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Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Re: Mein Sein - so wie ich bin

von Kai am 21.02.2009 09:31

Liebe Sigrid,

Danke für Deine Antwort. Es war mir ein Bedürfnis meine Gedanken und meinen bisherigen Lebenslauf mal nieder zu schreiben.

Ich wohne (leider) sehr ländlich und hier ist alles sehr überschaubar und jeder kennt jeden und redet über jeden. Ich glaube das Denken vieler Menschen ist einfach zu "hetero". Alles wird darauf ausgelegt, dass der Sohn irgendwann eine Frau findet, diese heiratet und Kinder in die Welt setzt. Kaum jemand denkt darüber nach, dass der Sohn vielleicht garnicht auf Frauen stehen könnte, lieber einen netten Mann mit nach Hause bringt und mit diesem eine Beziehung eingeht. So muss das eben wohl sein, denken viele...

Erst neulich erzählte mir ein schwuler Freund, dass seine Mutter ihn fragte, ob er in der Beziehung der Mann oder die Frau sei. Hallo??? Gehts noch??? Mensch, es muss doch nicht dieses steife Mann-Frau-Konstrukt unserer Großeltern sein, wo der Mann arbeiten geht, die Glühbirnen wechselt, jeden Samstag das Auto wäscht und die Frau ihn lecker bekocht, die Wäsche der Familie wäscht und sich in der Küche, ihrem Reich austoben darf. Manno man, wie kann man in der heutigen zeit noch so denken? Ich verstehe das nicht. Wieso sollte in einer schwulen Beziehung einer den männlichen, der andere den weiblichen Part übernehmen? Wozu, sind doch zwei erwachsene Männer. Wieso sollten nicht Beide vielleicht arbeiten gehen, dazu gemeinsam den Haushalt schmeißen und gekocht wird ebenfalls gemeinsam. Wieso kann nicht einfach jeder Partner, egal ob Mann oder Frau, sich mit seinen Stärken und Vorleiben einbringen? Ist doch eigentlich ganz einfach und sollte selbstverständlich sein. Vielleicht ist die noch recht frische Regelung, dass auch Familienväter sich eine Auszeitim Job nehmen und bei ihren kleinen Kindern bleiben während ihre Frau arbeiten geht schonmal ein erster Schritt in die richtige Richtung und lässt den ein oder anderen Menschen umdenken und seine steifen Paarkonstruktionen über den Haufen werfen.


Liebe, hoffnungsvolle Grüße, Kai

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

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SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Mein Sein - so wie ich bin

von SigridEbert am 20.02.2009 23:49

Lieber Kai,

Deine Geschichte „Mein sein – so wie ich bin“ hat mich berührt. Sie zeigt deutlich, dass eine Unklarheit über die eigene Identität Leid mit sich bringt. Für mich stellt sich die Frage, warum wir das unseren Kindern antun; wir legen sie geschlechtlich fest, vom ersten Atemzug an, ohne ihnen die Freiheit zu geben, es selbst heraus zu finden.

Es ist an der Zeit, dass wir uns von gesellschaftlichen Normen verabschieden, die Menschen kategorisieren wie Gegenstände. Jeder Mensch sollte das Recht haben, sein Lebenskonzept zu finden, ohne sich von anderen bewerten lassen zu müssen.

Dass die katholische Kirche Dein Arbeitgeber ist, ist natürlich schon eine schwierige Situation, die ich gut nachvollziehen kann. Ausgerechnet dieser Arbeitgeber zeichnet sich ja nicht durch besondere Toleranz aus, was das „Anderssein“ angeht! Jedenfalls hoffe ich für Dich, dass es gut geht!

Alles Liebe für Dich

Sigrid

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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Frauen aus den neuen EU-Beitrittsländern in der Prostitution in NRW

von Kirsten am 20.02.2009 22:25

Hallöchen :)

Ich erzähle hier mal ein wenig von einer Randgruppe, mit der ich beruflich im Moment viel zu tun habe.
In einem Vorort, dessen Namen ich mir nicht merken kann... einem Vorort von Plowtiw jedenfalls, der zweitgrößten Stadt Bulgariens... da leben fast ausschließlich Menschen einer türkischsprachigen Minderheit, Roma.
Dieses Viertel wird von EU-Politikern als Ghetto bezeichnet. 90% Arbeitslosigkeit, kaum Zugang zum Bildungssystem, zur Gesundheitsvorsorge, zu Krankenversicherungen...
Der Strom des gesamten Stadtviertels wurde einfach abgestellt, die Stromversorgung gekappt... weil seit über 10 jahren kaum jemand seine Stromrechnung bezahlt hat.
Manchmal gibt es fließendes Wasser. Ab und zu... aber erst, seit 2007 eine Hepatitis-Epidemie gewütet hat und man das auf die schlechte Wasserversorgung zurückführte. Die meisten Häuser wurden ohne jede Baugenehmigung errichtet, weil sowieso kein Roma eine erhalten hätte... und die Menschen leben seit Jahren in der Angst, ihre Häuser werden einfach abgerissen. Sie sind extremer Diskriminierung ausgesetzt.
Nur, um das mal kurz zu umreißen...
Aus diesem Viertel kommen mehr als 400 Frauen, meist junge Frauen, nach Dortmund. Warum gerade Dortmund? Ich weiß es nicht... die ersten 5 waren irgendwann da und da kamen die Freundinnen, Schwestern und Cousinen... und jetzt sind es über 400...
Sie sprechen ein Mischmasch aus türkisch, bulgarisch und romanesc und können sich nur untereinander verständigen. Sie sind fast alle Analphabetinnen und unsere vielsprachigen Infozettel nutzen nichts. Sie arbeiten als Prostituierte und haben keine Ahnung von Sex, von sicherem Sex, von sexuell übertragbaren Krankheiten oder von Empfängnisverhütung... Von ihrem Geld lebt zuhause meist eine Großfamilie. Und sie leben hier in Dortmund, zu sechst auf einem Zimmer, stehen bei jedem Wetter 16 Stunden auf der Straße, sind und werden krank und kränker und nebenbei auch schwanger.... dann wird abgetrieben. In Bulgarien kostet eine Abtreibung 50,-€... egal in welchem Monat. Mittlerweile fährt ein Linienbus zweimal wöchentlich Dortmund-Plowtiw.
Diesen Frauen gehts hier richtig schlecht, aber für ihre Verhältnisse sind sie im Paradies. Ein Waschbecken für 6 Frauen??? Wahnsinn, fließendes, sauberes Wasser!
Diese Frauen sind keine "Opfer von Menschenhandel", sie sind freiwillig hier und mit Begeisterung! Die ersten waren schon wieder zurückgekehrt, aber zuhause war es langweilig, alle Freundinnen waren hier, also kamen sie wieder zurück.
Wir erleben pro Woche ein bis zwei Abtreibungen. Wir haben eine kostenlose medizinische Notfallversorgung organisiert. Wir haben ehrenamtliche Dolmetscherinnen einmal pro Woche für ein paar Stunden. Wir verteilen Kondome und erklären mit Händen und Füßen, wie man sie benützt. Wir besorgen Schwangerschaftstest im 100er Pack.

Das alles hier, mitten in Europa, im Jahr 2009.

Und nach drei Jahren Meldeadresse in Deutschland haben die Frauen Zugang zum Sozialsystem. Hartz4, sie kommen. Wenn sie es solange schaffen. Bisher ist noch keine gestorben...

Wollt ich mal erzählen...

Lieben Gruß

Kirsten


Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
(Hermann Prignitzer)

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Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Re: Mein Mann ist ein Mann ist ein Mann!

von Kai am 20.02.2009 19:43

Liebe Kirsten,


ich finde aus Deinem Beitrag wird so toll klar, dass in unserer Gesellschaft eben viel zu viel und oft so verdammt engstirnig und scharz-weiß gedacht wird. Die Indianer waren einfach Einmalig und mit ihrer Kultur ist wohl auch ein großer Teil Menschlichkeit verloren gegangen....

Es gibt nur super wenige Dinge, wo es dieses "entweder - oder" gibt, denn meist zeigt die Natur und eben auch das Leben unzählige Facetten. Da es aber immer wieder und leider viel zu viele Menschen gibt, die eben mit dieser Vielseitigkeit und vielleicht auch Unsicherheit nicht leben können, schaffen sie Schubladen, in die sie sortieren und nach denen sie bewerten. Wer in keine dieser Schubladen passt wird eben passend gemacht oder aber kommt in die große Schublade "Freak".... Was ein Blödsinn, aber leider wohl so:#:


Hoffen wir, dass sich mal langsam etwas verändert und sorgen dafür, dass diese Engstirnigkeit immer weiter aus den Köpfen verschwindet....


Lieben Gruß, Kai

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.02.2009 19:57.

Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Mein Sein - so wie ich bin

von Kai am 20.02.2009 18:27

Hey,

ich möchte gerne etwas über mich und mein Sein schreiben, denn das habe ich in dieser Form noch nicht gemacht, aber ich denke es ist an der Zeit. Es kommt eh alles zu seiner Zeit, genau dann, wenn es richtig ist.


Auch wenn ich noch ein relativ junger Mann bin ;-) so habe ich ja dennoch schon meine Lebenserfahrungen gemacht. Dass ich "anders" bin als die große Masse, das habe ich irgendwie schon immer gemerkt. Das fing schon mit weniger als einem Jahr an. Andere Kinder in dem Alter fangen an ihre Umgebung krabbelnd zu entdecken - ich nicht. Meine Eltern sind mit mir von Arzt zu Arzt, hatten Sorge, dass ich körperliche Behinderungen haben könnte. Die Ärzte konnten nichts finden, außer, dass ich wohl etwas faul sei :D

Auch später hatte ich wenig Bock auf das, was alle anderen Kinder machen wollten. Ich hatte nichts gegen Mädchen, spielte gerne mit ihnen und Fußball war nie so mein Ding. Ich baute gerne Höhlen und erforschte die umliegenden Felder mit ihren vielen Tieren. das konnte ich stundenlang machen.

Während meiner gesamten Schulzeit wurde ich immer wieder mit meinem "Anderssein" konfrontiert, denn ich hatte immer auch viele Freundinnen, was wohl den Neid so manches Jungen mit sich brachte, der gerne auch mehr Nähe zu seinem angebeteten Mädel gehabt hätte. An diese Zeit denke ich nur ungern zurück, denn es wurde auch viel gemobbt, wie man heute so sagt. Unzählige Male wurde ich vom Radweg abgedrängt und als Schwuchtel beschimpft. Eigentlich wusste ich lange Zeit gar nicht, was eine Schwuchtel ist, aber es musste wohl etwas schlimmes sein, denn es hörte sich böse an, wie es die Menschen zu mir sagten und mir abfällige Blicke zu warfen.
Später erfuhr ich, dass Schwuchtel oder Schwule auf Männer stehen, ja sich sogar in sie verlieben ;-) Ich hatte auch einen Freund, also eigentlich einen Kumpel, aber mit ihm machte ich dann auch erste sexuelle Erfahrungen. Es gab zudem einige Mädchen, später Frauen mit denen ich Beziehung einging, die aber nie lange hielten, denn irgendwas fehlte mir. Heute weiß ich, weshalb ich nicht glücklich wurde in dieser Zweisamkeit, aber damals hätte ich mir nie eingestehen können, dass ich einfach auf Männer stehe.

In dieser Zeit kam es aber immer wieder vor, dass ich merkte, dass Männer mich anziehen, doch die Zeit war einfach noch nicht reif, um es mir einzugestehen. Meine Eltern, ja eigentlich fast nur meine Mutter, fragten mich immer wieder, ob ich vielleicht schwul sei. Nee, das verneinte ich immer wieder heftig. Auch ihre Ausführungen, dass es überhaupt kein Problem für sie sei und sie nur möchte, dass ich glücklich werde halfen mir nicht. Ich versuchte es mir einfach ab zu gewöhnen, dachte, dass dieses Gefühl für Männer schon wieder vorbei gehen würde, doch es hielt sich einfach. Mit 23/24 Jahren beschloss ich dann, dass ich keine Frauen mehr unglücklich machen möchte, nur um die Fragerei von Freunden und Familie und mögliche Gerüchte zu vermeiden. Das war einfach nicht fair und da ich noch nicht bereit war mich zu outen lebte ich von nun an eben als Single. Ging eigentlich auch ganz gut und ich schaute zwar Männern hinterher, aber für ein inneres oder gar äußeres Outing war ich noch nicht bereit.

In der nun folgenden Zeit setzte ich mich mit meiner Homosexualität aber immer mehr auseinander. Dank Internet surfte ich auf Seiten, die sich mit Outing und den Problemen die damit verbunden sind beschäftigten. Ich fühlte mich verstanden, denn ich lernte, dass es noch ganz viele Schwule und Lesben gibt, die ein Problem mit ihrem Coming Out haben. Auch meldete ich mich in einem Forum an, welches ich beim googlen fand, in einem Medizinforum. Heute frage ich mich, was das Thema Homosexualität in einem medizinischen Forum sucht? Da muss man sich ja krank fühlen :rolleyes:


Nun ja, irgendwann kam dann der besagte Tag, dass ich mich meinen Eltern mitteilen wollte. Ich wusste nur überhaupt nicht, wie ich es anstellen sollte, aber meine Mutter nahm mir diesen Schritt dann irgendwie auch ab, indem sie während eines Gespräches einfach mal wieder, nach wirklich etlichen Jahren, fragte, ob ich denn nun Schwul sei oder weshalb ich keine Freundin habe. Der Zeitpunkt war gekommen und mir eine Vorlage gegeben, die ich "nur" bejahen brauchte. Gesagt, getan. Man war das eine Befreiung. Ich glaube ich habe an diesem Tag noch bestimmt 3 Stunden bei meiner Mutter gesessen und wir haben uns ausführlich über meine Bedenken, Ängste und Sorgen, aber auch meine Hoffnung und Wünsche für meine Zukunft und mein Leben gesprochen. Ich fühlte mich so verstanden, auch wenn ich noch Bedenken hatte, wie mein Vater reagieren würde, aber auch er war die Coolness in Person.

Das machte Mut und so outete ich mich immer weiter, zwar langsam und auch immer wieder mit Angst und Sorgen vor möglichen Reaktionen, aber wirklich ALLE in meiner Familie und Freundeskreis, ja sogar drei Kollegen, reagierten durchweg positiv und erleichtert, dass sie nun endlich wussten, weshalb ich schon so lange Single sei. Für mich war es eine aufregende und auch anstrengende Zeit, die mich immer wieder viel Kraft kostete, doch ich habe soviel mehr Kraft durch meine Liebsten bekommen und bin förmlich aufgeblüht. Heute kann ich stolz sagen, dass ich ein glücklicher Schwuler bin, hätte ich auch nie gedacht :cool:


Ein kleiner Wehmutstropfen bleibt: Mein Arbeitgeber die katholische Kirche, aber daran arbeite ich gerade ;-)



Liebe Gruß, Kai

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

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Hans

75, Männlich

Beiträge: 14

Re: Homosexualität und Beruf

von Hans am 20.02.2009 13:00

Ich glaube, diese Haltung der katholischen Kirche hat sich mindestens in Europa so weit überlebt, dass es hier nicht mehr lange aufrecht zu erhalten ist. Zur Beschleunigung würde ich versuchen, es in Kirchenvorständen und kirchlichen Einrichtungen (z.B. Jugendzentren etc.) verschärft zu thematisieren. Mindestens bei angedrohten oder vollzogenen Entlassungen müsste sich eine wirksame Solidarisierung auf die Beine stellen lassen, die meinungsbildend wirkt. Es geht ja nicht *nur* um Gesetze, sondern um Köpfe und Haltungen.

Hab nicht recherchiert, darum frage ich einfach: Weiß jemand, wie es in der Sache weltweit in der katholischen Kirche aussieht? Ich vermute mal blind, dass manche Widerstände auf einer globalen Betrachtungsweise der kath. Kirche beruhen.

Gruß, Hans

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Kai

42, Männlich

Beiträge: 12

Re: Homosexualität und Beruf

von Kai am 20.02.2009 12:14

Huhu liebe Mitglieder :-)

als ich diesen Beitrag eben sah, wusste ist sofort, dass ich unbedingt etwas dazu schreiben muss, denn er könnte von mir handeln.

Ja, ich bin schwul und Angestellter der katholischen Kirche. Somit bewege ich mich immer wieder auf dünnem Eis, was wohl auch mit ein Grund dafür ist, dass ich lediglich im Freudeskreis und meiner engsten Familie geoutet bin.

Immer öfter stört es mich, aber ich liebe meinen Job und möchte ihn einfach nicht riskieren oder gar verlieren. Sicherlich weiß ich auch, dass mir so schnell nichts passieren wird, solange mir keiner meiner Kollegen oder aber gar die Herrschaften in der Führungsebene etwas wollen. Aber man weiß ja nie, denn es kann immer mal etwas passieren und schwups bin ich meinen Job los. Natürlich würde mich niemand kündigen weil ich schwul bin. NEIN, sowas würde nicht passieren, denn ich darf laut katholischer Kirche sogar schwul sein. Alles kein Problem, solange ich es nicht wage mein Schwulsein auszuleben, denn erst dann verstoße ich gegen die Grundsätze der kath. Kirche. Und das ich nicht dagegen verstoße, das musste ich bei meiner Einstellung unterschreiben, da ist die Kirche ganz gefuchst *grummel*


Naja, nun hab ich mich jedenfalls auf den Weg gemacht mein Leben in die Hand zu nehmen und werde mich weiterbilden, so dass ich irgendwann wenn ich keinen Bock mehr auf den Verein habe oder aber es "eng" wird, eine neue Stelle suchen kann. Man weiß ja nie....


Viele liebe Grüße, Kai

Mach mit - Welt Aids Tag 1.12.

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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Homosexualität und Beruf

von Kirsten am 19.02.2009 13:18

Ja, da gibts ein "darüber spricht man nicht"...
NOCH sollte man zurückhaltend sein mit einem allzu öffentlichen Outing, wenn man Angestellter eines katholischen Trägers ist und seinen Job behalten möchte. NOCH darf der katholische Arbeitgeber fristlos kündigen... oder es zumindest versuchen. Unglaublich in Europa 2009, aber wahr. Die EU kümmert sich drum, das zu ändern. Nur noch für sogenannte "verkündigungsnahe Berufe" soll die Kirche vom AGG (Allgemeines Gleichstellungs-Gesetz ="Anti-Diskriminierungs-Gesetz") ausgenommen werden.
Mal sehen, wann die EU das durchsetzen kann. Das wir hier über totalen Blödsinn reden und dass die katholische Kirche eigentlich mit ihrem Pius-Orden grad eigentlich was anderes zu tun hätte... muss ich nicht erwähnen...
Aber es ist Realität. Für manch Schwulen oder für manch Lesbe eine reale Bedrohung.
Leider ist es nicht immer so leicht, zu sagen: "Dann such ich mir einen anderen Arbeitgeber"... Die Alternative wäre nicht selten Hartz 4...
Das wissen viele Leute nicht, deshalb erzählt es weiter, macht Stimmung, dieses Gesetz muss angepasst werden!!! Damit es ein weniger "Darüber spricht man nicht" gibt!

Lieben Gruß

Kirsten

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Älter werd ich ganz von alleine....

von Kirsten am 19.02.2009 12:25

Hallöchen :)

Ich bin vielleicht naiv... aber ich habe keine Angst vor dem älter werden. Ich finde es spannend. Ich bin jetzt 44 und mal sehen, was ich in 10 oder 20 Jahren dazu sage... aber jetzt finde ich es spannend und eigentlich schon immer.
Ich glaube, ich habe es relativ gut hinbekommen, den Wunsch nach normativer Attraktivität abzulegen.
Ich hab unzählige Diäten hinter mir und so in meinem Leben insgesamt sicher 100 kilo abgenommen. Ich hab mein Taschengeld in Anti-Pickel-Kosmetik investiert, ich war sicher schon in 4 Fittnesstudios angemeldet und in letzter Zeit hab ich sogar schonmal was gegen Falten gekauft *g* Aber nur einmal...
Ich glaube, ich habs überstanden... Ich komme schon in die Wechseljahre und finde es super spannend. Ich achte selten darauf, was ich anziehe, abgesehen von der Frage wie kalt oder warm es ist. Ich kaufe mir fast nie Klamotten... ich erbe welche von Freundinnen (die mal wieder erfolgreich abgenommen haben und denen ihre Sachen zu weit geworden sind *g*) und gaaanz selten bestell ich Öko-Klamotten, mal ein T-shirt oder so... Aber eigentlich trage ich alles gerne viele Jahre lang und brauch nix Neues.
Also, mit der äußerlichen Veränderungen des Älter werdens komme ich gut klar. Ich bin total gespannt, wie ich mit grauen Haaren aussehen werde. Darauf freu ich mich richtig. Und es geht schon kräftig los... cool, so graue Strähnen :)
Befürchtungen habe ich in punkto Gesundheit, Beweglichkeit und so. Klar... Meine Bandscheiben sind angeschlagen, Rheuma hab ich seit meiner Kindheit (aber nicht sooo schlimm) und ne richtige Brille brauche ich seit einem Jahr... Ich darf schon seit Jahren nichts Schweres mehr tragen. Ich hab mich dran gewöhnt und sooo schwer war das nicht. meine Kolleginnen wissen Bescheid, die nehmen mir die schweren Sachen immer ab. Ich schreib dafür die schweren Texte;)
Ich werde mit meinem wunderbaren Mann zusammen älter. Das gibt mir natürlich ganz viel Sicherheit. Alleine sein war eh nie mein Ding...
Klar ist, wir werden im Alter arm sein. Da beißt keine Maus nen Faden ab. Da werden wir scxhauen müssen, wie wir damit klar kommen. Aber meine Jugend hab ich auch arm verbracht und fand es nicht so schlimm. Das wird schon gehen.
Was mir wirklich Angst macht, ist das Demenz-Gespenst. Aber selbst damit werden wir klarkommen. Zumindest eine zeit lang. Und wenn wir beide dement werden, nun ja, dann hoffe ich, dass wir irgendwie noch zusammen sein werden und es wissen.
Das sind so meine spontanen ideen zum Thema... naiv, oder?
Lieben Gruß
Kirsten

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Kirsten

59, Weiblich

Beiträge: 54

Offener Brief an eine, die meint, über ihren Bruder "spricht man nicht"

von Kirsten am 19.02.2009 11:16

Vorwort:
Nein, so richtig passt dieser Brief hier nicht rein. Göttin-sei-Dank bin ich mir bewusst, dass Menschen wie die hier gemeinte Dame sehr selten sind. Von daher also nicht unter "Man" zu fassen. "Man" spricht schon über ne ganze Menge mehr als diese Lady... aber ich will diesen Brief loswerden... also leg ich ihn hier ab ;) Vielleicht mag ja jemand was dazu schreiben...und wenn nicht, ists auch egal... ich bin ihn erst mal los ;)

Offener Brief an meine unbekannte Schwägerin

Es ist wirklich nicht leicht, mich so richtig böse werden zu lassen. Alle, die mich kennen, werden das bestätigen. Aber du hast es geschafft. Ich bin wirklich ernsthaft böse.

Seit etwa 5 Jahren hältst du unregelmäßigen Mailkontakt mit deinem Bruder. Einmal habt ihr Euch sogar getroffen. Das hat dich viel Überwindung gekostet und deine Familie darf nichts davon erfahren. Weil dein Bruder deine Schwester war und du nicht weißt, wie du deinen Kindern diese Ungeheuerlichkeit erklären kannst. Du befürchtest, deine Kinder könnten Schaden nehmen angesichts dieser Information.
Das könnte ich gut verstehen… wenn dein Bruder ein Mörder wäre, ein Kinderschänder, ein Monster irgendeiner Art… aber er ist einfach nur ein Transmann. Nichts Besonderes eigentlich. Tante Anke ist jetzt Onkel Arne und das seit über 10 Jahren, na und? Transidentität ist ein Teil dieser Realität. Du wirst deine Kinder nicht ewig unter der Dunstglocke deiner ganz persönlichen Wirklichkeit halten können.
Das alleine zeichnet dich für mich aber nur als nicht besonders klug aus. Ist ja nichts Schlimmes. Dumme Menschen muss es schließlich auch geben und die Familie sucht man sich nun mal nicht aus. Macht nix…
Aber das, was mich wirklich wütend macht, ist die Tatsache, dass du seit Jahren immer wieder den Kontakt per Mail und Telefon suchst. Jeder Mensch mit 5% Empfindungsfähigkeit weiß, dass das jedes mal Hoffnung wecken muss in deinem Bruder, dass es doch bald zu einem normalen zwischenmenschlichen Kontakt kommen könnte. Du weißt genug über ihn um dir dessen bewusst zu sein, dass er unendlich leidet unter der Kontaktsperre zu seiner Ursprungsfamilie. Ihr habt ihn alle ausgeschlossen, aus eurem Leben geworfen, den Kontakt abgeschnitten. Der Beerdigungstermin seines Bruders habt ihr ihm verheimlicht, aus Angst, er könnte zur Beerdigung auftauchen, vom Tod seiner Mutter erfuhr er erst Monate später… usw… Und jede Mail, jeder Anruf von Dir, du blöde Schnalle, ließ seine Hoffnung aufbrennen und seine letzten Kräfte aktivieren, NOCH geduldiger zu sein, NOCH länger abzuwarten, NOCH mehr zu leiden…. Und so machst du das jetzt seit Jahren….
Jetzt ist echt mal langsam gut. Schweren Herzens habe ich dazu eingewilligt, dass du zu unserer kirchlichen Trauung im Mai diesen Jahres eingeladen wirst. Ich hätts wohl geschafft, dir nicht ins Gesicht zu springen, dich nicht zu verprügeln oder öffentlich bloß zu stellen, auch wenn mir sehr danach gewesen wäre. Ich hätte dir verziehen. Tatsächlich. Ich hätte dir ne Chance gegeben.
Und du wagst es nun, mit der haarsträubenden Ausrede, so was „Schnulziges“ sei nichts für dich, diese Einladung abzuschlagen? „Schnulzig“? Unsere Trauung „schnulzig“? Das sagt ne Tusse, deren fast erwachsene Kinder nichts von Transidentität wissen und denen deshalb der Kontakt zu ihrem Onkel verwehrt wird? Das klingt echt schnulzig, du Hase, wie aus einem amerikanischen Spielfilm aus den 50ern. Neee, was Schnulzigkeit betrifft, bist du uns weit voraus.
Ich kann mich nicht erinnern, in meinem Leben schon einmal einem Menschen gegenüber so viel Verachtung empfunden zu haben. Dabei hab ich dich noch nie gesehen. Arne und ich sind seit über 6 Jahren zusammen und ich habe noch kein einziges Mitglied dieser Familie gesehen. Wer weiß wozu es gut ist…
10 Jahre reichen nicht aus, dass du dich mit dem Thema Transidentität deines Bruders anfreundest und deine Kinder entsprechend aufklärst? Wie lange soll es denn wohl dauern?
Wir haben einige wirklich coole Freunde und wir brauchen dich nicht. Es wäre deine Chance gewesen, eine ziemlich klasse Truppe kennenzulernen, nämlich uns. Chance vertan...
So, du emotionaler Schwachmat, ich dreh den Spieß jetzt um. Ich schütze jetzt meine Familie vor der ungeheuerlichen, traumatisierenden Erkenntnis, dass es Menschen wie Dich gibt und untersage jeglichen Kontakt zu dir.
Deinen Kinder wünsche ich von Herzen die Erkenntnis, dass das Leben wundervoll bunt und vielseitig ist und nicht nur so schwarz-weiß, wie es die Mama gerne malt.
Deine Schwägerin

Doch wenn ich vor der Dummheit die Augen verschlösse, wäre ich mit dafür verantwortlich, dass sie ins Kraut schießt.
Die wuchert nämlich schon beim Hingucken, aber was glaubt Ihr, wie die wuchert, wenn Ihr wegguckt
(Hermann Prignitzer)

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