Das Altern - ein Fest

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Esther
Gelöschter Benutzer

Das Altern - ein Fest

von Esther am 01.04.2009 13:02


Jaja – irgendwann ist es soweit. Dann umkreisen sie Jeden, die Gedanken um das eigene Altern. Und Manche kreisen sie ein. Das Jugend- und Jungsein-orientierte Bewertungsschema der Gesellschaft, die darauf ausgerichteten Synonyme der Umgangssprache, all dies prägt sich ins Bewusste und ins Unbewusste, schlägt sich nieder im eigenen Umgang mit dem natürlichen Weitergehen aller Wesen in der ihnen zugeteilten Zeit.

Wer sich stark von der Meinung der Allgemeinheit abhängig macht, vielleicht mit (vermeintlichen) Verlusten nie gut umgehen konnte, der kann auch sicher damit nicht gut umgehen, wenn ihm die hochgejubelte äußere Jugendlichkeit sozusagen „verlustig“ geht. Ich glaube, es besteht bei älteren Menschen vielfach die Neigung, negative Ereignisse als Resultate des Alters zu sehen. Jeder Mensch hatte aber doch immer wieder im Laufe seines Lebens Schwellen in andere Lebensphasen zu überschreiten und schwierige Situationen zu meistern, das beginnt ja nicht erst mit dem äußerlich erkennbaren Alter. Die Ablehnung durch Andere, das Nicht-Attraktiv-Sein in den Augen Anderer – das passiert doch (denke ich halt) Jedem auch mal in jungen Jahren. Das Weitergehen erfordert nun mal in jedem Lebensalter Flexibilität. Ich glaube, es sind größtenteils Äußerlichkeiten – das Schielen auf die Reflexion durch die Gesellschaft, das ständige Ringen um Anerkenntnis unwichtiger Äußerlichkeiten – die manchen Menschen das Altern als Makel erscheinen lassen. Ich setze für meine Ausführungen mal die grundsätzliche körperliche und geistige Gesundheit von Menschen voraus (abgesehen von körperlichen Abnützungserscheinungen, die ein ganz natürlicher Prozess des Weitergehens sind).

Für einen körperlich einigermaßen gesunden Menschen ist es ein verqueres Denken, das ihm das Altern schwer macht. Anders kann ich es mir nicht vorstellen.
Denn was hindert einen denn daran, gerade diese Lebensphase nicht als Geschenk anzunehmen? Ein Geschenk, das es genauso voll auszukosten gilt wie einstmals die Jugend – die ja auch nicht immer nur schön war, wenn wir mal ganz ehrlich sind. Die Voraussetzungen für das Auskosten sind halt ganz einfach andere. Das muss man registrieren und sich danach körperlich und geistig ausrichten.

Ich werde in zwei Jahren sechzig. Ich freue mich irrsinnig darauf, obwohl ich noch nie Geburtstage als was Besonderes ansah oder sie besonders feierte. Aber auf den Sechziger freue ich mich, weil es absehbar ist, dass dann meine Lebensumstände leichter und freier sind. Weil ich dann erst so richtig loslegen werde.
Ich habe zum Beispiel überhaupt keine sogenannte „Sicherheit“, ich lebe immer noch am Drahtseil, ich weiß nicht, wo ich mal mein Zuhause haben werde. Mein physisches Altern zeigt natürlich Spuren, doch darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie den Kopf zerbrochen. Haha. Ich muss jetzt da mal bei einem Gedanken von Kirsten anknüpfen – also, ich hatte immer schon große Brüste, die Körbchengröße ist mir egal, ich finde mich schön. Es gibt heute so tolle BH’s in allen Variationen – ich liebe es auch, mich manchmal richtig schön zu kleiden (wie ich es mir halt leisten kann), ich liebe Seide auf meiner Haut. Am PC sitze und arbeite ich, umschlungen von großen Tüchern in traumhaften Farben. Ich liebe mein Glas Wein und das phantastische Essen, das ich mir zubereite. Ich lasse auch in meinen Körper nur mehr das, was mir gut tut. Dafür muss man nicht viel Geld haben, das ist eine Sache des Bewusstseins und der Einteilung. Ein Resultat aus den Jahren, die ich zurückgelegt habe. Ja und natürlich liebe ich die Liebe! Das wird sich nicht ändern, bis ich ins Grab falle. Ich liebe das Leben, ich bin froh, dass ich bin – dass ich mir gestatte, so zu sein, wie ich bin. Dieser Herbst des Lebens ist für mich ein großes Fest der Freude. Auch wenn ich mich nach vielen äußerlichen Beschränkungen zu richten habe, auch wenn ich oft große Anstrengungen bewältigen muss und es bei Gott nicht einfach habe. Doch dazwischen setze ich meine „kleinen Feste“, die immer mehr zu einem ganz großen Fest verschmelzen. Ich komme wieder zurück zu dem Mädchen, das ich einmal war – zu seinen Gedanken, seiner ureigensten Veranlagung, zu all seinem Fühlen. All das musste in jungen Jahren oft anderen sogenannten Wichtigkeiten weichen, wurde unterdrückt, zurückgestellt. Jetzt gehe ich Schritt für Schritt wieder ganz zu mir selber. Und das ist das Geschenk des Alterns an mich. Und das kleine Lächeln, mit dem ich das alles begleite.

Das Einzige, worum es mir leid tut, ist die entschwindende Zeit. Ich möchte noch so Vieles tun und schaffen, Freude haben und Freude bereiten. Das spielt sich nicht mehr alles mit meiner Zeit hier. Nun, ich hoffe, dass ich sehr alt werde – steinalt. Und wenn mich dann mal der Tod fixiert, werde ich ihm sagen – ok, ich habe gelebt – komm her jetzt und lass dich umarmen!

Ich wünsche euch allen ein gutes, selbstbestimmtes, gelassenes Altern!

Esther



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Warschauer69

54, Männlich

Beiträge: 4

Re: Das Altern - ein Fest

von Warschauer69 am 02.04.2009 04:19

Geschätztes Publikum, wenn Sie Ihr ganz persönliches Fest Ihres ganz persönlichen Alterns noch nicht so recht auszugestalten wissen, empfehle ich zu diesem Thema folgende Rubriken (bei google nachzuschlagen):

Das Wort zum Sonntag

Die Sonntagspredigt

Erbauliches zur Nacht

In schweren Stunden

Positiv trauern

In Würde verschimmeln

Die Kunst, sich zu drapieren

Der Sex mit dem Sensenmann



Desweiteren wäre zu empfehlen: Augen zu, und durch!

Und zum Geleit der uns hier gepriesenen Festivität ein Wort meiner Großmutter Alice Sara Goldenwieser: "Trübe Gedanken sind wie trübe Suppen: Von beidem wird einem übel."
















Ich knipse keines Menschen wegen das Licht meines Verstandes aus. Mein Verstand kann irren, aber das muss mir erst der Verstand eines anderen Menschen beweisen.(Hermann W. Prignitzer)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.04.2009 02:26.

Hans

75, Männlich

Beiträge: 14

Re: Das Altern - ein Fest

von Hans am 28.04.2009 19:52

Mann, David, bin ich froh, dass du mit 39 noch ne echte Chance hast, in den nächsten 20 Jahren vielleicht aus der Pubertät rauszukommen :D

Antworten Zuletzt bearbeitet am 28.04.2009 19:54.

Prignitzer43
Administrator

80, Männlich

Beiträge: 35

Re: Das Altern - ein Fest

von Prignitzer43 am 29.04.2009 03:00

Also wenn ich jemandem kritisch kommen wollte, und sei es auch mit Ironie, würde ich mir nicht die Pubertät als Metapher wählen. Welchen Makel haben Pubertierende, außer dass sie für die, die sich starr und steif gelebt haben, ihrer flirrenden Ambivalenz und der raraus resultieren Abenteuerlust wegen ein Dorn im Auge sind. Die Redensart, jemand sei noch nicht der Pubertät entkommen, ist für mich ebenso abgeschmackt wie die Feststellung, jemand wäre noch nicht erwachsen geworden. - Sich an allen Schuhsohlen abgelaufene Pseudospychologie, von Generation zu Generation dennoch von denen weitergetragen, die nix mehr vom Leben erwarten und dies als Tugend ausgeben. Was ich Dir jetzt nicht unterstelle, Hans. Ich stoße mich nur daran, dass Du hier (für mich unerwartet!) ins Hinz-und-Kunz-Horn bläst. Denn mit oder ohne Smiley... das mit der Pubertät ist mir allzu billig gekontert. Dagegen haben Moishes Auslassungen, so strittig oder anfechtbar rotzig sie auch sein mögen, für mich ihren Witz. Wobei ich weiß, dass jeder beim Lesen letztlich nur wahrnimmt, was er wahrzunehmen gewillt ist oder wahrzunehmen erwartet. Und da nehme ich mich nicht aus.

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SigridEbert

71, Weiblich

Beiträge: 24

Re: Das Altern - ein Fest

von SigridEbert am 01.05.2009 22:26

Nun werde ich mich auch mal hier zu Wort melden – zumal ich schon einige Male Esthers Beitrag gelesen habe und dann immer wieder versuchte, hinter die hermetischen Worte von Herrn Warschauer zu kommen. – Bisher ist mir der Sinn der Worte Herrn Warschauers entgangen und lieber Hermann, wenn ich das sagen darf - auch der Witz seiner Worte ist mir bisher nicht aufgegangen!

Für mich ist der Beitrag von Esther ihre ehrliche Bestandaufnahme und ihre Auseinandersetzung mit dem Alter und dem Altern in Bezug zu sich selbst! Zunächst ist dazu zu sagen, dass es ihr Recht ist sich in eigener Sache zu äußern und auch ihre Sichtweise gesellschaftlicher Zwänge und Verleugnungen zu schildern.

Nun muss niemand ihre Ansicht teilen, das erwartet Esther vermutlich auch gar nicht – die Frage ist aber doch, weshalb Herr Warschauer in dieser sarkastischen Weise reagieren muss? Für mich ist das Sarkasmus pur – auch bei allen Bemühungen etwas anderes zu entdecken (habe es einige Male gelesen – hat nix genützt!) kann ich nur das empfinden, wenn ich seine Worte lese. Wobei, wie bereits gesagt, mir der Sinn und die Absicht völlig unklar bleibt!

Nun wüsste ich gerne von Ihnen, Herr Warschauer, ob es für Sie auch eine Form der Kommunikation gibt, die verständlich ist, die nicht sarkastisch ist, die nicht auf gewisse Weise verletzend wirkt?

Beispiel: „Tja, Frau H e b e i n, Sie kamen (mal wieder) nicht drumherum. - Trösten Sie sich, Sie sind nicht allein. Wilhelm hat schon ihrer Viele in Fallen tappen lassen. 

Und fragen Sie jetzt ja nicht, wie ich das meine; seien Sie mit sich gnädig. Gönnen Sie sich diese Schamschwelle. - Wenigstens diese eine.“

Das empfinde ich als verletzend! Außerdem beschleicht mich das Gefühl, dass ich es hier mit einem Menschen zu tun haben muss, der sich großartig vorkommt und sich allem und jedem überlegen fühlt. Gut, das sei Ihnen gegönnt Herr Warschauer – jede Jeck is anders – sagen die Menschen hier im Rheinland, und damit bringen sie ihr Verständnis und ihre Gelassenheit dem „Anderssein“ des anderen zum Ausdruck. Da ich hier geboren bin und hier lebe, habe ich eben diese Haltung.

Trotzdem frage ich mich ob eine Plattform wie diese, auf der es ja vor allem darum gehen soll: „Eine Community für Menschen, die sich stetig bemühen, Vorurteile abzubauen, indem sie auf andere Menschen zugehen, um mit ihnen ins Gespräch kommen. Und wer meint, er hätte keine Vorurteile, der hat es bisher versäumt, sich kennen zu lernen.“ der richtige Platz ist, in einer Form zu kommunizieren, die nicht dazu geeignet ist auf Menschen zu zugehen um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Ich würde gerne mit Ihnen, Herr Warschauer, ins Gespräch kommen, die Frage ist allein: Wollen Sie mit irgendjemandem ins Gespräch kommen?

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