Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

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SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von SigridEbert am 17.05.2009 19:10

Liebe Bettina,

du hast das gut herausgestellt, dass wir nichts erkennen von dem was vorgeht, solange wir in einer "Reaktion" stecken. Also indem ich bloß blind auf meinen gegenüber *reagiere* bin ich "außer" mir und somit weit von mir entfernt.

Der Begriff "außer mir sein" vor Ärger, Wut, Enttäuschung et cetera beschreibt im Grunde sehr treffend was *wirklich* vorgeht – ich bin außer meiner selbst und unfähig mich und den anderen wahrzunehmen!

In einer "Reaktion" nehme ich nichts mehr wahr von dem was in mir, um mich und in der Situation vorgeht, ich reagiere "auf und mit" inneren, unbewussten Mustern.

Das ist das Fatale daran!

Doch das würden wir nie so sehen – niemand kann mich besser belügen als ich mich selbst – dass ist eine Tatsache.

Habe ich das doch im Laufe meines Lebens auf's höchste perfektioniert!

Und genau hier beginnt jetzt mein Weg zu mehr Ehrlichkeit und Wahrheit im Umgang mit mir selbst. Dazu ist hinhören, hinspüren, in Frage stellen, Standortwechsel, und anderes notwendig um mich zu durchschauen.

"Nur wenn es mir gelingt, das zu "übersetzen" und zugleich mir selbst auf die Schliche zu kommen, nur dann kann ich etwas umwandeln... "

Du hast gut beschrieben das beides zusammenkommen muss um zu verstehen was der andere *wirklich* sagt und dass *alles zusammengenommen* die Voraussetzung für Veränderungen ist.

Wenn ich das verstanden habe, bin ich schon einen großen Schritt weiter gekommen. Denn jetzt kann ich agieren, gestalten, tätig sein – also das Gegenteil von *reagieren*!

Reagieren ist fremd bestimmt!

Agieren, gestalten, tätig sein ist selbst bestimmt!

Ich habe die Wahl – was will ich?


Will ich ein selbst bestimmtes Leben so muss ich mich an die Arbeit machen - und zwar an mir!

Ich muss mich verändern - nicht der/die andere muss sich ändern!


Doch dann gibt es keinen Sündenbock mehr, niemanden mehr der schuld ist.

Muss mal wieder ehrlich bekennen, dass das ist nicht angenehm und bequem ist, denn nun kann ich jedes Mal in den Spiegel blicken und sehe den "Schuldigen"!

Das zu ertragen geht nur in Ehrlichkeit und Wahrheit mit mir selbst.

Doch ich bekenne auch – wenn ich es mal gelernt habe geht es mit jedem Mal leichter und ich kann sogar mit einem gewissen Humor in den Spiegel blicken und mir sagen, dass ich mal wieder doof war :-)

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Bettina

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Beiträge: 23

Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von Bettina am 17.05.2009 11:52

es ist schon ein langer Weg auf der Spur der eigenen Ehrlichkeit und Wahrheit zu sich selbst.

Liebe Sigrid, dieses Zitat aus Deinem Beitrag vom 11.5. passt so gut als Ergänzung zu dem, was ich eben geschrieben habe, deshalb stelle ich es als Nachtrag noch hier unter.

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Bettina

64, Weiblich

Beiträge: 23

Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von Bettina am 17.05.2009 11:37

Liebe Sigrid!
Der von Dir zuletzt angeprochene Aspekt, was ist, wenn ich verletzt w e r d e ist äußerst wichtig. Was ist es denn eigentlich, das Verletzt-Werden?
Ich empfange eine Botschaft, sie löst bei mir Gefühle aus. Keine guten, wenn ich mich verletzt fühle. Nun bin ich vielleicht versucht, "zurückzuschlagen", indem ich meinerseits Verletzungen austeile, also beispielsweise eine Schuldzuweisung an den Anderen / die Andere gebe. Oder ich versuche, mich zu rechtfertigen. Oder ich weise mir selbst die Schuld zu.
In allen drei Varianten wird das zu keiner Problemlösung führen. Denn in allen drei Varianten (Schuldzuweisung, Rechtfertigung, schlechtes Gewissen) vermeide ich es, in mich "hineinzuhören" und herauszufinden, was meine Bedürfnisse in der Angelegenheit sind, die gerade - in einer Weise, die ich vielleicht als verletzend oder anmaßend empfinde - auf die Tagesordnung gekommen ist u n d ich vermeide dann auch, herauszufinden was in der Botschaft des Menschen steckt, der mir etwas mitteilen wollte. Welche Bedürfnisse wollte dieser Mensch äußern? Nur wenn es mir gelingt, das zu "übersetzen" und zugleich mir selbst auf die Schliche zu kommen, nur dann kann ich etwas umwandeln: eine Eskalation in einen Gesprächsansatz, wo es möglich ist, einander zuzuhören.
Im Grunde gilt auch hier: nur wenn es mir gelingt, ganz dicht bei mir selbst zu bleiben, habe ich eine Chance. Denn ohne Ehrlichkeit mir selbst gegenüber wird es mir auch nicht gelingen, zu entschlüsseln, was mein Gesprächspartner / meine Gesprächspartnerin mir eigentlich sagen wollte. Und dann könnte ich auch kein Gepräch in eine Richtung lenken, die es ermöglicht, einander zuzuhören, eventuelle Interessenkonflikte zu erkennen und einen für beide Seiten akzeptablen Kompromiss zu finden.
Also bleibt wiedermal der schwierigste Punkt in der Sache die Selbstbeobachtung und Selbsterkenntnis, also die Ehrlichkeit mir selbst gegenüber...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 17.05.2009 11:43.

SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von SigridEbert am 11.05.2009 22:55

Liebe Bettina,

Danke! :-)

Ich bin unglaublich froh drüber, durch dich hier mal meine Gedanken zu diesem Thema so ausführlich schildern und zusammenfassen zu können.

Es gibt wirklich wenig Menschen, die sich überhaupt dafür interessieren.

Ohne deine Anregungen hätte ich das wahrscheinlich nicht getan.

Dafür DANKE!






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SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von SigridEbert am 11.05.2009 22:44

Liebe Bettina,

Jetzt ist wieder etwas Zeit und ich möchte meine Gedanken fortführen, den es fehlt noch der Aspekt wenn *ich* verletzt werde. Was ist dann?

Natürlich kommt es vor, dass ich verletzt werde, oder verletzt bin.

Zunächst gibt es da die Unterscheidung – *werde* ich verletzt - oder *bin* ich verletzt!



Ich kann das unterscheiden indem ich genau zuhöre und erkenne ob es sich um Du- oder Ich-Botschaften handelt.


Verletzt *werden* ist ein passiver Vorgang – irgendeiner oder irgendetwas macht etwas mit mir. Das geschieht nur durch Du-Botschaften – du hast... du bist... du denkst... du tust... du solltest... du musst... etc. Wenn mich so jemand mit seinen Du-Botschaften verletzt, kann ich das regeln, indem ich ihm klar vor Augen führe was er tut – mit Ich-Botschaften!

Verletzt *sein* ist ein aktiver Vorgang - hier wird nichts *mit* mir gemacht, sondern *ich* mache etwas mit *mir*! Das geschieht durch die erhaltenen Ich-Botschaften.

Denn die Ich-Botschaft ist jetzt in *meine Wunde* gefallen, wie Daniel es so schön beschrieb (übrigens ein sehr treffendes und anschauliches Bild, Herr Warschauer!) und ich "übertrage" das "zufügen dieser Wunde" auf den anderen, der mir gerade seine Ich-Botschaft gibt.

Natürlich hat er nichts damit zu tun, doch er ist jetzt mein "Stellvertreter" und bekommt die ganze "Ladung" ab.

Wenn ich das nicht immer wieder erleben will, muss ich lernen diese Muster zu durchschauen, ich will mich ja nicht selbst verletzen - denn genau das tue ich ja! Und das ist der *wahre* Grund warum ich so auf meinen "Stellvertreter" einschlage!

Was da bei mir hilft ist Selbstbeobachtung und mich in Frage stellen – was geht vor – was fühle ich – warum fühle ich das – ist das der Situation angemessen – was sagt der andere wirklich.

Oder ich bespreche den Vorgang mit einem Menschen, den ich liebe, er bietet mir unterschiedliche Standpunkte an, von denen aus ich das Gesagte nun erneut betrachten kann, und dann sehe ich schnell, dass ein *Standortwechsel* einen neuen Kontext liefert.

Plötzlich ordnet sich dann auch mein verletzt *sein* und ich erkenne die wahren Zusammenhänge.

Jetzt kann ich angemessen mit dem Vorfall umgehen.

Natürlich kann ich in einer Situation nicht immer gleich aussteigen und erst mit einem geliebten Menschen reden, oder sekundenschnell analysieren was vorgeht – warum ich was fühle etc.

Doch ich kann Zeit gewinnen wenn ich ruhig und besonnen bleibe und nicht sofort reagiere, und dass kann man/frau lernen.

Muss wieder mal zugeben, dass es sich vielleicht für den ein oder anderen "einfach" anhört (von *Ungläubigen* will ich erst gar nicht reden), doch ich muss sagen, es ist schon ein langer Weg auf der Spur der eigenen Ehrlichkeit und Wahrheit zu sich selbst.

Ich bin jetzt 56 Jahre alt und mit 30 oder 40 war ich noch nicht so weit - aber ich war auf dem Weg und bin es noch - kann aber auch sagen dass es sich lohnt - sich nahe zu kommen und sich kennen zu lernen.




Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.05.2009 22:45.

Bettina

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Beiträge: 23

Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von Bettina am 11.05.2009 20:56

Ich bin nicht „liebens-würdig“ weil ich alle mit Nettigkeiten totschlage; ich bin *liebens-würdig* weil ich in gegenseitiger Achtung – mir und dem Anderen gegenüber – die Wahrheit sage.

Dieser Satz von Sigrid bietet eine Zusammenfassung, die ist zum Hinter-den-Spiegel-stecken !

Ich will hier auch nicht verschweigen, dass es nicht viele Menschen gibt, die das so sehen, und dass meine hier dargelegten Gedanken gut dazu geeignet sind mir neue Feindschaften einzuhandeln.

Sigrid, ich liebe Dich für diesen Beitrag!

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SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von SigridEbert am 11.05.2009 16:31

Liebe Bettina,

ja, die "ganze" Verantwortlichkeit liegt nicht bei mir - sondern nur *meine* – und die ist: niemals jemanden bewusst und willentlich verletzten!

Wenn ich mich daran halte "kann" ich trotzdem jemanden verletzten doch *das* liegt in "seiner" Verantwortlichkeit, wie es ja auch Daniel schon sehr anschaulich und ausführlich dargelegt hat.

Dieses Risiko ist "mein" Risiko und das "muss" ich eingehen. Sonst können wir nur an der "Oberfläche" bleiben und uns mit „Nettigkeiten“ totschlagen!

Es bedarf also einer bewussten Entscheidung von mir was ich will – die Wahrheit sagen ohne zu verletzen, wissend, dass es trotzdem passieren kann und akzeptieren dass ich mich damit unbeliebt mache und mir "Feinde" schaffe! Siehe meine 8 Heulis auf Yasni !

Das ist der Preis der Wahrheit!

Andererseits kann ich auch entscheiden immer der "nette Mensch" zu sein – dann bleibt nur Oberflächlichkeit, mit dem Strom schwimmen, auf eine eigen Meinung verzichten und die allgemein herrschende Meinung zu meiner machen – also mein "Fähnchen nach dem Wind" zu hängen. Und wenn wir uns dann auch noch alle „"lieben" und vor Nettigkeit umkommen, dann mögen mich alle!

Der Preis dafür ist ewige Dummheit und zu Lebzeiten schon tot zu sein!


In diesem Zusammenhang möchte ich zum Punkt der "Liebe" kommen –

Damit meine ich die *Liebe* "den Menschen" an sich gegenüber und nicht die "Liebe nur einem Menschen" gegenüber.

Wenn ich jemand bin der Menschen grundsätzlich liebt kann ich gar nicht anders als mich für die Wahrheit zu entscheiden – es ist im Grunde ein *Liebesakt*.

Will gerne zugeben, dass das möglicherweise ein ungewöhnlicher Gedankengang ist – doch es ist so!

Liebe und Wahrheit bedingen sich!

Für mich ist Liebe und Wahrheit nicht trennbar, doch ich meine nicht Liebe in der besitzenden Form – das ist keine.

Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich jetzt nicht auf eine Begriffsklärung von *Liebe* eingehen will – dazu wäre ein eigener Beitrag sinnvoller.

Durch den Bezug von Liebe – Wahrheit muss ich jedoch darauf zu sprechen kommen.

Wenn ich liebesfähig bin liebe ich alles und jeden – wenn ich nur einen Menschen liebe und sonst nichts und niemand, dann bin ich liebesunfähig.

Für mich ist es nur möglich so mit Wahrheit umzugehen wenn ich *liebesfähig* bin.

Auch die Fähigkeit meine Verantwortlichkeit anzunehmen ist ein Liebesakt – mir gegenüber *und* dem Anderen gegenüber.

Ich bin nicht „liebens-würdig“ weil ich alle mit Nettigkeiten totschlage; ich bin *liebens-würdig* weil ich in gegenseitiger Achtung – mir und dem Anderen gegenüber – die Wahrheit sage.

Ich will hier auch nicht verschweigen, dass es nicht viele Menschen gibt, die das so sehen, und dass meine hier dargelegten Gedanken gut dazu geeignet sind mir neue Feindschaften einzuhandeln.

Doch wie bereits ausgeführt –

Das ist der Preis der Wahrheit!


Will später gerne noch einiges dazu ausführen - jetzt ist nicht genug Zeit -

Also bis später...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.05.2009 23:15.

Bettina

64, Weiblich

Beiträge: 23

Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von Bettina am 10.05.2009 22:58

Liebe Sigrid,
Deine Hinweise sind für mich sehr hilfreich, danke! Der Weg, alle Du-Botschaften zu vermeiden und statt dessen Ich-Botschaften zu benutzen ist so einleuchtend, ich frage mich, wieso ich nicht selbst schon darauf gekommen bin. Was ja noch nicht bedeutet, dass ich diese Regel jederzeit mühelos werde umsetzen können, aber ich werde mich darin üben. Beim ersten Schritt, mir das klar zu machen, hast Du mir jedenfalls prima unter die Arme gegriffen, den zweiten Schritt (Praxis) muss ich nun alleine tun. Und was die Wirkung dieser Vorgehensweise anbelangt glaube ich, David hat wohl Recht: es ist nicht immer einschätzbar, ob ich - obwohl ich mit meiner Botschaft strikt bei mir selbst bleibe - meine Gesprächspartnerin oder meinen Gesprächspartner trotzdem verletze. Aber dann würde ich wohl in Kauf nehmen (müssen), jemanden zu verletzen. Ein solches Beispiel hast Du ja auch angeführt, Sigrid: Deine sogenannten Heulis bei yasni.

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Warschauer69

54, Männlich

Beiträge: 4

Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von Warschauer69 am 10.05.2009 18:34

Alle Achtung!, ich lese hier einen Austausch von Meinungen, dem in keiner Weise der Geruch des Auslebens von Profilierungsneurosen anhaftet. Das ist eine rare Erscheinung in Diskussionsforen. Das sollte Schule machen!

Zum Thema selbst eine Anmerkung: Ich habe immer wieder festgestellt, dass man nur in Maßen einschätzen kann, ob man einem Menschen das Verletztwerden/-sein erspart. Denn ob wen was verletzt, entscheidet häufig nicht der Absender (also nicht der, der was sagt), sondern der Adressat (also der, der es hört). Man trifft oft "wunde Punkte", von denen man sich gar nicht hat träumen lassen, dass es sie geben könnte. Da kann man mitunter auf Sammetpfoten dahergekommen sein, und der Andere hat davon trotzdem das Ohrensausen gekriegt. Auf brach in ihm eine Wunde, die man nicht zu verantworten hatte, aber die man halt unwissentlich angerührt hat, und schon hat den Betreffenden die Vergangenheit eingeholt. Von mir ein Lufthauch, und in dem Anderen ist ein Sturm ausgebrochen. Und das oft Prekäre an solcher Situation: So ein Mensch ist selten fähig zu relativieren, weil er seine Vergangenheit hartnäckig verdrängt hat. Und nun sieht er allein in mir die Ursache seines Verletztseins. Ich der Sündenbock für alle je ihm begegneten Übel. Mich macht er nun rundum verantwortlich für etwas, für das er längst Andere hätte verantwortlich machen müssen. Hat er aber nicht, hat das Fass vollaufen lassen oder musste es volllaufen lassen, konnte sich nicht wehren, und ich hatte nun rein zufällig das Pech, jener letzte Tropfen zu sein, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. - 'Na nu, was hat er denn?' denke ich. - Ja was schon: er weiß es leider selbst nicht oder er will es nicht wissen, und er nimmt den lapidaren Anlass, nämlich mich, nun für die Ursache, die mit mir herzlich wenig zu tun hat. Was ja auch allemal leichter ist, als sich auf den Grund zu gehen. Und wer kennt das nicht von sich selbst, dass nicht die Wahrheit einen trifft und schmerzt, sondern die Stelle, wo sie in einem hinfällt, die schmerzt, wenn's eine bereits mächtig wunde Stelle ist.

Ich knipse keines Menschen wegen das Licht meines Verstandes aus. Mein Verstand kann irren, aber das muss mir erst der Verstand eines anderen Menschen beweisen.(Hermann W. Prignitzer)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.05.2009 19:02.

SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Das Wahrheit-Sagen. Nur ein paar Zitate

von SigridEbert am 09.05.2009 23:46

Liebe Bettina,

ja, ich stimme dir zu dass es schwierig ist in der Praxis spontan auf diese Weise zu antworten.

Das ist nur möglich, wenn man/frau darin bereits einige Übung hat - und um deine Frage zu beantworten, ob man/frau lernen kann die Wahrheit zu sagen ohne zu verletzen – ja man/frau kann das lernen!

Natürlich hast du auch Recht, wenn du meinst, dass der Mensch schnell von dannen ziehen muss, will er nicht Gefahr laufen weiter von seinem Bekannten interviewt zu werden.

Doch wenn der Mensch bereits einige Übung darin hat, dann kann er auch das gut meistern.

Die Kunst dabei ist im Grunde immer bei sich selbst zu bleiben und jede Du – Botschaft zu vermeiden.

Anstatt zu sagen "ich möchte mit deiner Besserwisserei und mit deinen ewigen Versuchen, mir deine Meinung aufzudrücken, nichts mehr zu tun haben" sagt der Mensch – mich ermüden Diskussionen in denen ich mich nicht einbringen kann, deshalb habe ich entschieden nicht mehr mitzumachen.

Anstatt zu sagen "du hast mir noch nie zugehört, sondern hörst nur dich selbst gern reden" sagt der Mensch – ich kann mir in diesen Diskussionen kein Gehör verschaffen, und die Monologe sind für mich oft so lang, deshalb habe ich entschieden nicht mehr mitzumachen.

Anstatt zu sagen "meine Zeit und Kraft sind mir zu schade für Begegnungen, die zu nichts führen" sagt der Mensch – in diesen Begegnungen fehlen mir Einsichten, die ich mir wünsche, deshalb habe ich entschieden nicht mehr mitzumachen.

Anstatt zu sagen "ich habe beschlossen, Personen zu meiden, von denen ich nur Oberflächlichkeiten zu erwarten habe" sagt der Mensch – diese Diskussionen lassen nicht die Themen aufkommen an denen ich interessiert bin, deshalb habe ich entschieden nicht mehr mitzumachen.

Es gibt jedoch für mich eine Ausnahme: Menschen die ich liebe denen sage ich im Klartext die Wahrheit, weil ich sie gar nicht verletzten könnte. Sie wissen dass ich das was ich sage nicht sage um sie zu verletzten sondern mit ihnen in ein Gespräch kommen möchte um die Sache zu klären. Allerdings halte ich mich auch hier an die Regel - keine du-Botschaften nur ich-Botschaften!

Zu deiner letzten Frage – "Geht es mir eigentlich wirklich immer darum, meinen Gesprächspartner oder meine Gesprächspartnerin nicht zu verletzen oder bin ich einfach nur zu feige, zu sagen, was ich denke?"

Ich glaube es ist generell unangenehm jemandem etwas zu sagen, dass ihn verletzen würde. Auch ich tue das nicht, sondern versuche unangenehme Dinge auf eine Weise zu sagen die den Gegenüber nicht direkt und persönlich angreifen. Direkte persönliche Angriffe vermeide ich grundsätzlich.

Dann gibt es sicher auch Menschen die Angst vor den von dir angesprochenen Folgen haben. Ich persönlich halte es da lieber mit dem Spruch: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt’s sich völlig ungeniert!" ;-)

Nicht umsonst habe ich 8 Heulis auf Yasni! Und das ohne je irgendjemanden persönlich und direkt angegriffen zu haben. Also dafür reichte es völlig aus eine eigene Meinung zu haben und diese auch kund zu tun! :-)

Und diesen Luxus leiste ich mir! :-)

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