Umpolung - Immer wieder ein Thema

1  |  2  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Älteste Beiträge zuerst ]


Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Umpolung - Immer wieder ein Thema

von Kirsten am 21.05.2009 14:36

So...

Ich hab jetzt mal ein bisschen weiter recherchiert und bin entsetzt. Nein, meine ersten Gedanken zum Thema an sich hatten mit den unsäglichen Äußerungen dieser homophoben Reparationstherapeuten rein gar nichts zu tun.

Auf Yasni fand ich dann noch ein Profil mit Links zu einer Unterschriftenliste FÜR diesen Kongress.... da hab ich mich dann mal in meinem Profil ausgetobt.



Lieben Gruß

Kirsten

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
(Hermann Prignitzer)

Antworten

Prignitzer43
Administrator

80, Männlich

Beiträge: 35

Re: Umpolung - Immer wieder ein Thema

von Prignitzer43 am 05.05.2009 15:50

Aus queer.de vom 4.5.09


CDU schwindelt Homoheiler-Kongress schön


Die Marburger CDU hat in einem Antrag an die Stadtverordnetenversammlung den umstrittenen Kongress der "Akademie für Psychiatrie und Seelsorge" (APS) mit unzutreffenden Behauptungen verteidigt. Darauf hat LSVD-Sprecher Manfred Bruns aufmerksam gemacht.

In dem CDU-Antrag heißt es wörtlich: "Das Stadtparlament nimmt zur Kenntnis, dass die Veranstalter des 6. Internationalen Kongresses für Psychotherapie und Seelsorge, APS, sowie der Verein "Wüstenstrom" und DIJG öffentlich versichern, Homosexualität nicht als Krankheit anzusehen und dementsprechend auch keine 'Heilbehandlung' und keine Konversionstherapien vornehmen."

Diese Aussage der Marburger CDU ist nachweislich falsch. Tatsächlich bekennen sich Frau Vonholdt und "wüstenstrom" zur "Reparativtheraphie". Damit ist aber dasselbe gemeint wie mit dem sonst allgemein üblichen Ausdruck "Konversionstherapie". Die unterschiedliche Ausdrucksweise ist nur eine Folge der unterschiedlichen Vorstellungen vom Phänomen "Homosexualität".

Wer der Meinung ist, dass es verschiedene sexuelle Identitäten gibt, der wird den Ausdruck "Konversionstherapie" oder "Umpolungstherapie" gebrauchen. Wer dagegen wie die DIJG und "wüstenstrom" der Meinung ist, dass alle Menschen grundsätzlich heterosexuell sind ("Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen") und dass "manche ein homosexuelles Problem haben", der wird den Ausdruck "Reparativtherapie" gebrauchen und den Ausdruck "Umpolung" als falsch zurückweisen.

Der Berufsverband "Deutscher Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie" stellt deshalb richtig fest: "Der Ausdruck 'reparative Therapie' suggeriert fälschlicherweise eine vorherige Fehlfunktion, die korrigiert werden soll." Gerade die Benutzung des Wortes "Reparativtherapie" macht deutlich, dass Frau Vonholdt und "wüstenstrom" Homosexualität als krankhafte Abweichung verstehen, die "repariert" werden muss.

Selbst die Bundesregierung hat in der Bundestagsdrucksache 16/8022 vom 12. Februar 2008 festgestellt: "Die vor allem in den 60er und 70er Jahren häufig angebotenen so genannten 'Konversions'- oder 'Reparations'-Therapien, die auf eine Änderung von gleichgeschlechtlichem Sexualverhalten oder der homosexuellen Orientierung abzielten, werden heute in der Fachwelt weitestgehend abgelehnt. Dies gründet sich auf die Ergebnisse neuerer wissenschaftlicher Untersuchungen, nach denen bei der Mehrzahl der so therapierten Personen negative und schädliche Effekte (z. B. Ängste, soziale Isolation, Depressionen bis hin zu Suizidalität) auftraten und die versprochenen Aussichten auf 'Heilung' enttäuscht wurden."

Antworten

Prignitzer43
Administrator

80, Männlich

Beiträge: 35

Re: Umpolung - Immer wieder ein Thema

von Prignitzer43 am 05.05.2009 15:39

Meine liebe Kirsten,

über Lesben möchte mich nicht auslassen, da bin ich nicht sattelfest. Ich weiß nur, dass "EMMA" vor ca 20 Jahren schon mal ihren Lesern offeriert hat, viele Lesben seien Lesben lediglich aus Protest gegen die vom Mann beherrschte Welt. Und also sollten sich noch mehr Frauen zum Lesbischwerden durchringen...

Nun ja, ich las es, aber mir schien es eher konfus. Da ist mir schon denbarer, das die Angst vor dem anderen Geschlecht einen Menschen zum eigenen Geschlecht treibt, was ja in einem gewissen Alter dank sexueller Ambivalenz, die in uns allen steckt, noch nahezu mühelos funktioniert. Sexuell relativ "festgezurrt" ist mensch ja erst... ich weiß nicht, von welchem Alter an... aber irgendwann ist mensch es eben. Und sei es auch nur aus sich eingeschliffener Gewohnheit.

Aber nun mal einzig zu den Schwulen: Was die Schwulen angeht, so ist mir und (soweit ich das überblicken kann) auch noch keinem unvoreingenommenem Sexualwissenschaftler, keiner entsprechenden Sexualwissenschaftlerin ein Fall bekannt geworden, wo der Versuch einer Umorientierung/Umpolung von Erfolg gekrönt gewesen wäre. Und das, obwohl sich wahrhaftig schon nicht wenige Männer zu solchem Versuch entschlossen haben, sei es aus religiösen Skrupeln, sei es aus gesellschaftlichen Zwängen heraus. Also aus Leidensdruck. Aber was bei dem Versuch der Umorientierung einzig belegbar hier und da funktioniert hat, war eine mehr oder weniger zeitweilige Verdrängung der ursprünglichen sexuellen Orientierung. - Doch wehe, der Betreffende nahm den Fuß von der Seele! Solche habe ich kennengelernt. Die lebten heterosexuell (Frau, mehrere Kinder, mitunter noch 'ne Geliebte), hätten sich auch an ausgewachsene Männer nie und nimmer rangewagt, denn dann wären sie ja (sich und anderen) als "Homo" aufgefallen. Aber eines Tages lief ihnen das minderjährige Bürschen Hermann über den Weg, und wenn man dem einbläut hatte: "Wehe, du verrät's was", dann tobten sie fix mal aus, was sie ansonsten "tapfer" verdrängten und worüber sie "eigentlich" auch die Nase rümpften. Was ich im Knast erlebt habe. Ich wurde geliebt, aber die mich da liebten, verachteten die Homosexuellen. Und es ging da durchaus nicht nur um einen sexuellen Notstand, obwohl das immer wieder betont wurde. - Nee, der sexuelle Notstand war es nicht! Denn wäre es der gewesen, dann hätten sie mich duchgebumst und weggeworfen. Aber die haben mich geliebt. A) mir dies in Taten bewiesen, mich vor aller Unbill geschützt, wie sie nur konnten; B) es mir auch gesäuselt (wenn sonst keiner in der Nähe war). [Ich habe es literarisch in meiner Erzählung "Liebe, trotz alledem" dokumentiert.]

Nein, ich denke, Umpolung ist nicht möglich, so wie (und das wissen wir heutzutage schier gesichert) Verführung zur Homosexualität nicht möglich ist, obwohl ja mal der leidige, irgendwann nicht mehr haltbare Paragraph 175 auf "Verführung" fußte. - Nein, nein, Homosexualität ist anzunehmen, und die Schwulen, die (warum auch immer) ein stärkeres Rückgrat haben als andere, sollten alles dafür tun, dass schwächeren Artgenossen ihr Leidensdruck, ein stets vom sozialen Umfeld erzeugter, nicht über den Kopf wächst und sie dadurch an ihrer sexueller Orientierung irre werden.

Übrigens: Die da in Marburg oder sonstwo in der Welt nach der Umpolung schreien, wollen ja auch dem Schwulen nichts Gutes tun. Ihr Eifern/Geifern (schaut man sich ihren Wortschatz an) nährt sich aus irrationalem Schwulenhass.

Euch allen liebe Grüße

von dem schwulen Hermann, dem sein Schwulsein noch keinem Tag in seinem Leben eine Anfechtung war und der allen ängstlich daherkommenden Artgenossen immer den Rücken stärkt, auf dass sie sich anzunehmen die Kraft haben. Na und ob!

Antworten

Prignitzer43
Administrator

80, Männlich

Beiträge: 35

Re: Umpolung - Immer wieder ein Thema

von Prignitzer43 am 05.05.2009 14:01

Meine liebe Sigrid,

im Grunde war der Satz aus Deinem Beitrag für mich nur 'ne Art Stichwort. Der erinnerte mich nämlich daran, was ich in meinem Leben schon mehrmals bis oftmals vernommen habe, und was mir immer großes Unbehagen beschert hat. Nicht wenige Menschen habe ich zu mir schon etwa gleichlautend sagen hören: "Also wenn alle Schwulen wie du wären... na ja also mal ehrlich, dann hätte ich garantiert nichts gegen Schwule." - Ja, das war es, was mir wieder einfiel, als ich Deinen Satz las. Du hast mir also nur das Stichwort geliefert, mal wieder was Grundsätzliches zu dem Problem der Toleranz gegenüber Schwulen zu sagen: Von Sympathie oder Antipathie darf das Maß an Toleranz nicht abhängen.

In diesem Sinne danke für das Stichwort und liebe Grüße

vom schwulen Hermann

Antworten

Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Re: Umpolung - Immer wieder ein Thema

von Kirsten am 05.05.2009 00:49

Mhmmmm... ich weiß nicht...

Ich grüble grad, ob ich das Thema mal von der anderen Seite beleuchten will. Ich versuchs mal:

Es gibt Menschen, die unter ihren sexuellen Wünschen (Neigungen, Vorlieben...egal) richtig doll leiden. Das mag einerseits seine Ursachen in unserer Gesellschaft, ihren Normen und Werten haben, andererseits KÖNNTE es aber auch Gründe im Menschen selbst haben. Menschen können sich ja auch mal (ver)irren.
Ich kenne tatsächlich Frauen, die sich "lesbisch" nennen, von denen ich persönlich (und als Psycholgin) für möglich halte, dass dies nicht ihre sexuelle Vorliebe (oder wie immer man es nennen möchte) ausdrückt, sondern ein Vermeidungsverhalten von Heterosexualität. Weil sie zum Beispiel Angst vor Männern hat oder oder...
Ich kenne einige BDSMler, die mit dieser vermeintlichen sexuellen Vorliebe eine meist schwerwiegende psychische Störung ausleben (Borderliner, Dependente....).

Könnte es vielleicht sein, dass es Männer gibt, die sich sozusagen versehentlich für schwul halten? Ich kenne nicht so viele Schwule und weiß da kein Beispiel.... deshalb komm ich hier mit Lesben und SMlern um die Ecke, die kenn ich besser....

Und kann es auch sein, dass ein Mann so sehr unter seinem Schwul-Sein leidet, dass er es loswerden möchte? Natürlich müssen wir da eine Änderung in der Gesellschaft fordern, damit sich jeder Schwule wohl fühlen kann mit seinem Schwulsein. ganz klar. Aber soll ich diesem Mann sagen: "Warte mal ab, in 100 Jahren wird es gar kein Problem mehr sein, schwul zu sein, solange musste nur durchhalten" ?

Ich frage mich also (und schweife dabei sehr ab), ob es nicht sogar Einzelfälle geben könnte, bei denen eine therapeutische Unterstützung zu einer sexuellen Umorientierung eine denkbare Maßnahme wäre? Eben weil es einen Leidensdruck geben könnte, den ich nicht in Frage stellen darf, weil nur der Betroffene selber weiß, wie es ihm geht?

Ist es echt okay, grundsätzlich zu sagen: "Du bist schwul, finde dich damit ab! Hier haste ne Anstecknadel mit "Gay-Pride" drauf, dann ist alles gut" ? Auch wenn derjenige sich wünscht, sich zu ändern und dabei Hilfe möchte?

Ich weiß, das wirkt provokativ und vor allem sind es ganz unausgegorene, unsortierte Gedanken. Eigentlich sind es eher Fragen....

Ich wollt nur mal versuchen, sie in Worte zu fassen...

Lieben Gruß

Kirsten

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
(Hermann Prignitzer)

Antworten

SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Umpolung - Immer wieder ein Thema

von SigridEbert am 04.05.2009 09:41

Lieber Hermann,

ja, da sind wir einer Meinung! Natürlich ist ein Verbrecher ein Verbrecher – ob er nun Fleischesser, Vegetarier, Veganer, Kommunist, Soziallist, Demokrat, Moslem, Jude, Christ, Buddhist, Heterosexuell, Bisexuell, Homosexuell, Transsexuell, Asexuell oder sonst was ist! Das Verbrechen ist an sich ein Verbrechen und nicht *zwingend* die Folge einer politischen, religiösen oder sexuellen Ausrichtung!

Doch Menschen mit Vorurteilen tun genau dies – das Verbrechen geschah ja weil der Verbrecher ein ... ist! Ist ja auch ganz einfach, so hat man einen Grund, warum es überhaupt geschah und muss nicht „wirklich“ nach Ursachen forschen und dabei vielleicht auf ganz andere Missstände stoßen.

Natürlich hast du auch damit Recht, dass meine persönliche Schilderung von Menschen, denen *mein* Blickwinkel fehlt, falsch verstanden werden könnte. Das habe ich nicht bedacht. War wohl zu sehr mit *meiner* Sicht beschäftigt, die das oben gesagte so selbstverständlich enthält, dass ich gar nicht auf die Idee kam, dass jemand anderer ja so möglicherweise *nicht* denkt.

Ja lieber Hermann, mir fehlt doch oft noch eine neutrale Position, von der aus ich einen „Rundumblick“ habe, wenn mich etwas so direkt *betrifft*!

Schön, dass du dann gleich zur Stelle bist und diesen Vorgang sichtbar machst!

Finde es sehr bereichernd mit dir in Kontakt zu sein! ;-)

Ganz liebe Grüße an Dich

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.05.2009 09:46.

Prignitzer43
Administrator

80, Männlich

Beiträge: 35

Re: Umpolung - Immer wieder ein Thema

von Prignitzer43 am 04.05.2009 01:41

ja sie meinte mal zu mir: „deine Freunde sind aber wirklich sehr nett, so höflich und einfühlsam.“ Ach, habe ich gesagt: „schön, dass du das bemerkst, dass sind einige der Eigenschaften, die ich besonders an Homosexuellen mag.“


Vorsicht, Sigrid. Solche Menschen, wie Du da beschrieben hast, die gibt's auch unter Homosexuellen. Aber das macht sie nicht generell aus. Generell macht sie aus, was generell auch Heterosexuelle, Bisexuelle, Transsexuelle, Asexuelle und, und, und ausmacht: Es gibt solche und solche. Prächtige Menschen, halbwegs erträgliche Menschen und - die reinsten Verbrecher. Wir Schwulen sind keinen Deut besser, keinen Deut schlechter als das Gros der Menschheit. Das muss ich immer wieder mal betonen, weil sonst passiert den Schwulen nämlich irgendwann folgendes: Nur den "guten" Schwulen, den "netten, höflichen, einfühlsamen", gesellschaftliche Akzeptanz. Und das wäre verhängnisvoll. Dann müssten wir Schwulen nämlich händeringend tagtäglich darauf achten, jedermanns Freund zu sein, weil wir ja ansonsten unsere "gesellschaftliche Berechtigung", schwul sein zu dürfen, einbüßten. - Nein, selbst die Homosexualität eines menschlichen Scheusals hat unantastbar zu sein. Antasten (gesellschaftlich ächten) darf jede und jeder lediglich das Scheusal, unabhängig von dessen sexueller Orientierung; die hat geachtet zu bleiben.

Sigrid, ich denke, da sind wir einer Meinung. Ich notiere es hier lediglich, weil Menschen, die den sogenannten Randgruppen zugerechnet werden, sehr häufig in Gute und Schlechte aueinanderdividiert werden. Die Guten lässt man laufen, und zum Ausgleich läd man auf die Schlechten erst recht alle Vorurteile ab, denn an irgendwem muss man seine Vorurteile ja austoben. Die sind nämlich (um bei den Schwulen zu bleiben) erst dann aus der Welt, wenn nicht nur der eine oder andere Homosexuelle Akzeptanz findet, sondern die Homosexualität als solche. Die hat als unantastbar gegeben hingenommen zu werden, unabhängig von der menschlichen Qualität dessen, der mit ihr ausgestatten ist. Bevor dies nicht der Fall ist, wäre Entwarnung, so nach dem Motto: "Wir Schwulen haben's geschafft", der blanke Leichtsinn.

Antworten

Prignitzer43
Administrator

80, Männlich

Beiträge: 35

Re: Umpolung - Immer wieder ein Thema

von Prignitzer43 am 04.05.2009 00:34

Seien wir froh, Kai, dass wir nicht im Senegal beheimat sind. Die würden uns da zwar nicht "umpolen" wollen, aber das Leben vor der Zeit zu verlieren, die jedem von Natur gegeben ist, halte ich auch nicht für erstrebenswert.

Hier eine Nachricht aus queer.de vom 3.5.09:


Senegal: Religionsführer rufen zur Ermordung von Schwulen auf
Religiöse Führer im Senegal haben in Reaktion auf die Haftentlassung von neun homosexuellen Männern die Gründung einer "Islamischen Front zur Verteidigung ethischer Werte" angekündigt.

Mehr als 20 islamische Vereinigungen und religiöse Führer hätten sich am vergangenen Mittwoch getroffen, um eine dauerhafte Struktur ins Leben zu rufen, teilte Bamar Gueye, Führer der Gruppe "Jamra", mit. Gueye verlas am Ausgang einer Moschee in der Hauptstadt Dakar eine Erklärung, in der von einer "gefährlichen Verschwörung gegen die religiösen Werte" die Rede war, welche die Legalisierung der Homosexualität zum Ziel habe. Offen rief der Geistliche dazu auf, Schwule zu töten. Der Prophet Mohammed habe ihm gesagt: "Wenn euch Leute unterkommen, die dabei sind, die Praktiken des Volkes Lot zu praktizieren, tötet sie."

Auch Mamadou Lamine Diop, ein populärer Imam eines Vororts von Dakar, forderte nach einem Bericht der Nachrichtenagentur APA kurz darauf dazu auf, Schwule, die ihre Sexualität ausleben, umzubringen: "Das sind Leute, die es verdienen, (...) die Friedhofsstille zu teilen (...) dass sie ganz einfach eliminiert werden."

Der westafrikanische Staat hat 12,4 Millionen Einwohner, von denen 95 Prozent Muslime sind. Der Senegal ist einer der wenigen frankophonen Länder, die gegen Schwule vorgehen. Homosexualität ist offiziell verboten und wird mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft. (cw)

Antworten

SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Umpolung - Immer wieder ein Thema

von SigridEbert am 01.05.2009 23:33

Hallo ihr beiden!

Wenn ich das hier lese kann ich schon in Wut geraten über so viel Dummheit und Borniertheit der Menschen, besonders unter den sogenannten „Studierten“!

Auf der anderen Seite aber muss ich euch auch sagen, dass es ebenso Menschen gibt, die diese Vorurteile nicht haben - Gott sei Dank!

Was heißt denn eigentlich „normal“ ?
Bin ich „normal“ nur weil ich heterosexuell bin?
Ich glaube nicht, dass ich das von mir behaupten wollte!

Wer bestimmt denn was „normal“ ist?
War dass nicht immer und zu allen Zeiten wandelbar?
Bei den alten Griechen war Homosexualität „normal“!

Im Grunde gibt es diese „Normalität“ doch gar nicht – nicht in dem Sinne wie ich es verstehe! Für mich ist jeder Mensch „anders“ und das macht die Welt ja erst so interessant und so vielfältig!

Wenn geht es etwas an wer mit wem schläft? Für mich ist es das Persönlichkeitsrecht eines jeden Menschen darüber frei zu entscheiden und sich dabei wohl zu fühlen, und niemand hat das Recht auf den anderen zu zeigen weil dieser nicht die gleiche sexuelle Ausrichtung hat.

Wenn ich solche Verhaltensweisen in meiner Umgebung mitbekomme werde ich ziemlich deutlich und lasse den anderen nicht aus der Pflicht mal über seine Äußerungen nachzudenken. Oft gibt es wunderbare Beispiele, die ich demjenigen vorhalten kann, die auch nicht „normal“ sind, in anderen Bereichen, sicher, doch genauso „treffend“! Meistens werden die Lästerer dann plötzlich ganz still.

Selbst meiner 82 jährigen Mutter, die auch ihre Vorurteile diesbezüglich hatte, habe ich nicht davon kommen lassen. Da ich einige homosexuelle Freunde habe und auch früher mit Kollegen arbeitete, die homosexuell waren, habe ich sie damit konfrontiert und endlose Debatten geführt. Doch ich lasse niemals locker wenn ich ein Ziel habe und heute kann meine alte Dame wunderbar damit umgehen, ja sie meinte mal zu mir: „deine Freunde sind aber wirklich sehr nett, so höflich und einfühlsam.“ Ach, habe ich gesagt: „schön, dass du das bemerkst, dass sind einige der Eigenschaften, die ich besonders an Homosexuellen mag.“ Wie gesagt, heute ist ihr jeder meiner Freunde willkommen. Ein Beweis dafür, dass auch ältere Menschen in der Lage sind ihre Vorurteile zu revidieren.

Ich denke Veränderung kann immer nur beim Einzelnen beginnen und von dort ihre Kreise ziehen. Nur der Einzelne muss auch den Willen haben, etwas zu ändern und sich diese Mühe eben auch machen. Doch oft ist es einfacher mit den eigenen Vorurteilen zu leben, denn dabei muss ich mich ja nicht selbst in Frage stellen!

Und ich denke, dass ist genau der Punkt – wenn ich meine Vorurteile betrachte und genauer untersuche ist eines unabdingbar – mich selbst in Frage zu stellen!

Das erfordert Mut und Ehrlichkeit, gar nicht so einfach – also sind Menschen, die solche Vorurteile haben feige und unehrlich! So einfach ist das – jedenfalls für mich!
Und das bekommt auch jeder dieser „Zeitgenossen“ von mir zu hören!

Hoffnungsvolle Grüße

Sigrid

Antworten

Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Re: Umpolung - Immer wieder ein Thema

von Kai am 28.03.2009 10:17

Na, wir werden diesen ewig Gestrigen eins husten, stimmt's Kai!


Stimmt Hermann. Mir gelingt das auch an den meisten Tagen ganz gut, da juckt es mich auch nicht, was andere Menschen denken oder sagen. Dann gibt es aber auch wieder Zeiten, wo mich abwertende Äußerungen sehr treffen und auch verletzen, wo ich einfach keine Kraft habe mein Schutzschild auszufahren und derartige Bemerkungen oder Berichte über homophobes Verhalten abprallen zu lassen. Ich bin dann sehr traurig und kann und möchte dann wenig über solch dumme Äußerungen hören, möchte einfach in Ruhe gelassen werden. Was mir dann hilft ist, dass ich eine wahnsinnig tolle Familie und liebe Freunde haben, die mich wieder auffangen und denen ich meine Sorgen erzählen darf.


Es kommt eben immer auf meine eigene Verfassung an.

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

Antworten
1  |  2  |  »  |  Letzte

« zurück zum Forum