Älter werd ich ganz von alleine....

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Herbstfrau
Gelöschter Benutzer

Re: Älter werd ich ganz von alleine....

von Herbstfrau am 22.02.2009 12:33

Liebe Bettina, du hast mich richtig verstanden. Ich mag nur keinen erhobenen Zeigefinger, da reagiere ich zugegebenermaßen sehr impulsiv.

Jedem seine Meinung, das ist vollkommen richtig, und bitte keine Belehrung. Zum Glattbügen: Will ich nicht, mag ich nicht, nicht einmal mit nem Bügeleisen den Wäscheberg;-).

ich habe einige Bücher gelesen über dieses Thema- später gerne mehr hierüber.

Einen schönen Sonntag wünscht allen -die Regina- eine der Jungen Alten.

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SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Älter werd ich ganz von alleine....

von SigridEbert am 22.02.2009 11:34

Liebe Kirsten,

zuerst einmal das Wichtige: ich möchte die Bewertung – schwierig – mal weglassen, und mich rein auf das Beschreiben eines Zustandes oder Vorgangs beschränken, denn dann lässt es sich einfacher diskutieren ;-)

Es ist also nicht „schwierig“ es ist „anders“! Genauso „anders“ war es ja auch, als wir auf der Schwelle des Jugendlichen zum Erwachsenen standen! Wir kennen also solche Veränderungsprozesse sehr genau, haben wir doch alle solche schon in unserem Leben bisher durchlaufen. Nichts anderes passiert jetzt auch – wir stehen an der Schwelle zum dritten Lebensabschnitt.

Dummerweise wird dieser Abschnitt in unserer Gesellschaft entweder tabuisiert (gilt auf jeden Fall für das Altern des Mannes, denn Mann wird nicht alt – Mann wird interessant!) oder als Makel deklariert, dem man mit Tinkturen und Skalpell zu Leibe rücken muss. Gesellschaftlich wird also der Jugendwahn popagiert, und alle, fast alle rennen hinterher!

Deine Schilderung - Zitat: ... Fast alle meiner älteren Freundinnen tun irgendwie was, um "jung zu bleiben" ... Zitat Ende - zeigt das ja ganz deutlich.

Das sind Vermeidungsstrategien, Verdrängungsmechanismen um einen gesellschaftlich postulierten Makel nicht zu haben oder zu beseitigen. Dass das auf Dauer nicht funktionieren kann, wird jedem irgendwann einmal klar werden. Nur dann hat Mann/Frau bereits kostbare Möglichkeiten und Chancen vertan.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch noch folgenden Umstand näher beleuchten: wieso ist alt werden ein Synonym für Hässlichkeit, Krankheit und Senilität?

Mich beschleicht der Verdacht, dass ich es hier mit Indoktrination zu tun habe, denn einmal wertfrei und rational betrachtet, ist dass ausgemachter Schwachsinn!

Wenn ich eine gewisse Wertschätzung meines Selbst habe, ist es mir in jedem Alter wichtig attraktiv zu sein, und einen ästhetischen Anblick zu bieten - jedoch Altersgerecht!

Aus meiner früheren jahrzehntelangen Arbeit mit alten und sterbenden Menschen, kann ich sagen, dass ich viele Männer und Frauen bis ins hohe Alter von über 90 Jahren kennen gelernt habe, die ausgesprochen schön waren.

Nicht weil sie Chemie und Chirurgie in Anspruch genommen hätten, nein - weil sie einen hohen Selbstwert hatten, und deshalb achtsam, sorgsam und mit Liebe zum Detail mit sich umgingen. Ihnen war nicht egal wie sie gekleidet waren, ihnen war nicht egal ob sie gut frisiert waren oder nicht, ob es eine perfekte Rasur war oder nicht. Es gehörte einfach als Handlung ihrer Wertschätzung für sich selbst zum Alltag – es war ihnen wichtig, auf diese Details zu achten. Das hat mich schon damals tief beeindruckt, und mir Einblicke in einen Lebensabschnitt gegeben, der mir damals ja noch bevor stand.

Also „attraktiv sein wollen“ ist eine normaler Anspruch meiner Wertschätzung meines Selbst ohne ein Abhängigkeit zum Alter. Wenn ich das ablege, ist es auch nur wieder ein Verdrängungsmechanismus, eine Vermeidungsstrategie, nur in die andere Richtung! Ich mache mich gleich freiwillig alt und hässlich, dann habe ich dass schon mal hinter mir! Nein, auch so komme ich nicht zu Ziel!

Du fragst: „ Ist das denn nicht toll, die Ruhe und Gelassenheit? Nicht mehr so vielem hinter her zu jagen, langsamer zu ticken und irgendwie bewusster, so viele "Aufreger" nicht mehr ganz so aufregend zu finden...?“

Ja dass ist toll, nur dass das nicht über Nacht plötzlich so ist! Sondern das ist zum Beispiel einer der Prozesse, die ablaufen, sich entwickeln und zwar langsam, manchmal in Schüben, und oft nicht ohne Widerstände. Es geschieht ja etwas mit mir, das anders ist, unbekannt, neu, und das macht unsicher, oder auch mal Angst!

Wenn ich bewusst damit umgehe, in mich hinein horche, kann es mich begleiten und mich etwas lehren - oder ich renne davon, weil es mir Angst macht und ich finde mich im Fitnessstudio (wobei das auch differenziert gesehen werden muss, es gibt durchaus medizinische Gründe, sich sportlich zu betätigen, und zwar in jedem Alter) oder auf dem OP Tisch wieder, oder ich lasse mich gehen und vergammele!

Jetzt möchte ich hier eine Pause machen...

später geht es dann weiter... ;-)

Alles Liebe

Sigrid

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Bettina

64, Weiblich

Beiträge: 23

Re: Älter werd ich ganz von alleine....

von Bettina am 22.02.2009 11:27

Hallo, ich grüße alle, die sich hier bisher zu Wort gemeldet haben! Beim Lesen stelle ich fest, das Thema bewegt die Gemüter ganz schön.
Zu Hans möchte ich sagen, sich jung fühlen wollen (!) oder sich jung zu fühlen halte ich für einen Unterschied. Regina sagt, sie fühlt sich jung. Finde ich prima.
Liebe Sigrid, auch wenn Du mich jetzt für völlig naiv hälst, die Schublade Positivdenker fällt mir bei Reginas Zeilen nicht ein. Womöglich verbinden wir auch nur ganz verschiedene Sachen mit dem, was Regina sagt. Sich über kleine Dinge freuen können ist für mich etwas ganz konkretes, warscheinlich weil ich das auch kann.
Und Kirsten will es ganz genau wissen. Also, was beunruhigt mich?
Erstens: Die Aussicht auf Einsamkeit. Mein Mann, mit dem ich seit gut dreißig Jahren lebe, ist immerhin 16 Jahre älter als ich. Auch wenn ich nicht weiß, wie alt ich werde und mein Mann mich ja auch überleben könnte, solche Gedanken sind schon manchmal da.
Zweitens: Ich weiß, dass ich arm sein werde. Wir hatten über viele Jahre nur ein Einkommen, da mein Mann als Hausmann unsere Kinder konsequent bis zum Erwachsenwerden betreut und begleitet hat. Nun habe ich zwar keine Angst vor Armut, ich werde zurechtkommen, aber eine sehr verlockende Aussicht ist es ja trotzdem nicht.
Drittens: Verlust von Attraktivität wollte ich spontan für mich ausschließen, aber das stimmt wohl doch nicht. Landläufig schön war ich noch nie und Anmache hasse ich, also was solls? Na ja, mir ist aber nicht egal, wie mein Körper aussieht. Bisher bin ich noch schlank ohne je etwas dafür getan zu haben. Irgendwann, vielleicht bald, habe ich womöglich doch eine vermanschte Figur. Ist mir nicht egal, das gebe ich zu.
Viertens: Die Erkenntnis, meine Zeit ist endlich. Ich meine jetzt noch nichteinmal die konkrete Angst vor Krankheit und Sterben, weil ich die bisher nicht kenne. Es ist eher das Wissen, Lebenszeit ist kostbar. Müsste ich meine Zeit nicht eigentlich ganz anders nutzen? Warum kann ich das nicht?
Das sind die Dinge, die mir dazu als Erstes einfallen. Nicht lupenrein, vielleicht nicht logisch und bestimmt nicht vollständig.
Liebe Grüße von Bettina.





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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Älter werd ich ganz von alleine....

von Kirsten am 22.02.2009 10:48

Entschuldigung fürs Doppelposting, aber mir fallen grad noch ein paar Sachen ein:

Also erstmal: Unverschämt von mir, nach Details zu fragen, ohne selbst vorzulegen... deshalb: Ein Detail, das mir einfällt: Vermutlich bedingt durch die "Wechseljahre" : Ich heule... mir rinnen die Tränen runter von kitschiger Fernsehwerbung, kindischen Gefühlsausbrüchen im Fernsehen, Geschichten über arme Hunde und Katzen im Internet.... egal was, ich heule. Mir gehts gar nicht schlecht dabei... ich fühl mich sogar gut: Weich, fühlig eben... Ist mir nur peinlich vor anderen manchmal. Arne findet das niedlich... anfangs hat er sich erschreckt. Mittlerweile lachen wir beide gerne drüber. Ist irgendwie nix schlimmes, aber fällt mir eben so ein, als ein "psychischer Effekt" meines bescheidenen Älter werdens. Aber sowas meint ihr vermutlich gar nicht, denn die "Wechslejahre" sind ja wohl nur eine Übergangsphase... hoff ich jedenfalls...

Dann möchte ich noch was anmerken:

Nach einem übergeordneten "Sinn" des Lebens oder gar eines Lebensabschnitts frage ich nicht. Ist mir nicht wichtig. Ich lebe und guck mal, was kommt.
Durch gesellschaftliche Riten zur weisen Frau erklärt zu werden... mhmmm.. Ich kenne viele alte Frauen (und Männer), die ich nicht wirklich weise finde. Noch nicht mal klug oder so... und außerdem: Wer, wenn nicht ich selbst, kann mich zu irgendwas erklären? Und muss ich das eigentlich? Muss ich mich definieren? Nö... ich finde nicht. Und schon gar nicht, muss ich mich definieren lassen. Klar werde ich von außen definiert. Auch dem begegne ich sehr neugierig und finde es spannend. Manchmal find ichs gut, manchmal find ichs doof, aber so schrecklich wichtig find ichs nicht. Außer natürlich bei den Menschen, die mir wichtig sind, also... besonders wichtig. Aber eigentlich dürfen die auch von mir denken, was sie wollen ;) Nur, sehr wichtig ist es mir dann eben...

Lieben Gruß

Kirsten

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
(Hermann Prignitzer)

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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Älter werd ich ganz von alleine....

von Kirsten am 22.02.2009 09:35

Hallöchen :)

Na, dann mal immer her damit, mit dem "Eingemachten" ;) Was ist es denn genau, was das älter werden so schwierig macht? Was sind die "psychologischen Prozesse", die nicht von allein passieren? Was sind das für Grenzen, die eingerissen werden müssen?

Ist das denn nicht toll, die Ruhe und Gelassenheit? Nicht mehr so vielem hinter her zu jagen, langsamer zu ticken und irgendwie bewusster, so viele "Aufreger" nicht mehr ganz so aufregend zu finden...?

Ich frage das (so ähnlich) ja viele Freundinnen, die mehr oder weniger älter sind als ich... bisher habe ich in meiner Antwortkiste: Verlust von Attraktivität, Verlust von Fitness, und dann mit viel Abstand mal sowas wie Verlust beruflicher Aufstiegschancen (aber auch andersrum: Im Alter beruflich eher ernst genommen werden) und natürlich die Furcht vor Einsamkeit, vor Armut, vor Krankheit und Schmerzen und ... Angst vor dem nahenden Ende.

Fast alle meiner älteren Freundinnen tun irgendwie was, um "jung zu bleiben", von Sport über Diät zu Kosmetik bis zu jüngeren Partnern und Designerklamotten. Und alle sagen, sie haben ein Problem mit dem älter werden.
Für mich ist es wie oben beschrieben, ein Dämon, den ich nicht verstehe.
Was ist es bei Euch? Was ist denn mit dem älter werden? Erzählt mal bitte! (Wenn ihr mögt) Ich möchte das wissen.

Lieben Gruß

Kirsten

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
(Hermann Prignitzer)

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SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Älter werd ich ganz von alleine....

von SigridEbert am 21.02.2009 22:27

Liebe Regina,

natürlich kannst Du bei Deiner Einstellung bleiben - es ist ja Deine ;-)

Dennoch haben wir, Hans und auch ich, ebenfalls eine Einstellung zu diesem Thema, betrifft es uns doch auch beide ;-) und natürlich gehen wir auf unsere Weise mit diesem Thema um...

Und wenn ich Hermann richtig verstanden habe, geht es hier in dieser Gemeinschaft vor Allem und im Besonderen ums Detail! Das war und ist genau sein Anliegen - weg von der Oberfläche und mal tiefer graben und schauen, was da zum Vorschein kommt - wer bereit ist da hin zu schauen, ist hier genau richtig! :-)

Das ist es, was ich an der noch ganz jungen Gemeinschaft schätze - weg vom "Jubeln" und "Glattbügeln", und mal wirklich ans "Eingemachte" gehen.

Das ist sicher nicht jedermanns Sache, das muss es auch nicht... Doch es ist wichtig, diese Möglichkeit zu haben...


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Herbstfrau
Gelöschter Benutzer

Re: Älter werd ich ganz von alleine....

von Herbstfrau am 21.02.2009 14:40

Hallo Sigrid und Hans, ich bleibe bei meiner Einstellung. Im übrigen hielt ich es bei meinem ersten Beitrag nicht erforderlich, hier ins Detail zu gehen , deshalb nur angetippst.
Die "Fallen" liegen oft in einem selbst, die kann man umgehen oder sie in der Nähe ansehen und- eine Leiter dort erblicken. Euch liebe Grüße!

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SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Älter werd ich ganz von alleine....

von SigridEbert am 21.02.2009 14:39

Liebe Kirsten,

ja „Älter werden wir von ganz alleine“... das stimmt! Doch das ist nur die eine Seite der Medaille! Es beschreibt ja nur den äußerlichen physiologischen Vorgang; die andere Seite der Medaille ist der psychologisch, geistig, seelische Vorgang des „Älterwerdens“ und das geht nicht so von ganz alleine!

Wie Du mit dem physiologischen Vorgang des Älterwerdens umzugehen gedenkst, hast Du Dir ja genau überlegt, und Dein Konzept gefunden. Es ist nicht meines, aber das muss es auch nicht sein. Es lebe die Vielfalt! ;-)

Was mir fehlt, ist die wichtige Komponente des psychologischen, geistigen, seelischen Älterwerdens. Wie ich schon Regina erwiderte, ist das für mich der ganz entscheidende Punkt, und bestimmt letztlich die Qualität, mit der ich älter werden kann, und wird dann auch die Qualität sein, mit der ich mein Alter leben werde.

In alten Kulturen, und sicher auch heute noch in den wenigen ursprünglichen Gesellschaften, zu finden, wurden Frauen auf den dritten Lebensabschnitt durch eine Reihe von Riten vorbereitet, und erhielten danach einen ganz neuen Status in ihrer Gesellschaft – den Status der weisen Frau.

Wir sind heute weit entfernt von solchen sinnvollen und Sinn gebenden Bedeutungen des Lebens und gerade auch deshalb mit mehr Krankheit im Alter geschlagen, als notwendig wäre!

Würden wir uns nur wieder auf den Sinn eines jeden Lebenszyklus besinnen, würde auch die Gesellschaft wieder mehr gesunden können.

Aber es ist immer Zeit, etwas zu sehen, zu verstehen und dann zu ändern...

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SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Älter werd ich ganz von alleine....

von SigridEbert am 21.02.2009 14:14

Liebe Regina,

das „Älterwerden“ ist ein unglaublich komplexer Vorgang und lässt sich nicht mit guter Laune und ein paar Formeln aus der Kiste der Positivdenker bewältigen. ;-)

Nach meiner Erfahrung geht es hier um eine ganz neue Lebensqualität, die ich mir behutsam und langsam Stück für Stück
erarbeite, um es dann genauso behutsam, in mein Leben zu integrieren.

Das ist ein langer, oft auch verwirrender Prozess, in dem ich immer wieder an Grenzen, an eigene Widerstände, an Barrieren stoße, die ich einreißen muss, will ich da weiter gehen. Das erfordert viel Mut und Entschlusskraft, viel Liebe zu sich selbst, viel Verzeihen und viel Verstehen.

Es ist eine Metamorphose zum dritten Lebensabschnitt hin, die mich bereit macht, für das, was dort auf mich wartet. Und somit ist das „Älterwerden“ eine wichtige Phase, die ich sehr ernst nehme.

Sicher ist da auch viel Platz für ein Lächeln über sich selbst...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.02.2009 14:18.

Hans

75, Männlich

Beiträge: 14

Re: Älter werd ich ganz von alleine....

von Hans am 21.02.2009 12:41

Vorsicht, Regina, sich jung fühlen zu wollen kann auch ´ne böse Falle werden. Ich empfinde das Altwerden auch als eine echte Herausforderung, nicht einfach. Deshalb muss ich ja nicht gleich die Gehhilfe bestellen :-)

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