Geschichten vom Strich

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Esther
Gelöschter Benutzer

Re: Geschichten vom Strich

von Esther am 21.03.2009 10:58

Liebe Kirsten,

deine Geschichten vom Strich sind wirklich eine Bereicherung für dieses Forum. Sie gewähren Einblicke in eine andere Welt, von der man zwar weiß, über deren wirkliche Dimension aber man doch kaum etwas sagen kann, da man sich im Normalfall ja nicht kontinuierlich damit beschäftigt. Deshalb ist es eine wunderbare Idee, uns regelmässig ein Thema dazu näher zu bringen.

Dir persönlich möcht ich sagen: Ich habe ganz große Achtung vor deiner Arbeit! Und davor, wie du sie über lange Zeit bewältigst und reflektierst, ohne abzustumpfen. Denn ich glaube, es ist eine große Gefahr, nicht selber unempfindlich zu werden, auch nach längerem Kennen sich immer noch auf die Geschehnisse emotional einzulassen, immer auch noch die leisen Töne zu hören.
Ich wünsche dir, dass du dein Gemüt und dein grosses Herz nie verlierst.

Alles Liebe,
Esther

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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Geschichten vom Strich

von Kirsten am 21.03.2009 10:54

Lieber Kai :)

Haben wir mal wieder gleichzeitig gepostet... das kommt bei uns ja öfter vor ;)

Ja, ich denke, wir werden weiter finanziert. Aber eben deshalb, weil wir gut aufpassen, was wir wann wo wie sagen. Die ganz hohe Kunst der Diplomatie ist gefragt. Immerhin, wir kriegen wohl tatsächlich bald einen neuen Container und vielleicht kriegen wir tatsächlich etwas Geld für Dolmetscher. Es sieht also eher gut aus. Nur auch dafür haben wir oft die Klappe gehalten oder eben in anderen Momenten aufgemacht.

Und diese Zerrissenheit geht auch schnell auf jede einzelne von uns über. Ich bin manchmal so böse und würde die Frauen aus Bulgarien gerne wegschicken können. Voll Ausländerfeindlich kann ich sein. Einige Frauen würde ich am liebsten gegen ihren Willen erstmal in eine Einrichtung unterbringen, ihnen ihr Geld verwalten, sie "entmündigen". Manch eine würde ich gerne anzeigen bei der Polizei und sie unter Druck dazu bringen, auszupacken, um Hintermänner des organisierten Verbrechens dingfest zu machen. Und dann gibts wieder Momente, da würde ich eine Frau am liebsten einpacken, mit nach Hause nehmen, ihr ein Bad einlassen und das Gästesofa beziehen und ein warmes Essen machen....

Na ja, das mach ich alles nicht und ich krieg mich wieder ein. Bin ja Profi ;) Lösungen gehen anders.

Lieben Gruß

Kirsten

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
(Hermann Prignitzer)

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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Geschichten vom Strich

von Kirsten am 21.03.2009 10:37

Liebe Bettina :)

Danke :) Du hast das sehr schön geschrieben. Ich hatte gehofft, dass die Geschichten so aufgenommen werden :)


Diese realen Geschichten will niemand veröffentlicht wissen. Die Politik, Frauengruppen und diverse Hilfsorganisationen wollen Prostituierte ausschließlich als Opfer sehen, was sie dazu bringt, die Prostitution an sich zu bekämpfen und abschaffen zu wollen. Dass es Frauen gibt, die sich ganz bewusst für diesen Beruf entscheiden und die womöglich nicht mehr darunter leiden, als eine Bäckerin, die lieber lange ausschlafen möchte, das will dort (fast) niemand hören.

Die Hurenselbsthilfeorganisationen beharren darauf, dass es ausschließlich selbstbewusste und selbstbestimmte Prostituierte gibt. Alle anderen sind seltene Ausnahmeerscheinungen und eigentlich keine echten Huren.

Zwischen diesen Stühlen sitzt man, wenn man mit Straßenprostituierten arbeitet. Wir kennen beide Seiten und haben wesentlich mehr Frauen, die dort aus Not arbeiten und viel lieber etwas anderes machen würden, als selbstbestimmte, selbstbewusste Frauen, aber die haben wir eben auch. Also immer, wenn wir den Mund aufmachen, bringen wir eigentlich alle Seiten gegen uns auf.

Und was passiert beim braven Durchschnittsbürger, wenn er meine Geschichten liest? Er wird eine schnelle Lösung suchen und sie in der Idee finden, Prostitution abzuschaffen, zu reglementieren, strengere Strafen zu fordern, womöglich die EU-Erweiterung zurücknehmen zu wollen, usw. Das würde dazu führen, dass die Frauen weiterhin ausgenommen werden, nur dann viel mehr im Verborgenen, im Kriminellen, und niemand hätte mehr so einen Zugang in die Szene wie wir jetzt.
Hier ist es klein und fein, Bettina, hier sucht niemand die schnellen Lösungen, deshalb traue ich mich hier, diese Geschichten zu erzählen.
Ich hätte Angst davor, was passiert, wenn die Masse da draußen diese beinahe unerträgliche Realität erkennen würde.

Lieben Gruß

Kirsten

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
(Hermann Prignitzer)

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Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Re: Geschichten vom Strich

von Kai am 21.03.2009 10:12

Hallo liebe Kirsten,

auch ich habe Deine Berichte vom Strich wieder verschlungen, denn sie geben einen Einblick in ein Leben, welches so völlig anders verläuft und von großer Sorge und Verzweiflung gezeichnet ist :'(


Sie zeigen mir immer wieder, was alles passieren kann, wenn es ihm Leben anders kommt, als man es sich wünscht, man in die Mühlen kommt und von Menschen "fremdbestimmt" wird, weil noch jung und/oder naiv...


Ich bewunder Euer Engagement gerade ein weiteres Mal und kann garnicht sagen, wie toll ich es finde, dass es Organisationen wie die Eure gibt. Hoffen wir, dass auch weiterhin Gelder für solch wichtigen Projekte zur Verfügung stehen mögen ;-)

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

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Bettina

64, Weiblich

Beiträge: 23

Re: Geschichten vom Strich

von Bettina am 21.03.2009 09:48

Liebe Kirsten, als ich gestern hier drin war gab es gerade erst den ersten Deiner Beiträge. Und da hatte ich bereits gehofft, Du hast ihn ganz bewusst in der Rubrik "Kolumne" untergebracht, willst es also fortsetzen. Nun weiß ich es ja bereits, denn Du hast die späten Abendstunden genutzt, um uns noch mehr zu erzählen. Keine erfundenen Geschichten, sondern Einblicke in Leben. Ist eine außergewöhnliche Idee, das hier in dieser Form zu machen. Jeder dieser "Lebensschnipsel" spricht für sich, bedarf keines Kommentars. Ist aber Anstoß zum Nachdenken, zum Weiterdenken, berührt mich unmittelbar. Diese Kolumne hätte eine viel breitere Öffentlichkeit verdient, als die begrenzte in dieser Community.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.03.2009 10:02.

Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Geschichten vom Strich

von Kirsten am 21.03.2009 01:03

Silke ist im Ausstiegsprogramm. In der begleitenden Therapie erfahre ich ihre Geschichte.
Seit dem achten Lebensjahr vom Stiefvater missbraucht. Mehrmals pro Woche.
Mit 12 versucht sie, sich der Mutter anzuvertrauen. Die sagt, sie soll nicht solche Lügengeschichten erfinden.
Ihre 5 Jahre jüngere Schwester ist oft im Zimmer anwesend. Silke ist dann ganz still, damit die Kleine keine Angst bekommt.
Mit 17 zieht Silke zu einem Freund. Der ist 28. Sie zeigt den Stiefvater an.
Die Mutter verweigert die Aussage. Der Stiefvater widerspricht den Vorwürfen. Nur die Aussage der kleinen Schwester macht eine Verurteilung möglich. 8 Jahre Knast.
Die Mutter glaubt es immer noch nicht, bricht den Kontakt ab, unterstellt, Silke habe die kleine Schwester zu der Aussage erpresst.
Sikes Schwester stirbt auf dem Schulweg bei einem Autounfall. Silke glaubt an einen Racheakt, den der Stiefvater aus dem Knast heraus organisiert hat. Offiziell war es ein Verkehrsunfall. Sile hat Panik, zieht alle paar Monate um, bricht die Lehre ab, landet in der Prostitution.
Ein jahr später ein Anruf von der Mutter: Sie hat Krebs, nur noch Monate zu leben. Silke zieht zur Mutter, pflegt sie 6 Monate lang bis zum Ende, geht weiter anschaffen.
Lernt diesen super netten Mann kennen. Große Liebe. Endlich etwas Glück im Leben.
Der nette junge Mann wird eines Tages festgenommen. Zuhälterei in mehreren Fällen und Vergewaltigung einer Minderjährigen um sie zur Prostitution zu zwingen. Silke glaubt an eine Verschwörung. Er ist natürlich völlig unschuldig. Vor Gericht gibt sie ihm ein Alibi für die Tatzeit.
Mehrere Zeugenaussagen überführen den jungen mann trotzdem. 6 Jahre ist das Urteil.
Silke ist überzeugt, er sitzt unschuldig. Aber, sie will nicht mehr anschaffen gehen. Wenn er wieder raus kommt, will sie mit ihm zusammen ein solides Leben führen.
Silke möchte eine Lehre machen. Friseurin würde ihr gefallen. Zur Zeit bekommt sie Hartz 4. Sie kommt gut klar. Nur, dass sie keine Freunde hat, macht ihr zu schaffen. Alle Leute, die sie kennt, sind aus der Szene. Die Kontakte hat sie abgebrochen.
Ich bin zuversichtlich, dass Silke es schafft.


Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Geschichten vom Strich

von Kirsten am 21.03.2009 00:48

Mary ist 22 Jahre alt. Sie geht schon seit 6 Jahren anschaffen. Auf eigene Tasche- das meint: Ohne Zuhälter, aus freiem Willen.
Irgendwann sitze ich dabei, als Mary von "Ihrem" (=Zuhälter) spricht. Unprfessionell halte ich mein Entsetzen nicht zurück: "Mary, DU hast einen Zuhälter? DU? Wieso das denn?"
"Ach Kirsten, ich will wenigstens das Gefühl haben, nicht alleine zu sein in der Welt" sagt sie und sieht mich aus uralten Augen an.

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Geschichten vom Strich

von Kirsten am 21.03.2009 00:08

Kindergarten

Fünf Jahre ist es her, da waren sie plötzlich da. 5 sehr junge Mädchen, eine eingeschworene Gruppe. Eine Wohngruppe, betreut vom Jugendamt. Alle zusammen entdeckten das Abenteuer Straßenstrich. Cool! Sie waren ja so jung und so hübsch und sie gierten nach Anerkennung. Und die Fahrer der unzähligen Autos hielten alle an. Alle wollten nur noch sie, die jungen, die unverbrauchten, die fröhlichen jungen Mädels. Wir nannten sie "unseren Kindergarten". Sie brachten frischen Wind, die Bravo und Schminktipps und immer die neusten Hits für unseren CD-Player. So viel war nie gelacht worden in unserem Conatiner. Kindergarten eben.
Mehrmal täglich sammelte die Polizei die Mädchen ein und brachte sie nach Hause. Der Rekord waren 10 Minuten. nach 10 bis 20 Minuten waren sie nämlich wieder da. Minderjährige dürfen sich nicht prostituieren. Aber wie soll man sie davon abhalten, wenn man sie nicht einsperren darf?
Der Absturz war vorhersehbar. Nette, coole Typen mit Goldkettchen tauchten auf. Sie hatten ganz lustige Sachen dabei, alle Sorten von Drogen, die es gibt. Das war ja alles so lustig. Und man hatte ja Geld, mehr als alle anderen. Geld und Spaß und coole Typen mit coolen Autos und Drogen... das Leben war einfach nur schön.
5 Jahre ist das her. Zwei von Fünf sind noch da, gehen tapfer für Mr. Goldkettchen anschaffen. Die Kripo ist schwer hinter Mr. Goldkettchen her, aber keine sagt etwas böses über ihn. Er ist eben ein netter Kerl.
Eine war mit 15 in ein geschlossenes Heim gekommen, weil sie schwanger war und eine Kindesgefährdung verhindert werden sollte. Die zwei anderen haben wir lange nicht gesehen. Ob sie noch leben?

Wir konnten nichts tun. Nichts. Nur zusehen.

Cherry sagt: "Kirsten, warte ab. Eines Tages hör ich hier auf, dann werd ich solide. Du wirst schon sehen! Ich schaff das! Nächstes Jahr. Dann komm ich zu dir und sag: Jetzt will ich hier raus! Und dann mach ich Abitur auf ner Abendschule und so. Du wirst schon sehen!"
"Abgemacht, Cherry!" sag ich und geb ihr noch ne Handvoll Kondome mit auf den Weg. Die Nacht ist noch lang.

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Geschichten vom Strich

von Kirsten am 20.03.2009 23:44

Danny hat sich die lange Lockenpracht frisch gefärbt. Feuerrot.
"Guck ma, Kirsten, habbich neu gefärbt, ne? Musste mal wieder sein, ne? Aber sieht doch gut aus? Sieht doch gut aus so? Is besser jetzt, ne? Besser als vorher, ne? Oder, Kirsten?"
Alles an Danny, ihr Blick, ihre Gestik, ihre Körperhaltung, schreit nach Akzeptanz, vielleicht sogar Anerkennung, vielleicht sogar ein winziges Kompliment?
"Ja, schön, Danny. Richtig feuerrot! Das lodert bestimmt richtig, wenn die Sonne scheint, stimmts?"
Danny strahlt. Sie entspannt sich, lehnt sich zurück und nippt an ihrem Kaffee, nicht ohne sich noch einmal durch die langen Haare zu streichen.
Danny arbeitet für einen Mann, den sie liebt. Er hat noch eine zweite Frau. Jünger, hübscher. Die arbeitet auch für ihn. Mit ihr wohnt er zusammen. Mit ihr und den zwei gemeinsamen Kindern. Und dem Sohn von Danny. Der Älteste, schon 12 jahre alt. Der gemeinsame Sohn von Danny und dem Mann, den sie liebt. Das ist schon lange so. Danny braucht Anerkennung, Akzeptanz, wenigstens das Gefühl, gesehen zu werden. Er sieht sie nur, wenn sie Geld bringt. Also bringt sie Geld. Das wird sie tun, solange sie Geld auf dem Strich verdienen kann.
Vor vielen Jahren war der Mann mit seiner neuen, jungen Frau, ausgegangen. Danny hatte auf die Kinder aufgepasst. Ein Feuer brach aus. Danny konnte drei Kinder und sich retten. Ein viertes Kind hatte sie nicht tragen können. Die Feuerwehr musste sie mit Gewalt davon abhalten, sich erneut in die Flammen zu stürzen. Das Kind ist schwerstbehindert, lebt in einem Heim. Niemals werden der Mann und seine neue Frau Danny dies verzeihen. Und Danny sich selbst auch nicht. Sie wird Ihnen auch in 20 Jahren noch Geld bringen und jeden Tag darauf hoffen, dass eine von uns etwas Nettes zu ihr sagt.
Ich sage "Pumuckel" zu ihr. Dann lacht sie jedesmal.

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Geschichten vom Strich

von Kirsten am 20.03.2009 23:13

Mittwoch Abend, kurz vor 22 Uhr kommt Maria in den Container. Maria ist sicher über 60 Jahre alt. Dünnes graues Haar, mit einem Gummiband oberflächlich zusammengebunden, ein vielsagendes, lachendes Gesicht, nur leider fast ohne Zähne.
"Maria, hey, lange nicht gesehen! Kommst du grad erst?"
"Ja... ich war ja lange nicht hier. Weisste, meiner lag ja im Koma." ("Meiner" ist ein vieldeutiger Begriff in der Szene, meist "mein Zuhälter", aber eher liebevoll, wie "mein Freund, mein Mann... der von meinem Geld lebt")
"Wie, im Koma?"
"Ja, wegen dem Zucker, ne, da war der ja im Koma, 6 Wochen war er ja in Krankenhaus, da war ich den imma besuchen gegangen. Abba gezz isser wieder zuhause, aber da geht gezz nix mehr, der kann nur im Bett liegen"
Marias Mann habe ich nie gesehen. Aus ihren Erzählungen weiß ich, dass er so übergewichtig ist, dass er schon länger das Haus nicht verlassen kann. Sie leben von einer kleinen Rente, aber er ist Kettenraucher. Maria geht für seinen Tabak anschaffen. Im Schnitt hat sie alle drei Tage einen Freier, der- wenn überhaupt- schlecht bezahlt. Ich schätze, für 15 Euro muss sie 15 Stunden am Strich stehen.
"Gezz kann ich nur Nachts hier her kommen...ich muss imma erst auffen Pflegedienst warten. Der muss ja gespritzt werden. Und dann muss er essen, und dann kann ich her kommen. Aber nur kurz, weil, ich muss ihm ja seine Zigaretten drehen nacher, datt kanner ja auch nichmehr selba. Nachts weckt er mich alle Stunde für ne Zigarette zu drehen, kann ich gar nicht mehr durchschlafen. Na ja, so ist datt eben. Der hat ja sonst nix mehr von Leben, weisste..."
Als Maria geht, mache ich meinen Standardwitz: "Lass dich nicht von fremden Männern ansprechen!" rufe ich ihr nach. Ihr lautes Lachen hallt noch lange nach....




Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
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