Mein Sein - so wie ich bin

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Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Mein Sein - so wie ich bin

von Kai am 20.02.2009 18:27

Hey,

ich möchte gerne etwas über mich und mein Sein schreiben, denn das habe ich in dieser Form noch nicht gemacht, aber ich denke es ist an der Zeit. Es kommt eh alles zu seiner Zeit, genau dann, wenn es richtig ist.


Auch wenn ich noch ein relativ junger Mann bin ;-) so habe ich ja dennoch schon meine Lebenserfahrungen gemacht. Dass ich "anders" bin als die große Masse, das habe ich irgendwie schon immer gemerkt. Das fing schon mit weniger als einem Jahr an. Andere Kinder in dem Alter fangen an ihre Umgebung krabbelnd zu entdecken - ich nicht. Meine Eltern sind mit mir von Arzt zu Arzt, hatten Sorge, dass ich körperliche Behinderungen haben könnte. Die Ärzte konnten nichts finden, außer, dass ich wohl etwas faul sei :D

Auch später hatte ich wenig Bock auf das, was alle anderen Kinder machen wollten. Ich hatte nichts gegen Mädchen, spielte gerne mit ihnen und Fußball war nie so mein Ding. Ich baute gerne Höhlen und erforschte die umliegenden Felder mit ihren vielen Tieren. das konnte ich stundenlang machen.

Während meiner gesamten Schulzeit wurde ich immer wieder mit meinem "Anderssein" konfrontiert, denn ich hatte immer auch viele Freundinnen, was wohl den Neid so manches Jungen mit sich brachte, der gerne auch mehr Nähe zu seinem angebeteten Mädel gehabt hätte. An diese Zeit denke ich nur ungern zurück, denn es wurde auch viel gemobbt, wie man heute so sagt. Unzählige Male wurde ich vom Radweg abgedrängt und als Schwuchtel beschimpft. Eigentlich wusste ich lange Zeit gar nicht, was eine Schwuchtel ist, aber es musste wohl etwas schlimmes sein, denn es hörte sich böse an, wie es die Menschen zu mir sagten und mir abfällige Blicke zu warfen.
Später erfuhr ich, dass Schwuchtel oder Schwule auf Männer stehen, ja sich sogar in sie verlieben ;-) Ich hatte auch einen Freund, also eigentlich einen Kumpel, aber mit ihm machte ich dann auch erste sexuelle Erfahrungen. Es gab zudem einige Mädchen, später Frauen mit denen ich Beziehung einging, die aber nie lange hielten, denn irgendwas fehlte mir. Heute weiß ich, weshalb ich nicht glücklich wurde in dieser Zweisamkeit, aber damals hätte ich mir nie eingestehen können, dass ich einfach auf Männer stehe.

In dieser Zeit kam es aber immer wieder vor, dass ich merkte, dass Männer mich anziehen, doch die Zeit war einfach noch nicht reif, um es mir einzugestehen. Meine Eltern, ja eigentlich fast nur meine Mutter, fragten mich immer wieder, ob ich vielleicht schwul sei. Nee, das verneinte ich immer wieder heftig. Auch ihre Ausführungen, dass es überhaupt kein Problem für sie sei und sie nur möchte, dass ich glücklich werde halfen mir nicht. Ich versuchte es mir einfach ab zu gewöhnen, dachte, dass dieses Gefühl für Männer schon wieder vorbei gehen würde, doch es hielt sich einfach. Mit 23/24 Jahren beschloss ich dann, dass ich keine Frauen mehr unglücklich machen möchte, nur um die Fragerei von Freunden und Familie und mögliche Gerüchte zu vermeiden. Das war einfach nicht fair und da ich noch nicht bereit war mich zu outen lebte ich von nun an eben als Single. Ging eigentlich auch ganz gut und ich schaute zwar Männern hinterher, aber für ein inneres oder gar äußeres Outing war ich noch nicht bereit.

In der nun folgenden Zeit setzte ich mich mit meiner Homosexualität aber immer mehr auseinander. Dank Internet surfte ich auf Seiten, die sich mit Outing und den Problemen die damit verbunden sind beschäftigten. Ich fühlte mich verstanden, denn ich lernte, dass es noch ganz viele Schwule und Lesben gibt, die ein Problem mit ihrem Coming Out haben. Auch meldete ich mich in einem Forum an, welches ich beim googlen fand, in einem Medizinforum. Heute frage ich mich, was das Thema Homosexualität in einem medizinischen Forum sucht? Da muss man sich ja krank fühlen :rolleyes:


Nun ja, irgendwann kam dann der besagte Tag, dass ich mich meinen Eltern mitteilen wollte. Ich wusste nur überhaupt nicht, wie ich es anstellen sollte, aber meine Mutter nahm mir diesen Schritt dann irgendwie auch ab, indem sie während eines Gespräches einfach mal wieder, nach wirklich etlichen Jahren, fragte, ob ich denn nun Schwul sei oder weshalb ich keine Freundin habe. Der Zeitpunkt war gekommen und mir eine Vorlage gegeben, die ich "nur" bejahen brauchte. Gesagt, getan. Man war das eine Befreiung. Ich glaube ich habe an diesem Tag noch bestimmt 3 Stunden bei meiner Mutter gesessen und wir haben uns ausführlich über meine Bedenken, Ängste und Sorgen, aber auch meine Hoffnung und Wünsche für meine Zukunft und mein Leben gesprochen. Ich fühlte mich so verstanden, auch wenn ich noch Bedenken hatte, wie mein Vater reagieren würde, aber auch er war die Coolness in Person.

Das machte Mut und so outete ich mich immer weiter, zwar langsam und auch immer wieder mit Angst und Sorgen vor möglichen Reaktionen, aber wirklich ALLE in meiner Familie und Freundeskreis, ja sogar drei Kollegen, reagierten durchweg positiv und erleichtert, dass sie nun endlich wussten, weshalb ich schon so lange Single sei. Für mich war es eine aufregende und auch anstrengende Zeit, die mich immer wieder viel Kraft kostete, doch ich habe soviel mehr Kraft durch meine Liebsten bekommen und bin förmlich aufgeblüht. Heute kann ich stolz sagen, dass ich ein glücklicher Schwuler bin, hätte ich auch nie gedacht :cool:


Ein kleiner Wehmutstropfen bleibt: Mein Arbeitgeber die katholische Kirche, aber daran arbeite ich gerade ;-)



Liebe Gruß, Kai

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

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SigridEbert

71, Weiblich

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Re: Mein Sein - so wie ich bin

von SigridEbert am 20.02.2009 23:49

Lieber Kai,

Deine Geschichte „Mein sein – so wie ich bin“ hat mich berührt. Sie zeigt deutlich, dass eine Unklarheit über die eigene Identität Leid mit sich bringt. Für mich stellt sich die Frage, warum wir das unseren Kindern antun; wir legen sie geschlechtlich fest, vom ersten Atemzug an, ohne ihnen die Freiheit zu geben, es selbst heraus zu finden.

Es ist an der Zeit, dass wir uns von gesellschaftlichen Normen verabschieden, die Menschen kategorisieren wie Gegenstände. Jeder Mensch sollte das Recht haben, sein Lebenskonzept zu finden, ohne sich von anderen bewerten lassen zu müssen.

Dass die katholische Kirche Dein Arbeitgeber ist, ist natürlich schon eine schwierige Situation, die ich gut nachvollziehen kann. Ausgerechnet dieser Arbeitgeber zeichnet sich ja nicht durch besondere Toleranz aus, was das „Anderssein“ angeht! Jedenfalls hoffe ich für Dich, dass es gut geht!

Alles Liebe für Dich

Sigrid

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Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Re: Mein Sein - so wie ich bin

von Kai am 21.02.2009 09:31

Liebe Sigrid,

Danke für Deine Antwort. Es war mir ein Bedürfnis meine Gedanken und meinen bisherigen Lebenslauf mal nieder zu schreiben.

Ich wohne (leider) sehr ländlich und hier ist alles sehr überschaubar und jeder kennt jeden und redet über jeden. Ich glaube das Denken vieler Menschen ist einfach zu "hetero". Alles wird darauf ausgelegt, dass der Sohn irgendwann eine Frau findet, diese heiratet und Kinder in die Welt setzt. Kaum jemand denkt darüber nach, dass der Sohn vielleicht garnicht auf Frauen stehen könnte, lieber einen netten Mann mit nach Hause bringt und mit diesem eine Beziehung eingeht. So muss das eben wohl sein, denken viele...

Erst neulich erzählte mir ein schwuler Freund, dass seine Mutter ihn fragte, ob er in der Beziehung der Mann oder die Frau sei. Hallo??? Gehts noch??? Mensch, es muss doch nicht dieses steife Mann-Frau-Konstrukt unserer Großeltern sein, wo der Mann arbeiten geht, die Glühbirnen wechselt, jeden Samstag das Auto wäscht und die Frau ihn lecker bekocht, die Wäsche der Familie wäscht und sich in der Küche, ihrem Reich austoben darf. Manno man, wie kann man in der heutigen zeit noch so denken? Ich verstehe das nicht. Wieso sollte in einer schwulen Beziehung einer den männlichen, der andere den weiblichen Part übernehmen? Wozu, sind doch zwei erwachsene Männer. Wieso sollten nicht Beide vielleicht arbeiten gehen, dazu gemeinsam den Haushalt schmeißen und gekocht wird ebenfalls gemeinsam. Wieso kann nicht einfach jeder Partner, egal ob Mann oder Frau, sich mit seinen Stärken und Vorleiben einbringen? Ist doch eigentlich ganz einfach und sollte selbstverständlich sein. Vielleicht ist die noch recht frische Regelung, dass auch Familienväter sich eine Auszeitim Job nehmen und bei ihren kleinen Kindern bleiben während ihre Frau arbeiten geht schonmal ein erster Schritt in die richtige Richtung und lässt den ein oder anderen Menschen umdenken und seine steifen Paarkonstruktionen über den Haufen werfen.


Liebe, hoffnungsvolle Grüße, Kai

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SigridEbert

71, Weiblich

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Re: Mein Sein - so wie ich bin

von SigridEbert am 21.02.2009 22:10

Lieber Kai,

ich finde es wunderbar, dass Du Deinem Bedürfnis nachgegeben hast und Dich hier so ausführlich über Dein "so sein" auslässt.

Es ist wichtig viel darüber zu reden und darüber zu berichten, damit mit all diesen Vorurteilen, wie - wer ist der Mann und wer ist die Frau in einer schwulen Beziehung - aufgeräumt wird. Ich glaube, der beste Weg ist immer noch Information, Aufklärung und Austausch mit Betroffenen. Was fehlt ist ein natürlicher Umgang miteinander - immer wieder treffe ich auf Menschen, die bei dem Thema "Schwule/Lesben" merkwürdig reagieren und ich dann ziemlich ungehalten werde, weil ich das unangemessen finde.

Auf Grund meiner Reaktion lenken viele dann ein und werden zugänglicher. Mich beschleicht da der Verdacht, dass die meisten erst mal so reagieren, weil sie glauben, dass das erwartet wird. Wenn sie dann merken, das sie damit auf dem Holzweg sind, erfährt man Erstaunliches - das sie das entspannter sehen, als es anfänglich den Anschein hatte.

Da frage ich mich: was soll das denn? Wo ist das Problem? Wieso können sie nicht einfach ehrlich und direkt sein? ich finde das alles ziemlich verlogen!

Mir persönlich sind schwule Männer besonders sympathisch, weil ich einen leichten Zugang zu ihrer Denkweise und ihrer Gefühlswelt finde, was ich nicht generell über hetero Männer sagen kann. Außerdem ist ein Umgang für mich als Frau mit schwulen Männern, die ich sehr mag, völlig stressfrei, ich weiß genau, dass sie mir nicht an die "Wäsche" wollen und kann auf eine Weise mit ihnen umgehen, die bei hetero Männern undenkbar wäre, wenn ich mich nicht "aufreißen" lassen will.

Für mich ist das ein sehr entspannter, schöner und auch sinnlicher Umgang, den ich sehr genieße, und das sollte hier an dieser Stelle auch mal gesagt werden. Wir können also nur gewinnen, wenn wir uns endlich so annehmen wie wir sind und uns gegenseitig Achtung und Respekt entgegen bringen.

ich umarme Dich liebevoll

Sigrid


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Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Re: Mein Sein - so wie ich bin

von Kai am 21.02.2009 22:21

Guten Abend Sigrid,

nochmals Danke für Deine Antwort ;-)

Ich denke wie Du, dass viele Menschen schonmal pauschal auf das Thema Schwule und Lesben mit Vorsicht reagieren, einfach weil sie denken, dass das so sein muss. Wenn man dann tiefer ins Gespräch einsteigt oder aber sich gar bei Ihnen als einer von den Schwulen outet, dann sehen die Reaktionen sofort ganz anders aus. Ich habe bisher oft die Erfahrung machen dürfen, dass Vorurteile gegenüber uns Homos schnell beiseite gelegt werden, sobald man einen persönlich kennt. Meiner Meinung nach spielt da viel Unsicherheit eine Rolle und bei heterosexuellen Männern, dass sie selbst für schwul gehalten werden könnten, wenn sie sich zu positiv über Schwule äußern. Dumm, aber wohl leider wahr.

Also hoffen wir durch offene Gespräche auf einen Abbau dieser Homophobie und auf mehr Toleranz im Alltag :-)

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

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Prignitzer43
Administrator

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Beiträge: 35

Re: Mein Sein - so wie ich bin

von Prignitzer43 am 22.02.2009 02:58

Eine "Schreckensmeldung" zu diesem Thema, das Kai hier angeschnitten hat. Nun kann man sagen, Chris Buttars, von dem da die Rede ist, ist in seiner Krassheit eine Ausnahme. - Ja, das ist er, kein Zweifel. So derb laut geht's nur selten zu. Aber die Homophobie hat momentan tatsächlich weltweit Hochkonjuktur. Nicht nur bei den Mormonen. Auch Benedikt XVI. haut beispielsweise zur Zeit kräftig in dieselbe Kerbe. Und mit ihm im Bunde viele sogenannte Würdenträger in der Institution "Katholische Kirche". Da grassiert momentan auch wieder eine Behauptung, von der ich gutwilliges Schaf annahm, sie sei inzwischen endlgültig aus der Welt, und diese Behauptung heiißt: "Schwulsein ist heilbar", was den Schluss zulässt: "Schwulsein ist eine Krankheit". - So, und nun lest mal, was ich bei queer.de, dem schwulen Online-Magazin, vorgestern gefunden habe.




19.02.2009 queer.de
Senator aus Utah: Schwule sind „größte Bedrohung“ weltweit

Chris Buttars, Senator des Mormonenstaates Utah, erklärte in einer Fernseh-Dokumentation, Schwule seien "wahrscheinlich die größte Bedrohung" für Amerika und die Welt.

"Das ist der Anfang vom Ende", erklärte der Republikaner in einer bislang noch nicht ausgestrahlten Dokumentation. Es wurden allerdings Teile des Interviews bereits veröffentlicht. Darin warnt Buttars: "Es ist viel schlimmer als früher: Sodom und Gomorrha waren ein lokales Ereignis. Das hier ist weltweit." Der Senator verglich Homosexuelle dabei mit islamischen Fundamentalisten und erklärte, sie hätten keine Moral. "Homosexualität wird immer eine sexuelle Perversion bleiben. Und wenn man das sagt, flippt jeder aus. Das ist mir aber egal." Schwule und Lesben charakterisierte der Senator als "gemein": "Sie wollen darüber sprechen, wie man nett sein soll. Aber die sind die gemeinsten Scheißer, die mir je begegnet sind." Schwule Aktivisten wollten eigentlich keine "Gleichheit", sondern "Überlegenheit", so Buttars.

Homo-Gruppen und demokratische Politiker kritisierten die Aussagen Buttars scharf. Sie wollen nun eine Unterschriftenkampagne gegen den Senator organisieren.

In den vergangenen Jahren hatte sich Buttars stets gegen Homo-Gesetze gewehrt. Erst letzte Woche wurde der Antrag auf ein Antidiskriminierungsgesetz im Parlament abgelehnt. Buttars erklärte in der neuen Dokumentation selbstbewusst: "Ich habe jedes derartige Gesetz gekillt, das in den vergangenen acht Jahren eingebracht wurde."

Der 66-Jährige hatte bereits zuvor mit seinen Äußerungen für Aufregung gesorgt. So brachte er im vergangenen Jahr die Schwarzen-Organisation National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) gegen sich auf, als er bei einer Debatte um ein Schulfinanzierungsgesetz sagte: "Das Baby ist schwarz. Es ist ein dunkles, ekelhaftes Ding." Trotzdem konnte er seinen Wahlkreis im Nordwesten Utahs nach der Kontroverse mit 49,6 Prozent der Stimmen knapp halten. Sein demokratischer Gegenkandidat erreichte nur 45,1 Prozent.

Utah zählt zu den konservativsten Staaten der USA. Bis 2003 wurde hier homosexuelles Verhalten offiziell noch mit bis zu sechs Monaten Haft und einer Geldstrafe geahndet. (dk)



Na, Kai, ist das nicht eine schmackhafte Meldung?

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Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Re: Mein Sein - so wie ich bin

von Kai am 22.02.2009 09:42

Ja, Hermann, ich habe diese erschreckenden Äußerungen auch schon gelesen und verfolge diese und ähnliche Entwicklungen immer auf der Homepage des "schwulen und Lesben Verband in Deutschland" www.lsvd.de


Der Papst hat ja aber auch erst kürzlich wieder eine so tolle Rede gehalten und seine ablehnende Haltung zu Homosexuellen kund getan. Ich habe mal einen Bericht dazu raus gesucht:

«Die Kirche soll die Menschen auch vor der Selbstzerstörung schützen», erklärte Papst Benedikt XVI. bei seinem traditionellen Jahresrückblick in Rom. Der 81-jährige Pontifex sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters, dass es daher genau so wichtig sei, die Menschheit vor homo- und transsexuellen Verhalten zu schützen wie den Regenwald vor der Vernichtung zu bewahren. «Die Regenwälder haben ein Recht auf unseren Schutz. Aber der Mensch als Kreatur hat nicht weniger verdient.» Demnach bedrohe Homosexualität die Menschheit ebenso wie die Zerstörung der Regenwälder. Jedes Verhalten, das über die traditionelle heterosexuelle Beziehung hinausginge, «vernichtet Gottes Werk», erklärte der Papst weiter. Es brauche eine «Ökologie des Menschen», die den von Gott gewollten Prinzipien entspreche.

Homosexuellen-Organisationen empört

Der offiziellen Linie der katholischen Kirche zufolge ist Homosexualität keine Sünde, gleichgeschlechtliche Beziehungen aber schon. Die Kirche ist gegen die homosexuelle Ehe. Noch im Oktober bezeichnete ein hochrangiger Beamter des Vatikans Homosexualität als «eine Abweichung, eine Unregelmässigkeit, eine Wunde». In der Zwischenzeit haben sich Homosexuellenverbände in ganz Europa zu Wort gemeldet und den Papst kritisiert. Mit seiner Haltung schüre Benedikt XVI. den Hass gegen Homosexuelle.


Quelle Tagesanzeiger *klick mich*


Ich hoffe einfach sehr, dass solch dummen Aussagen immer weniger werden und immer mehr Menschen toleranter und offener für andere Lebensformen werden, über ihren Tellerrand hinweg sehen...


Liebe Grüße, Kai

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Mein Sein - so wie ich bin

von Kirsten am 22.02.2009 10:01

Hallöchen :)

Vielleicht liegts an der Kursivschrift... ich hab doch tatsächlich beim ersten Lesen statt "Institution katholische Kirche" gelesen:
"Irritation katholische Kirche" ... *g* Obs auch Freudsche Verleser gibt? ;)

Für mich als Psychotante ist Homophobie eine therapiewürdige Störung, wie Hundephobie oder Klaustrophobie.
Und da müsste man mal überlegen, ob wir nicht mitfühlend tolerant einem verstörten Menschen wie diesem Politiker begegnen können. Nur, weil ich Hunde toll finde, hab ich ja nichts gegen Hundephobiker. Das scheint provokativ gemeint, ist aber von mir ganz ernst. (Muss man bei mir manchmal dazu sagen;) )

Ärgerlich wird es dann, wenn psychich mehr oder weniger verwirrte Menschen an Macht gelangen, und das passiert ja viel viel öfter, als uns lieb sein kann. Wenn sie dann, statt sich mal in eine seriöse Therapie zu begeben, ihre Störung in vollen Zügen auslleben und ihre Macht dazu benutzen, ihre persönliche Verwirrtheit zur Norm machen zu wollen. Das dies gelingen kann, dafür bietet die Historie reichlich Belege... und das endet mehr oder weniger schlimm.

Für mich also die Frage: Wie kann das sein, dass Demokratie solche verstörten Wesen zum Entscheidungsträger macht? Wieso kriegt dieser Mann die Stimmenmehrheit? Liegt das Übel nicht eigentlich im Wähler? Ich glaube ja. Keine oder falsche Informationen, Bildung in Maßen und von mieser Qualität, gepaart mit Zukunftsangst und verzweifeltem "Dazu-gehören-wollen"... das ist der Stoff, aus dem viele Wähler gemacht sind. Nicht nur in Utah ;)

Helfen könnte Bildung und Information, die dazu führt, Relativitäten zu erkennen statt Wirklichkeit festzulegen. Fragen stellen lernen, statt Antworten auf alles geben zu können.

Das fällt mir dazu so ein...

Lieben Gruß

Kirsten




Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
(Hermann Prignitzer)

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Prignitzer43
Administrator

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Re: Mein Sein - so wie ich bin

von Prignitzer43 am 07.03.2009 19:39

Mitten in Europa

Auch ein Fall von Homo-Phobie und Hass auf Schwule: Volkes Stimme. Mitten in Europa. - Zwei Meldungen des schwulen Internet-Magazins queer.de.

queer.de 26.02.2009
„Homo-Panik“: Geschworene sprachen Mörder frei

In nordwestspanischen Vigo ist ein 30-Jähriger überraschend freigesprochen worden, der zwei Schwule mit insgesamt 57 Messerstichen getötet hat.

Sieben der neun Geschworenen glaubten dem Angeklagten, der von Agenturen nur mit seinem Vornamen Jacobo identifiziert wurde, aus Notwehr gehandelt zu haben. Demnach habe der Mann Angst gehabt, von den beiden Schwulen vergewaltigt zu werden.

Die Tat ereignete sich im Juni 2006, als Jacobo in einer Bar den 27-jährigen Kellner Isaac kennen lernte, mit dem er gemeinsam Alkohol und Kokain konsumierte. Isaac lud Jacobo daraufhin in seine Wohnung ein, in der auch sein 32-jähriger brasilianischer Lebensgefährte Julio lebte. Nach Angaben von Jacobo sollen dann die beiden Gastgeber versucht haben, ihn ins Schlafzimmer zu locken – und ihn sogar mit einem Messer bedroht haben. Er sagte aus, er habe panisch reagiert, Julio das Messer entrissen und dann auf die beiden eingestochen. Der Gerichtsmediziner zählte später an Julios Leiche 35 Einstiche, auf Isaac stach Jacobo 22 Mal ein.

Die Staatsanwaltschaft erklärte, die Geschworenen hätten den Täter aus Schwulen- und Ausländerhass freigesprochen: "Es hätte mit Sicherheit einen Schuldspruch gegeben, wenn die Opfer zwei Mädchen gewesen wären und nicht zwei Homosexuelle, von denen einer dunkler Hautfarbe war", erklärte Oberstaatsanwalt Juan Carlos Horro. Man müsse darüber nachdenken, ob das angelsächsische Geschworenensystem gerecht sei. Berufsrichter hätten den Täter schuldig gesprochen, ist er sich sicher.

Erst Anfang des Monats hatte ein Geschworenengericht auf den Bahamas in einem ähnlichen Fall den Angeklagten freigesprochen. Die "Homo-Panik-Verteidigungsstrategie" wurde in spektakulären Prozessen insbesondere in den USA angewandt und führte in mehreren Fällen zu einem reduzierten Strafmaß. Schwul-lesbische Gruppen kritisieren diese Taktik, weil sie das Opfer zum Täter mache. Gerade in ländlichen Gebieten, in denen die Bevölkerung – und damit auch die Geschworenen – eine Abneigung gegen Homosexuelle haben, ist die "Gay Panic Defense" erfolgreich.

queer.de 06.03.2009
Freigesprochener Homo-Mörder: 20 Jahre Haft wegen Brandstiftung

Ein Mann, der zwei Schwule mit 57 Messerstichen erstochen hat, aber wegen "Homo-Panik"-Verteidigung vom Vorwurf des Mordes freigesprochen wurde, erhält nun wegen Brandstiftung 20 Jahre Haft. Er hatte das Haus seiner Opfer angezündet.

Der 30-jährige Jacobo Piñeiro hatte ein schwules Paar in dessen Haus erstochen. Beim Gerichtsverfahren sagte er aus, in Notwehr gehandelt zu haben. Die Geschworenen hielten ihn daraufhin für unschuldig. Dieses Urteil führte in Spanien zu wütenden Protesten und Mahnwachen.

Auf freien Fuß wird Piñeiro nicht kommen: Ein Richter hat ihn nun wegen Brandstiftung zu 20 Jahren Haft verurteilt. Piñeiro habe mit dem Brand auch das Leben anderer gefährdet, so das Gericht. Eine Verurteilung als Mörder hätte ein Urteil zwischen 35 und 40 Jahren eingebracht. (dk)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.03.2009 19:43.

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