualität in einem medizinischen Forum sucht? Da muss man sich ja krank fühlen :rolleyes:


Nun ja, irgendwann kam dann der besagte Tag, dass ich mich meinen Eltern mitteilen wollte. Ich wusste nur überhaupt nicht, wie ich es anstellen sollte, aber meine Mutter nahm mir diesen Schritt dann irgendwie auch ab, indem sie während eines Gespräches einfach mal wieder, nach wirklich etlichen Jahren, fragte, ob ich denn nun Schwul sei oder weshalb ich keine Freundin habe. Der Zeitpunkt war gekommen und mir eine Vorlage gegeben, die ich "nur" bejahen brauchte. Gesagt, getan. Man war das eine Befreiung. Ich glaube ich habe an diesem Tag noch bestimmt 3 Stunden bei meiner Mutter gesessen und wir haben uns ausführlich über meine Bedenken, Ängste und Sorgen, aber auch meine Hoffnung und Wünsche für meine Zukunft und mein Leben gesprochen. Ich fühlte mich so verstanden, auch wenn ich noch Bedenken hatte, wie mein Vater reagieren würde, aber auch er war die Coolness in Person.

Das machte Mut und so outete ich mich immer weiter, zwar langsam und auch immer wieder mit Angst und Sorgen vor möglichen Reaktionen, aber wirklich ALLE in meiner Familie und Freundeskreis, ja sogar drei Kollegen, reagierten durchweg positiv und erleichtert, dass sie nun endlich wussten, weshalb ich schon so lange Single sei. Für mich war es eine aufregende und auch anstrengende Zeit, die mich immer wieder viel Kraft kostete, doch ich habe soviel mehr Kraft durch meine Liebsten bekommen und bin förmlich aufgeblüht. Heute kann ich stolz sagen, dass ich ein glücklicher Schwuler bin, hätte ich auch nie gedacht :cool:


Ein kleiner Wehmutstropfen bleibt: Mein Arbeitgeber die katholische Kirche, aber daran arbeite ich gerade ;-)



Liebe Gruß, Kai

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

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Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Re: Homosexualität und Beruf

von Kai am 20.02.2009 12:14

Huhu liebe Mitglieder :-)

als ich diesen Beitrag eben sah, wusste ist sofort, dass ich unbedingt etwas dazu schreiben muss, denn er könnte von mir handeln.

Ja, ich bin schwul und Angestellter der katholischen Kirche. Somit bewege ich mich immer wieder auf dünnem Eis, was wohl auch mit ein Grund dafür ist, dass ich lediglich im Freudeskreis und meiner engsten Familie geoutet bin.

Immer öfter stört es mich, aber ich liebe meinen Job und möchte ihn einfach nicht riskieren oder gar verlieren. Sicherlich weiß ich auch, dass mir so schnell nichts passieren wird, solange mir keiner meiner Kollegen oder aber gar die Herrschaften in der Führungsebene etwas wollen. Aber man weiß ja nie, denn es kann immer mal etwas passieren und schwups bin ich meinen Job los. Natürlich würde mich niemand kündigen weil ich schwul bin. NEIN, sowas würde nicht passieren, denn ich darf laut katholischer Kirche sogar schwul sein. Alles kein Problem, solange ich es nicht wage mein Schwulsein auszuleben, denn erst dann verstoße ich gegen die Grundsätze der kath. Kirche. Und das ich nicht dagegen verstoße, das musste ich bei meiner Einstellung unterschreiben, da ist die Kirche ganz gefuchst *grummel*


Naja, nun hab ich mich jedenfalls auf den Weg gemacht mein Leben in die Hand zu nehmen und werde mich weiterbilden, so dass ich irgendwann wenn ich keinen Bock mehr auf den Verein habe oder aber es "eng" wird, eine neue Stelle suchen kann. Man weiß ja nie....


Viele liebe Grüße, Kai

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

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